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italischen, sondern auch mit arretinischen Erzeugnis-
sen30. Wie weiter unten im Zusammenhang gezeigt
werden soll, kann der Beginn der oben genannten
Stationen mit der Verlegung des Legionslagers von
Oberhausen nach Vindonissa (16/17 n. Chr.) in Ver-
bindung gebracht werden. Die frühesten Aislinger

Sigillaten müssen demnach von diesem Zeitpunkt ab-
gerückt werden und die Datierung von Knorr, der
eine Gründung dieses Lagers in spättiberischer Zeit
für wahrscheinlich hielt, besteht sicher zu Recht.
Noch etwas später müssen dann Burghöfe, Unter-
kirchberg und Rißtissen begonnen haben.

DIE ÜBRIGE KERAMIK

Handgemachte Ware, rauhwandiges Kochgeschirr
und rädchenverzierte Ware
Handgemachte Ware (Taf. 1, 1—20; 42, 1—21; 56,
1—7; 68, 15—18). Es handelt sich hierbei in der
Hauptsache um einfache bauchige Töpfe mit einge-
zogenem oder leicht aufgebogenem Rand und ver-
einzelt um Schüsseln, Näpfe und Gefäßdeckel. Der
Ton ist durchweg graubraun bis schwarz, mäßig
hart gebrannt und mitunter mit kleinen Quarzstein-
chen durchsetzt. Die nur flüchtig geglättete, zum Teil
geschmauchte Oberfläche weist in vielen Fällen starke
Rußspuren auf, ein Zeichen dafür, daß diese Gefäße
unmittelbar am Feuer standen. Drei verschiedene
Verzierungsarten treten auf: Kammstrichbündel,
einfache Stempelmuster und eingeritzte Zickzack-
oder Wellenlinien. Während sich die beiden letzten
Dekorationen in der Regel auf der Schulterzone be-
finden, bedecken die Kammstrichbündel den ganzen
Gefäßkörper.
In Form, Technik und Verzierung erinnern diese
Gefäße unmittelbar an spätlatenezeitliches Ton-
geschirr. E. Ettlinger1 konnte eine typologische
Reihe von den latenezeitlichen Töpfen aus der Sied-
lung bei der Basler Gasfabrik2 über die augusteischen
vom Münsterhügel in Basel3 zu den entsprechenden
Gefäßen aus Vindonissa aufstellen. Der Zusammen-
hang mit dem latenezeitlichen Element ist auch bei
unseren Gefäßen unverkennbar, kehren doch Ein-
zelheiten wie die Zickzacklinie auf der Schulter
(Taf. 1, 1. 2. 4), die schräg gestellten Ovalstempel
(Taf. 1, 15) und die Dreieckeinstiche (Taf. 1, 14) auf
zahlreichen Töpfen aus der Siedlung bei der Basler
Gasfabrik wieder4. Die größte Verbreitung dieser
Töpfe fand Ettlinger im helvetisch-raurakischen
Raum, man wird indessen das rätische Gebiet bis
zum Lech noch mit einbeziehen dürfen. Außer den
Donaukastellen sind Augsburg, Kempten und der
Lorenzberg bei Epfach als weitere Fundorte zu nen-
nen5. In Vindonissa scheint diese Ware noch im drit-
ten Viertel des ersten Jahrhunderts n. Chr. herge-
stellt worden zu sein. Auch in frühflavischen Kastel-

len kommt sie vor6, wird jedoch kaum über das erste
Jahrhundert hinaus gereicht haben. Obgleich es un-
verzierte handgemachte Töpfe und Näpfe in Rätien
während der ganzen römischen Periode gab7, sind
die hier besprochenen Gefäßtypen nur für die frühe
Kaiserzeit charakteristisch.
Die handgemachte Ware spielt jedoch mengen-
mäßig gegenüber dem auf der Töpferscheibe herge-
stellten rauhwandigen Kochgeschirr (Taf. 2, 1—24;
3, 1-24; 42, 23-26; 43, 1-7; 56, 8-15; 68, 11-14)
nur eine untergeordnete Rolle. Zahlreich vorhanden
sind vor allem die verschiedenen Formen der Töpfe,
von denen die sogenannten Auerbergtöpfe
zunächst besprochen seien. Namengebend für diesen
Gefäßtyp war der Auerberg (Ldkr. Schongau)8, die
1 Ettlinger, Vindonissa 11.
2 E. Major, Gallische Ansiedlung mit Gräberfeld bei Basel
(1940) 41 ff.; vgl. Vogt, Lindenhof Abb. 32, 14. 15; Taf. 35,
1. 2.
3 Fellmann, Basel Taf. 6, 2.
4 Es handelt sich um die verzierten Kochtöpfe Major a. a. O.
45 ff. Das Zickzackmotiv findet sich auf dem Topf Abb. 31,1;
Taf. 9, 8. Ovalstempel zeigen Taf. 7, 9—14, Dreieckeinstiche
Taf. 7, 19-22.
5 Cambodunumforschungen 1953 II Taf. 2, 1—5. 8. 9; Zick-
zackmuster auf der Schulter ferner: Inv. o. 153. In Augsburg
fanden sich diese Gefäße in frühen Schichten an zahlreichen
Stellen (nach frdl. Mitteilung von L. Ohlenroth, Verbleib:
Maximilians-Mus. Augsburg, unveröffentl). Die Funde aus den
Grabungen auf dem Lorenzberg bei Epfach werden z. Z. bear-
beitet. Die bekannte handgemachte Ware aus Hüfingen im Stil
»Basel-Gasfabrik« (Germania 11, 1927, 118 Abb. 8; Revellio,
Hüfingen, Taf. 16, 1—20) ist zweifellos älter als das frührömi-
sche Kastell, Anz. f. Schweiz. Altkde 33, 1931, 47 f. (E. Vogt);
Ettlinger, Augst 37 Anm. 7; 91 f.; Bad. Fundber. 20, 1956, 121
Anm. 16 (R. Nierhaus).
6 So in Günzburg nach frdl. Mitteilung von L. Ohlenroth
und nach eigener Durchsicht des noch zum größten Teil ver-
packten Materials im Mus. Günzburg. Hier vor allem sehr
viele Töpfe mit Wellenlinien bzw. Zickzackbändern auf der
Schulter. Einfache Töpfe mit Kammstrich u. a. in Sulz (ORL.
B V, 2 Nr. 61a Taf. 3, 11.12) und Waldmössingen (ORL.
B V, 2 Nr. 61 b Taf. 4, 8—10), ferner in Faimingen (Drexel,
Faimingen Taf. 11, 27).
7 Drexel, Faimingen 87 ff. Vgl. die Bemerkungen von
R. Nierhaus zur Keramik der bürgerlichen Siedlung »Mühl-
öschle« Gemarkung Hüfingen, Bad. Fundber. 20, 1956, 116 f.
8 Beitr. z. Anthr. u. Urgesch. Bayerns 16, 1907, 80 f.

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