Das Zeitalter Nebukadnezars II.
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mit dem zweiten berühmten Bauwerk Babylons, dem babylonischen
Turm Etemenanki. Sein Eindruck muß ein gewaltiger gewesen sein,
da er in der Bibel als etwas Ungeheures beschrieben wird. Seine letzten
Schicksale sind genau bekannt. Sanherib ließ ihn 689 vollständig
zerstören. Aber schon sein Sohn Assarhaddon baute ihn wieder auf;
eine Tontafel, eine Kopie aus dem Jahre 229, beschreibt diesen
Bau. Assurbanipal hat dann den Turm vollendet. Doch ging er
im Bruderkrieg gegen Schamasch-schum-ukin wieder zugrunde (648),
so daß Nabopolassar den Grundstein von neuem legen mußte. Sein
Sohn konnte ihn erst fertigstellen. Er bestand bis in persische Zeiten,
fiel aber allmählich, da die Hauptmasse des Bauwerks aus Lehm-
ziegeln bestand, den winterlichen Regengüssen zum Opfer. Als nun
Alexander der Große sein Weltreich mit der Hauptstadt in Babylon
begründen wollte, dachte er auch sogleich daran, den Turm des
Marduktempels wieder aufzubauen. Zu diesem Zwecke aber mußte
der alte Bau erst abgetragen werden. Ein Zufall hat einige Ur-
kunden aufbewahrt, die in dem Trümmerhügel, wohin die Schutt-
massen des Tempelturms gebracht wurden, entdeckt sind. Auf
diesen Tontafeln wird den Arbeitern ihr Gehalt, bestehend in Nah-
rung und Geld, für das Abräumen des Schuttes quittiert. Über
dieser Tätigkeit aber starb Alexander, und seine Nachfolger setzten
sein Werk nicht fort, um so mehr jedoch die heutigen Araber, die den
Turm bis auf die untersten Fundamente ausgruben, um gebrannte
Ziegel, die als Verschalung dienten, zu gewinnen. So ist der viel-
gepriesene Turm zu Babel heute ein viereckiges Loch, das die
Araber die „Pfanne“ (Sachn) nennen. Bergartig die Seiten geböscht
(Abb. 104 [S. 92]), wie der neuausgegrabene Turm in Ur, stieg er
empor. Der Turm, etwa 92 m breit und hoch, war quadratisch
massiv aus Lehmziegeln erbaut und mit gebrannten Ziegeln außen
verkleidet. An der Südseite führte eine steile hohe Treppe mitten
hinauf, 51 m hoch, zum zweiten Stockwerk, sowie zwei ähnliche
Treppen von den Seiten her. Oben darauf gab es noch vier Stock-
werke, die man wahrscheinlich auf einer linksherumlaufenden Rampe
allmählich ersteigen konnte, und auf der Spitze stand ein blau-
glasierter, mit Hörnern aus glänzendem Metall verzierter Tempel.
Er hieß vermutlich E-ud-ul, „Haus der Ewigkeit“. Der Tempel
Esagila hatte einen Komplex („Der sog. Nuchar“ der Tontafel) von
6 Kapellen der verschiedensten Götter, darunter E-kua, die Zella
des Marduk. Die Hauptkapelle, „die Schicksalskammer“, Du-ku
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mit dem zweiten berühmten Bauwerk Babylons, dem babylonischen
Turm Etemenanki. Sein Eindruck muß ein gewaltiger gewesen sein,
da er in der Bibel als etwas Ungeheures beschrieben wird. Seine letzten
Schicksale sind genau bekannt. Sanherib ließ ihn 689 vollständig
zerstören. Aber schon sein Sohn Assarhaddon baute ihn wieder auf;
eine Tontafel, eine Kopie aus dem Jahre 229, beschreibt diesen
Bau. Assurbanipal hat dann den Turm vollendet. Doch ging er
im Bruderkrieg gegen Schamasch-schum-ukin wieder zugrunde (648),
so daß Nabopolassar den Grundstein von neuem legen mußte. Sein
Sohn konnte ihn erst fertigstellen. Er bestand bis in persische Zeiten,
fiel aber allmählich, da die Hauptmasse des Bauwerks aus Lehm-
ziegeln bestand, den winterlichen Regengüssen zum Opfer. Als nun
Alexander der Große sein Weltreich mit der Hauptstadt in Babylon
begründen wollte, dachte er auch sogleich daran, den Turm des
Marduktempels wieder aufzubauen. Zu diesem Zwecke aber mußte
der alte Bau erst abgetragen werden. Ein Zufall hat einige Ur-
kunden aufbewahrt, die in dem Trümmerhügel, wohin die Schutt-
massen des Tempelturms gebracht wurden, entdeckt sind. Auf
diesen Tontafeln wird den Arbeitern ihr Gehalt, bestehend in Nah-
rung und Geld, für das Abräumen des Schuttes quittiert. Über
dieser Tätigkeit aber starb Alexander, und seine Nachfolger setzten
sein Werk nicht fort, um so mehr jedoch die heutigen Araber, die den
Turm bis auf die untersten Fundamente ausgruben, um gebrannte
Ziegel, die als Verschalung dienten, zu gewinnen. So ist der viel-
gepriesene Turm zu Babel heute ein viereckiges Loch, das die
Araber die „Pfanne“ (Sachn) nennen. Bergartig die Seiten geböscht
(Abb. 104 [S. 92]), wie der neuausgegrabene Turm in Ur, stieg er
empor. Der Turm, etwa 92 m breit und hoch, war quadratisch
massiv aus Lehmziegeln erbaut und mit gebrannten Ziegeln außen
verkleidet. An der Südseite führte eine steile hohe Treppe mitten
hinauf, 51 m hoch, zum zweiten Stockwerk, sowie zwei ähnliche
Treppen von den Seiten her. Oben darauf gab es noch vier Stock-
werke, die man wahrscheinlich auf einer linksherumlaufenden Rampe
allmählich ersteigen konnte, und auf der Spitze stand ein blau-
glasierter, mit Hörnern aus glänzendem Metall verzierter Tempel.
Er hieß vermutlich E-ud-ul, „Haus der Ewigkeit“. Der Tempel
Esagila hatte einen Komplex („Der sog. Nuchar“ der Tontafel) von
6 Kapellen der verschiedensten Götter, darunter E-kua, die Zella
des Marduk. Die Hauptkapelle, „die Schicksalskammer“, Du-ku