Antike Museen
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Im Alten Orient gab den ersten Anlaß zu einer Anhäufung aller
möglichen Kunstschätze die Sammlung von Beutestücken, die man
bei Gelegenheit mitnahm. So haben die Elamiten, als sie im Jahre
1176 v. Chr. ganz Babylonien in einem kühnen Plünderungszuge
durchstreiften, aus vielen Städten wertvolle und berühmte Denk-
mäler fortgeschleppt und nach ihrer Hauptstadt Susa gebracht,
wo sie namentlich im Tempel des Stadtgottes Inschuschinak Auf-
stellung fanden. Hier hat man sie neuerdings wieder ausgegraben.
Vgl. Abb. 4 und SAK, Abb. 33—35, 37, 58, 59, 62.
Ein andres Trophäenmuseum, aber kleineren Stils, hat sich im
9. Jahrhundert im westlichen großen Stadttore von Assur gebildet.
In einem Torraume entdeckte man hier eine Anzahl der mannigfach-
sten Keulenköpfe (Abb. 98) Unter ihnen befand sich ein Morgenstern
aus Magnesit, den Salmanassar 111. im Jahre 843 vom König Marduk-
mudammiq von Namri — im westlichen Persien — erbeutet hatte.
Er weihte den Keulenkopf dem Kriegsgotte Nergal und stellte ihn
im Stadttore aus. Das besagt die Inschrift dieser Trophäe. Noch
im Jahre 769 stiftete hier der Statthalter Bel-ilai von Arbacha
einen birnenförmigen Keulenkopf dem Nergal. Durch diese bei-
den beschrifteten Denkmäler erklärt sich erst die ungewöhnlich
große Anhäufung der Keulen an dieser Stelle als eine Art Armee-
museum.
In Vergeltung des elamitischen Raubzuges hat dann Assur-
banipal etwa im Jahre 645 die Statuen der Götter von Susa
nebst 32 Königsstatuen nach Ninive gebracht; aus Ägypten holte
er sich zwei große Obelisken, die vor einem Tempel in Theben
gestanden hatten. Dieses Trophäenmuseum ist aber bisher noch
nicht wiedergefunden. Vier Bruchstücke von Rosengranit (Sye-
nit), aus dem Stein von Assuan in Ägypten gefertigt, die man in
Assur ausgrub, stammen wohl auch aus jener Beute. Sie sind jetzt
in Konstantinopel. Dagegen ist es geglückt, im Zentralpalast Nebu-
kadnezars in Babylon eine Reihe solcher Beutestücke zu entdecken,
zu denen aber noch andre, absichtlich dort aufbewahrte Urkunden
des eigenen Landes hinzukommen, die der Sammlung einen beson-
deren Reiz verleihen. Leider handelt es sich nur um einen geringen
Bruchteil jener großartigen Sammlung, da der Palast noch nicht
systematisch ausgegraben worden ist (Abb. 91, 92).
Dieses Schloß hatte Nebukadnezar besonders großartig gestaltet,
alle seine Besitztümer und eine riesige Fülle von königlichen Schätzen
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Im Alten Orient gab den ersten Anlaß zu einer Anhäufung aller
möglichen Kunstschätze die Sammlung von Beutestücken, die man
bei Gelegenheit mitnahm. So haben die Elamiten, als sie im Jahre
1176 v. Chr. ganz Babylonien in einem kühnen Plünderungszuge
durchstreiften, aus vielen Städten wertvolle und berühmte Denk-
mäler fortgeschleppt und nach ihrer Hauptstadt Susa gebracht,
wo sie namentlich im Tempel des Stadtgottes Inschuschinak Auf-
stellung fanden. Hier hat man sie neuerdings wieder ausgegraben.
Vgl. Abb. 4 und SAK, Abb. 33—35, 37, 58, 59, 62.
Ein andres Trophäenmuseum, aber kleineren Stils, hat sich im
9. Jahrhundert im westlichen großen Stadttore von Assur gebildet.
In einem Torraume entdeckte man hier eine Anzahl der mannigfach-
sten Keulenköpfe (Abb. 98) Unter ihnen befand sich ein Morgenstern
aus Magnesit, den Salmanassar 111. im Jahre 843 vom König Marduk-
mudammiq von Namri — im westlichen Persien — erbeutet hatte.
Er weihte den Keulenkopf dem Kriegsgotte Nergal und stellte ihn
im Stadttore aus. Das besagt die Inschrift dieser Trophäe. Noch
im Jahre 769 stiftete hier der Statthalter Bel-ilai von Arbacha
einen birnenförmigen Keulenkopf dem Nergal. Durch diese bei-
den beschrifteten Denkmäler erklärt sich erst die ungewöhnlich
große Anhäufung der Keulen an dieser Stelle als eine Art Armee-
museum.
In Vergeltung des elamitischen Raubzuges hat dann Assur-
banipal etwa im Jahre 645 die Statuen der Götter von Susa
nebst 32 Königsstatuen nach Ninive gebracht; aus Ägypten holte
er sich zwei große Obelisken, die vor einem Tempel in Theben
gestanden hatten. Dieses Trophäenmuseum ist aber bisher noch
nicht wiedergefunden. Vier Bruchstücke von Rosengranit (Sye-
nit), aus dem Stein von Assuan in Ägypten gefertigt, die man in
Assur ausgrub, stammen wohl auch aus jener Beute. Sie sind jetzt
in Konstantinopel. Dagegen ist es geglückt, im Zentralpalast Nebu-
kadnezars in Babylon eine Reihe solcher Beutestücke zu entdecken,
zu denen aber noch andre, absichtlich dort aufbewahrte Urkunden
des eigenen Landes hinzukommen, die der Sammlung einen beson-
deren Reiz verleihen. Leider handelt es sich nur um einen geringen
Bruchteil jener großartigen Sammlung, da der Palast noch nicht
systematisch ausgegraben worden ist (Abb. 91, 92).
Dieses Schloß hatte Nebukadnezar besonders großartig gestaltet,
alle seine Besitztümer und eine riesige Fülle von königlichen Schätzen