Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Auf je 100 Stück umgerechnet ergibt:

Augustus
Tiberius
Caligula
Hofheim
34,7%
48,2%
17,1%
Aislingen
37,2%
46,6%
16,2%
Burghöfe
20,6%
55,2%
24,2%
Rißtissen
20,4%
52,7%
26,9%


1
Augustus


2
Tiberius


3
Caligula


nach dem relativ größeren Anteil der älteren Prä-
gungen Hofheim und Aislingen früher begonnen
haben müssen als Burghöfe und Rißtissen25.
Wenn die Errichtung des Kastells Burghöfe mit
dem Ausbau und der Fertigstellung der Via Claudia
durch Kaiser Claudius (46/47 n. Chr.) in einem inne-
ren Zusammenhänge steht, wie wir es im letzten
Kapitel vermuten, so wird diese Annahme durch den
numismatischen Befund gestützt. Das Kastell Ais-
lingen hatte dann vielleicht schon ein Jahrzehnt vor-
her bestanden. Nicht so klar läßt sich aus den Münz-
reihen das Ende der Lager ablesen. Vor allem in
Burghöfe verwischen sich die unteren Grenzen durch
die das Militärlager überdauernde Zivilniederlas-
sung. Doch muß das Kastell nach dem relativ hohen
Prozentsatz an Münzen des Vespasian in frühflavi-
scher Zeit besetzt gewesen sein. Da aber das vermut-
liche Nachfolgekastell von Burghöfe, Munningen26,
nach Ausweis der Münzen und der übrigen Funde in
domitianischer Zeit einsetzt, dürfte die Besatzung
von Burghöfe kaum länger als bis zum Jahr 80 n.
Chr. hier stationiert gewesen sein.
In Aislingen dagegen nehmen die Kupferstücke
nach Tiberius konstant ab. Ein Bruch dürfte zwischen
Nero und Vespasian liegen. Zwar ist der Anteil
neronischer Münzen ebenfalls sehr gering, doch ist
dabei zu bedenken, daß die Prägetätigkeit dieses
Kaisers für Kupfer erst in den Jahren 63/64 n. Chr.
einsetzte27. Die wenigen Münzen Vespasians weisen
darauf hin, daß der Platz in dieser Zeit noch nicht
völlig verlassen war, doch reichen sie schwerlich aus,
um aus ihnen eine volle Besetzung des Kastells ab-
zuleiten.

Abb. 4. Graphische Darstellung des relativen Anteils römischer
Fundmünzen von Augustus bis Caligula in den Kastellen
Hofheim, Aislingen, Burghöfe und Rißtissen.
In den Diagrammen I und II (Abb. 4) sind diese
Verhältnisse graphisch dargestellt. Das Verhältnis
der augusteischen Prägung zur tiberischen beträgt in
Hofheim etwa 72 : 100, in Aislingen etwa 80 : 100.
In diesen beiden Lagern liegt also der Anteil der
älteren Prägung verhältnismäßig hoch. In Burghöfe
und Rißtissen hält er sich dagegen wesentlich niedri-
ger: In Burghöfe 38 : 100 und in Rißtissen 39 : 100.
Das Verhältnis der augusteischen Münzen zu denen
des Caligula beträgt in Hofheim 100 : 49, in Ais-
lingen 100 : 44. Die ältere Prägung überwiegt also
die jüngere. Gerade das umgekehrte Bild ist in Burg-
höfe (100 : 117) und Rißtissen (100 : 131) zu
beobachten.
Aus diesem Befund darf man mit aller bei solchen
Zahlenvergleichen gebotenen Vorsicht schließen, daß

Zusammenfassung
Aus Aislingen und Burghöfe liegt eine genügend
große Menge von Fundmünzen vor, um aus ihnen
chronologische Schlüsse auf die Besetzung dieser
beiden Plätze ziehen zu können. Dabei war es wich-
tig, alle Unsicherheiten und Störungen aus der Münz-
reihe, soweit wie irgend möglich, auszuschalten.
Die verhältnismäßig große Zahl von Denaren
in Burghöfe legte die Vermutung eines unerkannten
Schatzfundes nahe, so daß bei der weiteren Aus-
wertung nur die Kupferstücke herangezogen wurden.
Bei einem Mengenvergleich älterer und jüngerer
Prägungen in Aislingen und Burghöfe ergaben sich
wichtige Hinweise auf die relative zeitliche Abfolge
25 Eine spätere Besetzung Rißtissens gegenüber Aislingen
vertritt auch Kraft, Jahrb. f. Numismatik u. Geldgesdi. 7,
1956, 60 Anm. 83.
28 ORL. B VI 2 Nr. 68 a (1929).
27 RIC 1 (1923) 138 ff.

32
 
Annotationen