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von Vorräten verwendet, so diente er nach seiner Zer-
störung durch Feuer als Abfallgrube für die ebenfalls
durch Brand vernichteten Scherbenmassen eines großen
Geschirrdepots (vgl. S. 54 ff.). Der Keller war bis zum
oberen Rand mit diesem Scherbenschutt gefüllt, sodaß
an dieser Stelle schon vor der Ausgrabung größere
Mengen aufgesammelt werden konnten. Im Schutt lag
neben zahlreichen Eisennägeln und verschmolzenen
Bronze- und Glasstückchen eine größere Anzahl von
verbrannten Hüttenlehmbrocken, die auf einer Seite
ein tannenzweigartiges Muster und den sich immer wie-
derholenden rückläufigen Namen CELATVS aufweisen.
Muster und Namensstempel wurden vermutlich mittels
eines Rollrädchens in den weichen Lehm gedrückt49.
Einen weiteren Erdkeller (Nr. 13) entdeckte man
westlich der Straße am Weg von Burghöfe nach Mer-
tingen. Er hatte ähnliche Ausmaße wie der erste, war
6 m lang, 4,5 m breit und 2,8 m tief. Der Eingang be-
fand sich hier an der Ostseite. Man konnte also beide
Keller von der Straße aus betreten. Die Treppe war
hier nur 1,9 m lang und 1,8 m breit. Die verkohlten
Reste der Eichenholzstiege (?) waren gut zu erkennen.
Die Wände des Kellerraumes waren ebenfalls mit Holz
verschalt, einen Querriegel beobachteten die Ausgräber
nicht. Am Boden der Südseite lag ein verkohlter, vier-
kantiger Balken. An der nordwestlichen Ecke erweiterte
sich der Keller zu einer kleinen Nische, in der sich, nach
Angaben des Ausgräbers, einTöpferofen befunden haben
soll, der aber völlig verstürzt war. Die Brennfläche be-
trug 1,4 x1,4 m. Die durch die Hitze gerötete Südwand
des Ofens stand noch 1,1 m hoch. In einer Höhe von
90 cm vom Kellerboden konnte man ein 20 X 20 cm
messendes Schürloch (?) erkennen. Der Töpferofen soll
in zweiter Verwendung nur noch als Wandnische gedient
haben, denn es lagen in ihr einige Gefäße (Taf. 46,
3. 5), 3 eiserne Lanzenspitzen, 2 Eisenschlüssel und zahl-
reiche Eisennägel. Die Funde sind, von den Gefäßen ab-
gesehen, nicht mehr zu identifizieren. Ferner standen
auf dem Kellerboden mehrere Gefäße, von denen 4 un-
versehrt geborgen werden konnten (Taf. 46, 1. 2. 4. 6).
Außerdem fanden sich auf der Südseite 2 Bronzeglocken
(Taf. 52,4). Die größere Menge unbearbeiteten Lehms, die
man an der Nordwand des Kellers antraf, könnte den

Gedanken an einen kleinen Töpfereibetrieb nahelegen.
Der Kellerraum selbst wurde nach seiner Zerstörung
durch Brand mit allerlei Schutt zugefüllt. In diesem
Schutt fanden sich blaue Melonenperlen, das Bruchstück
einer Tonlampe (Taf. C 16), mehrere Bronzemünzen,
Eisennägel, bemalter Wandverputz und Tierknochen.
Die Funde konnten, von der Tonlampe abgesehen, nicht
mehr identifiziert werden.
Der dritte Erdkeller (Nr. 7) war von der Ostseite
des Steinhauses überlagert, konnte daher auch nur teil-
weise ausgegraben werden. Die Maße gleichen, soweit
festgestellt, denen der beiden anderen Keller: Tiefe
1,8 m, Breite 4,9 m. Die Länge konnte nicht ermittelt
werden. Der Zugang lag auf der Westseite, also nicht
auf der Straßenseite und war 1,4 m lang und 1,3 m
breit. Auch dieser Keller besaß ursprünglich Holzver-
kleidung, wie die verkohlten Reste zeigen. Der Kel-
lerschutt enthielt dieselben verbrannten Hüttenlehm-
brocken mit dem tannenzweigartigen Muster wie im
Keller Nr. 1, ferner eiserne Türbeschläge, das Stein-
gewicht einer Falltüre, Eisennägel und einige Scherben.
Die Funde sind ebenfalls nicht mehr zu identifizieren.
Westlich der in das Kastell führenden Straße stieß
man auf die Fundamente eines nahezu quadratischen
Steinbaues (Nr. 5) von 38x28 m Seitenlängen und ge-
teiltem Innenhof. Dieser Innenhof wurde im Westen durch
eine Flucht von 6 kleinen Räumen und im Osten durch
einen schmalen Korridor abgeschlossen. Der südliche
Teil des Innenhofes soll mit Ziegelpflaster ausgelegt ge-
wesen sein. Die Fundamente (etwa 70 cm stark) be-
standen aus Bruchsteinen in schlechtem Mörtelverband.
Sowohl der Erdkeller Nr. 3 als auch die Grube mit
„frühen“ Sigillaten wurden von diesen Fundamenten
überbaut, sie sind also jünger, vielleicht sogar erst nach-
kastellzeitlich, dies um so eher, als auch über der Ein-
füllung des äußeren südlichen Kastellgrabens Steinfunda-
mente zum Vorschein kamen, die vielleicht in irgend-
einer Weise mit unserem Bau in Beziehung standen.
49 Ber. RGK 37/38, 1956/57, 232 Nr. 62. Die hier gegebene
Deutung ist fraglich, da es sich bei den Scherbenmassen nicht
um Fehlbrände einer Töpferei, sondern um ein zerstörtes Ge-
schirrdepot handelt.

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