Unger, Eckhard: Assyrische und babylonische Kunst (Jedermanns Bücherei: Natur aller Länder, Religion und Kultur aller Völker, Wissen und Technik aller Zeiten (Abteilung Bildende Kunst), Breslau: Ferdinand Hirt, 1927)

VORBEM ERKU N G

Während die erste Periode der mesopotamischen Kunstge-
schichte unter dem Zeichen der sumerischen und akkadischen
Kultur steht, hat Assyrien die Führung in der zweiten Periode im 2.
und 1. Jahrtausend v. Chr. inne. Der Samen der assyrischen Kultur
im Norden ist zwar vom südlichen Mesopotamien aus gepflanzt
worden, aber die Entwicklung des Tochterlandes vollzog sich seit
dem 2. Jahrtausend in eigenen selbständigen Bahnen. In dem durch
Fremdherrschaft niedergedrückten Babylonien aber fand sich nicht
mehr der Boden zu einer höheren Kultur. Erst nach dem Erlöschen
der assyrischen Macht erlebte Babylonien wieder ein kurzes Auf-
blühen der Kunst, doch nur .einseitig in der Architektur.
Bei der überragenden Fülle des Materials konnte die Grundlage der
Kunst, die Kultur, nur in allgemeinen großen Zügen skizziert
werden, dagegen sind die neuesten Ergebnisse der Forschungen
eingehender herangezogen und behandelt worden. Das Kunstwollen
der mesopotamischen Kultur ist schon in Jedermanns Bücherei
„Sumerische und Akkadische Kunst“ von mir ausführlich dargestellt,
das hier mit der Abkürzung SAK zitiert ist.
Berlin, am 14. Oktober 1926

Eckhard Unger