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genfadengläsern43 hat unser Becher nichts zu tun.
Vielleicht besteht ein Zusammenhang mit bestimm-
ten Glasbechern mit Bogenrippen, wie sie aus den
Tessiner Gräberfeldern bekannt sind44.
Steilwandiger, fußloser Teller (Taf. 13,
17) aus smaragdgrünem Glas. Das vereinzelte Stück
aus Aislingen gehört zu einer Gruppe von Gläsern,
die sich in Technik und Form scharf umreißen las-
sen45. Die Herstellung geschah in der Weise, daß die
flüssige Glasmasse in einen aus einem Stück gefertig-
ten Model gepreßt, nach dem Erhärten abgeschliffen
und poliert wurde. Charakteristisch für die so herge-
stellten Gläser ist einmal das Smaragdgrün (neben
dunklem Blau und Rot) und zum anderen die Bezie-
hung zu bestimmten Sigillataformen. So kann man
auch aus unserem Bruchstück mühelos die Form des
fußlosen Sigillatatellers Drag. 22 (Hofheim Typ 11 A)
erkennen. Die Datierung der ganzen Gruppe in die
Zeit von Augustus bis Claudius ist durch Vorkom-
men in Haltern, Vindonissa, Aislingen, Camulodu-
num u. a. gesichert46.
Rippenschalen (Taf. 13, 27—31). Diese
dickwandigen Schalen mit ihren sich zum Boden hin
verjüngenden kräftigen Rippen kamen in allen
Donau-Kastellen mehr oder weniger zahlreich zum
Vorschein. Die großen, flachen Schalen (mit 20 cm
Durchmesser und darüber, vgl. Taf. 13, 31) sind in
Aislingen mit 25—28 Stück, die kleineren, fast halb-
kugeligen Schälchen (vgl. Taf. 13, 29) mit etwa
5 Stück vertreten. Sie bestehen alle aus wassergrü-
nem, bläulichem und mitunter blaßgelbem Glas. Die
in Aislingen vorkommenden marmorierten Schalen
wurden schon auf S. 58 besprochen. Ihre Herstellung
verlief ähnlich wie bei den oben besprochenen Ge-
fäßen: Die Glasmasse wurde in eine Model ge-
gossen und gepreßt, der gerippte Teil nach dem Er-
härten feuerpoliert und der übrige Teil abgeschliffen
und ebenfalls poliert. Während des 1. Jahrhunderts
gehörten diese Schalen zu den beliebtesten Glas-
gefäßen. Gegen das Ende wurden sie seltener und
traten im 2. Jahrhundert nur noch sporadisch auf47.
Halbkugelige und konische Becher
(Taf. 13, 10—13; Abb. 12, 1). Bezeichnend für diese
glattwandigen, bläulichgrünen Glasbecher aus Ais-
lingen und Burghöfe sind die unterhalb des Randes
eingeschliffenen, horizontal laufenden Linien. Taf.
13, 13 zeigt ein Bodenstück mit der für die halbkuge-
lige Variante bezeichnenden aufgewölbten Spitze.
Taf. 13, 11 dürfte zu einem Gefäß mit konischer
Wand (Hofheim Form 3) ergänzt werden. Becher
dieser Art zählen in Hofheim zu den häufigsten
gläsernen Trinkgefäßen48. Eine Datierung ungefähr

in das zweite Drittel des 1. Jahrhunderts n. Chr. ist
durch zahlreiche Beispiele zu belegen49.


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Abb. 12. Burghöfe. Einfarbige Gläser. Maßstab 1 : 3.

Becher mit konischer Wand und
Standring aus Aislingen (Taf. 13, 1—3). Sie be-
stehen aus dünnem, fast entfärbtem Glas. Trotz des
fragmentarischen Zustands dieser Gläser konnte ein
Exemplar zeichnerisch rekonstruiert werden (Taf. 13,
1). Es ist auffällig, daß dieser Becher sowohl in Ca-
mulodunum als auch in Hofheim fehlt. Zahlreich
tritt er hingegen in den Gräberfeldern des Tessins
und Oberitaliens auf50.
Flache fußlose Teller (Taf. 13, 20—22;
Abb. 12, 4—5). Charakteristisch für diese z. T. hauch-
dünnen, fast farblosen Glasteller aus Aislingen und
Burghöfe ist der nach außen eingerollte Rand. Auch
diese Gefäße scheinen in Hofheim und Camulodu-
num zu fehlen, sind aber ebenfalls mehrfach in Ita-
lien zu belegen. Zur Datierung etwa in die Zeit des
Claudius bis Vespasian sind die Tessiner Gräber-
felder heranzuziehen51.

43 Eggers, Import Form 189—196.
44 Simonett, Tessiner Gräberfelder 63 Abb. 41, 1 Taf. 12, 2;
120 Abb. 99, 5; Isings, Roman Glass 47 f.
45 Camulodunum 300 f.
48 Haltern 371 Abb. 16; Hauser, Vindonissa Taf. 61; Ca-
mulodunum Taf. 88, 53. 56—60; Fremersdorf, Buntglas Taf. 46.
47 Hofheim 371 f.; Camulodunum 301 f; Isings, Roman
Glass 17 ff.
48 Hofheim 365 f.
49 Zahlreiche Beispiele bei Isings, Roman Glass 27 ff.
50 Simonett, Tessiner Gräberfelder 162 Abb. 138, 6; 167
Abb. 142, 1; Lamboglia, Recensione 192 f. Ferner Crivelli,
Atlante Abb. 226, 7. Weitere Fundorte bei Isings, Roman
Glass 57.
51 Simonett, Tessiner Gräberfelder 167 Abb. 142, 4. 17;
Isings, Roman Glass 61 f.

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