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spiegeln mit dazugehörigem Spiegelgriff (Taf. 22,10),
ferner feingearbeitete Bronzestrigiles (Taf. 22, 6—9;
65, 9). Schmuck fehlt in unseren Lagern, wenn
man von bestimmten Nadeln mit verziertem Kopf
(Taf. 24, 8—11; 66, 11)131 absehen will.
Ebenso zahlreich wie in anderen Kastellen waren
verschiedene Schlüssel (Taf. 22, 11—13; 52,
1—3; 66, 1. 2) sowie große und kleine Glöckchen
(Taf. 21, 12—16; 52, 4. 5; 65, 6). Als Radnaben-
stift wird man den Gegenstand Taf. 22, 4 deuten
dürfen. Taf. 65, 1 zeigt einen einarmigen R a d a b -
weiser, wie sie A. Alföldi zusammengestellt
hat132. An Beleuchtungsgerät ist zu nennen die
Bronzelampe mit runder Volutenschnauze aus
Burghöfe (Taf. 52, 15)133.
Zusammenfassung
Bei der Ordnung und Datierung der Fibeln von
Aislingen konnten enge Beziehungen zu den Bestän-
den aus Vindonissa und Hüfingen festgestellt wer-
den, die gegenüber den Fibeln von Hofheim eine
etwas andere Zusammensetzung aufweisen. Auf
diesen Unterschied hat schon Ritterling134 aufmerk-
sam gemacht. Die drahtförmigen Fibeln vom Mittel-
lateneschema sind in Aislingen und Vindonissa
verhältnismäßig stark vertreten (Aislingen 11,5%).
In Hofheim ist der Prozentsatz weit geringer (0,7%).
Auf der anderen Seite tritt die in Hofheim häufigste
Fibel, Typus I b = Almgren20 (22,7%), in Aislingen
(5,8%) und Vindonissa nur in geringem Maße in Er-
scheinung. Pannonische Fibeln, gallische Flügelfibeln,
Distelfibeln und Fibeln vom Nertomarus-Typ, die
alle in Aislingen und Vindonissa und z. T. in Hü-
fingen vertreten sind, fehlen (zufällig?) in Hofheim.
Der Unterschied im Fibelbestand der einzelnen Lager
ist aber nur bei den Spiralfibeln zu beobachten. Der
Formenvorrat an Scharnierfibeln zeigt in allen La-
gern dasselbe Bild: Aucissafibeln, Fibeln mit ge-
strecktem, profiliertem Bügel und Scheibenfibeln fan-
den sich hier wie dort in gleicher Ausprägung. Der
Grund hierfür mag darin gesucht werden, daß die
frühkaiserzeitlichen Spiralfibeln, die sich durchweg
von spätlatenezeitlichen Vorbildern ableiten lassen,
die typischen Merkmale dieser Vorbilder über-

nommen und weitergebildet haben. So können wir
einerseits mehr westlich-gallische Elemente, zum
anderen mehr oberitalische oder ostalpine Züge
fassen. Die Scharnierkonstruktion dagegen ist eine
römische Erfindung, Scharnierfibeln waren daher
»international«.
Die Fibeln von Aislingen konnten im wesentlichen
in der ersten Hälfte des 1. Jahrhunderts n. Chr. unter-
gebracht werden. Versucht man aus den Fibeln von
Aislingen und Vindonissa Anhaltspunkte für das
zeitliche Verhältnis beider Lager zu gewinnen, so
muß man feststellen, daß in Vindonissa noch Fibeln
auftreten (Hülsenspiralfibeln vom Langton-Down-
Typ, Frühformen der Nertomarus-Fibeln mit reich
gegittertem Nadelhalter), die auch in Oberhausen
und auf dem Auerberg vorkommen, in Aislingen
aber fehlen. Vindonissa muß, nach den Fibeln zu
urteilen, früher begonnen haben als Aislingen. Eben-
so liegt Vindonissa früher als Hüfingen. Andererseits
macht der Fibelbestand von Rißtissen gegenüber dem
von Aislingen und Hüfingen deutlich einen jüngeren
Eindruck.
Die übrigen Bronzen sind zum großen Teil mili-
tärischer Art. Es konnte festgestellt werden, daß die
Ausstattung des römischen Heeres in frührömischer
Zeit über weite Gebiete hin genormt war. Auf diese
Tatsache hat Werner bei der Bearbeitung der durch-
brochen gearbeiteten Sattelriemenbeschläge hinge-
wiesen135. Schon am Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr.
und vor allem in der Limeszeit hat das römische
Heer diese Einheitlichkeit in der Ausstattung weit-
gehend verloren1’6. Welcher Art die Besatzung unse-
rer Kastelle war, läßt sich aus dem archäologischen
Material nicht eindeutig bestimmen. Nach den zahl-
reichen Bestandteilen vom Pferdegeschirr zu urteilen,
müssen wir mit einem größeren Anteil von Reiterei
rechnen137.
131 Zu den Nadeln Taf. 24, 11 vgl. V. v. Gonzenbach, Jahres-
ber. d. Ges. Pro Vindonissa 1950/51, 3 ff. insbes. 14 ff.
133 Arch. Ert. 48, 1935, 190 ff. (A. Alföldi).
133 Loeschcke, Lampen 321 ff.
134 Hofheim 133 Anm. 157.
135 Festschr. R. Egger 1 (1952) 428.
136 Camulodunum 335.
137 Hofheim 165 Anm. 199.

FUNDE AUS EISEN UND BEIN

Ausriistungs- und Pferdegeschirrteile
Das P i 1 u m , die römische Nationalwaffe, ist in
Aislingen mit drei Spitzen (Taf. 27, 1—3) vertreten,

deren Querschnitt bei 1 eine sechseckige, bei 2 und 3
eine quadratische Form aufweist. Der dünne Eisen-
schaft ist bei allen Spitzen bis auf wenige Zentimeter

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