Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
DRITTER ABSCHNITT
Die Kassiten in' Babylonien
Ohnmächtig hatte Babylonien fast 150 Jahre lang darnieder-
gelegen, durch den Einfall der Hettiter zerschmettert, als etwa
im Jahre 1750 eine Dynastie zur Herrschaft gelangte, deren Rasse von
den seither in Mesopotamien lebenden Rassen gänzlich verschieden
war, die Dynastie der Kassiten. Über ihre Sprache orientieren nur
zwei Tontafeln mit wenigen Zeilen, die der assyrische König Assur-
banipal 1100 Jahre später für seine Bibliothek in Ninive abschrei-
ben ließ. Sie enthalten eine Liste von kassitischen Eigennamen und
von Wörtern mit beigesetzter semitischer Übersetzung, aus denen
der indogermanische Einschlag der Sprache hervorgeht. Die inter-
essanten Götternamen Indasch, Bugasch, Buriasch (Herr der Länder),
Marruttasch (= Ninurta), Schipak (= Marduk), Sach und Schuri-
asch (Sonnengott) verraten deutlich die indogermanische Her-
kunft. Der Stammsitz der Kassiten, noch im 7. Jahrhundert, war
das westliche Zagrosgebirge; in der Nähe davon saßen sie in der
Landschaft Tupliasch, im nordöstlichen Babylonien, ebenfalls in der
Tiefebene. Sie prägten für Babylonien den neuen Namen Kar-
Duniasch, der sich auch nach Aufhören der Kassitenherrschaft er-
hielt und gern von den Assyrern anstatt Babylonien gebraucht
wurde, gelegentlich in verächtlichem, ironisierenden Sinn zur Be-
zeichnung des von Fremdlingen unterjochten Landes.
Mesopotamien verdankt den Kassiten einen außerordentlichen
Kulturfortschritt, die Züchtung und Einführung des Pferdes, das
in sumerisch-akkadischer Zeit dort noch unbekannt war. Erst in
der Hammurapizeit wird es in Handelsurkunden genannt, gleich-
zeitig aber auch Leute mit kassitischen Namen, die das Pferd mit-
bringen. Man kann geradezu sagen, daß sich an der immer größeren
Verbreitung des Pferdes in Babylonien die steigende Ausdehnung
des kassitischen Elements messen läßt. Als kriegführende Macht
veranstalteten sie im 9. Jahre des Samsu-iluna, des Nachfolgers des
großen Hammurapi, einen Einfall in Babylonien. Es gelang ihnen
zwar nicht, die Hammurapidynastie zu stürzen, die noch 100 Jahre
länger regierte, aber sie setzten sich im Nordwesten des Landes
fest und okkupierten die Gegend am mittleren Euphrat um Mari
herum, wo sie das Königreich Hana begründeten. Ein König Kasch-
 
Annotationen