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Volkmann, Ludwig
Bilderschriften der Renaissance: Hieroglyphik und Emblematik in ihren Beziehungen und Fortwirkungen — Leipzig: Verlag von Karl W. Hiersemann, 1923

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https://doi.org/10.11588/diglit.59562#0060
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ein echter Typus des vielseitigen Humanisten —' in Padua Philosophie, in Pavia Medizin und wurde
später Bischof von Nocera,- er starb 1552 in Florenz. Sein in verschiedenen Ausgaben erschienener
»Dialoge dell'Imprese militari et amorose« (hier wurde die Ausgabe Lyon 1574, G. Rovillio, benutzt)
behandelt das Thema in Form eines Gespräches mit Lodovico Domenichi, der später sein Werk fort-
setzen sollte. Dieser fragt, höchst bezeichnend für die Renaissance, ob auch zu antiker Zeit schon
Impresen getragen wurden, was Giovio — als beste Rechtfertigung des zeitgenössischen Brauches! —
bejaht und an Beispielen erklärt, vor allem an dem bekannten Symbol des Titus: Delphin und Anker
mit dem Motto Propera tarde. Ebenso —- und hier zeigt sich der französische Einschlag hätten
es die französischen Paladine und die Helden der Tafelrunde gehalten, aber seit dem Einfall der.Fran-
zosen in Italien habe sich die Sitte auch dort verbreitet (s. oben bei Alciati*). Er stellt sodann fünf
Bedingungen einer guten Impresa auf, die später noch vielfach zitiert und erweitert wurden, nämlich:
1. rechtes Verhältnis zwischen Seele und Körper,- 2. nicht so dunkel, daß eine Sibylle zur Erklärung-
nötig, doch auch nicht so klar, daß jeder Plebejer sie verstehen kann,- 3. schön zum Ansehen und heiter,
mit Sternen, Sonne, Mond, Feuer, Wasser, grünenden Bäumen, Instrumenten, phantastischen Tieren
und Vögeln,- 4. menschliche Figuren dürfen darin nicht vorkommen (eine später viel erörterte und be-
strittene Forderung), und 5. das Motto, die Seele des Ganzen, in einer fremden Sprache, kurz, aber
deutlich. Es folgen nun die Impresen einer großen Zahl hervorragender Persönlichkeiten, jeweils von
kräftigen, klaren Holzschnitten in Queroval begleitet, und alsbald stoßen wir auf altbekannte Motive.

Abb. 42. P. Giovio, Impresa des Kardinals Raffael Riario.



Abb. 43. P. Giovio, Impresa des Bartolomeo d'Alviano.

Da ist auf Seite 19 das Sinnbild, das der Kardinal Raffael Riario »in mille luoghi del suo palazzo« an-
gebracht hatte, ein Steuerruder mit Weltkugel und dem Motto »Hoc opus«, ein Hinweis auf gutes
Regiment und Weltherrschaft, der fraglos von einer Hieroglyphe des Poliphilo <Abb. 10) herstammt und
sich auch in Mantegnas Triumphzug findet <Abb. 20). An Horapollo bzw. Pierio Valeriano erinnert
der wachsame Kranich mit dem Stein in der Kralle und dem Spruch »Officium natura docet« für den
Duca d'Amalfi,- den sich in bitterer Not selbst verstümmelnden Biber mit dem Wort »Nw/xt« hat
Giovio, für unsere Begriffe etwas seltsam, zum eigenen Sinnbild gewählt. Der Capitano Bartolomeo
d'Alviano (Seite 74) führte das Einhorn, das den Schlangenquell vom Gift reinigt (Venena pello), ein
dem Physiologus entstammendes Symbol, das auch bei Alciati u. a. vorkommt und sich später noch
oft findet. Bekannte Motive waren und blieben auch das Stachelschwein Ludwigs XII. »Cominus et
eminus«,- der Salamander in Flammen für Franz L, »Nutrisco et extinguo«,- das Joch für Leo X., hier
biblisch ausgelegt durch das Wort »Suave«,- ein Stachelhalsband mit »Sauciat et defendit« für den Grafen
*) In zeitgenössischen Miniaturen sieht man öfters diesen Impresenschmuck der französischen Ritter,- so trägt in einer
der schönsten Handschriften der Wiener Bibliothek <15. Jahrhundert) der Held im Schilde sein Wappen, drei Rosen, auf dem
Helm und der Schabracke jedoch seine Impresa, ein geflügeltes Herz, das auch in den späteren Sammlungen mehrfach vor»
kommt.

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