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Volkmann, Ludwig
Bilderschriften der Renaissance: Hieroglyphik und Emblematik in ihren Beziehungen und Fortwirkungen — Leipzig: Verlag von Karl W. Hiersemann, 1923

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https://doi.org/10.11588/diglit.59562#0062
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roiche et morali«, die 1559 in Florenz

Vieh bestanden , . . Der Adler
oder Kaiserreich hassenswert ist, besonders wenn das eine wie das andere von einem ungerechten,
grausamen, lasterhaften und habgierigen Fürsten regiert wird . . . Der Panzer bedeutet den Krieg, und
der Maulwurf, der daran nagt, den Schaden, der allgemein aus dem Krieg entsteht . . . Die kämpfen-
den Hähne <unten Mitte) sind für den Sieg gezeichnet, . . . der ganz vom Gutdünken des Glückes
abhängt . . . Der Schlangenstab, für die Eintracht gegenüber dem Spiegel gemalt, zeigt die Trüg-

Abb. 46. Gabr. Symeoni, Dialogo
pio et speculativo. Epitaph des Autors
(verkleinert).

Abb. 45. Gabr. Symeoni, »Itnpresa« des Kaisers
Augustus.

die ganze Zeit, und so giebt der Dialog auch hiermit einen trefflichen Einblick in die gesamte Gedankens-
welt, der die Impresen und Embleme entsprangen.
Eine ähnliche Sammlung wie Giovio bietet auch Gabriello Symeoni mit seinen »Imprese he-
erschienen und mehrfach neu herausgegeben wurden, so 1560
in Lyon bei Roville unter dem Titel: »Le sententiose
Imprese«, ferner 1567 bei Plantin in Antwerpen mit
den Symbola des Claudio Paradino und 1574
Lyon mit Giovio und Domenichi vereinigt. Man hatte
das richtige Gefühl, daß alle diese Dinge zusammen^
gehörten und einander ergänzten. Interessant ist darin
unter vielem Eigenem besonders die neuartige Illustra-
tion eines alten Mottos; das »Festina lente« des
Augustus wird durch einen Schmetterling und Taschen-
krebs dargestellt, eine Auffassung, die seitdem beliebt
wurde und oft wiederkehrt, während unmittelbar dar-
auf dann der gleiche Spruch für Titus durch Anker
und Delphin wiedergegeben und dabei auch die Marke
des Aldus erwähnt ist.
In einer anderen Schrift, betitelt »Dialogo pio
et speculativo«, führt Symeoni diese beiden Kaiser-
impresen auf antike Medaillenrückseiten zurück, um sodann allerlei gelehrte Ausführungen über Alter-
tümer, Münzen usw. in Lyon, wo er längere Zeit lebte, zu machen, die für uns nicht in Betracht
kommen. Zum Schlüsse jedoch gibt gerade er <S. 2O31f.> ein bisher kaum beachtetes, köstliches Bei-
spiel echtester Renaissancehieroglyphik, indem er, unter dem Namen Uranio sprechend, seinem Partner
Dipistio nach Bericht seines Lebenslaufes das Epitaph erläutert, das
er schon im voraus für sich entworfen hat, und von dem ein Holz-
schnitt beigegeben ist. »Die Figuren, die Du hier siehst,« sagt er
da, »dienen nicht nur zum Schmuck, sondern stellen meine Nati-
vität dar«,- Mars stand im Zeichen des Krebses, Luna im Zeichen
des Skorpions (die Figuren links und rechts vom Porträt), als wich-
tige Gestirne sind oben Sol, Venus und Merkur dargestellt, unten
Saturn als Jungfrau und Jupiter als Schütze. Es folgt die Beschreibung
seines Horoskopes, und dann die Erläuterung der Zeichen in dem
das Porträt umschließenden Kreise, welche nun eigentliche Hiero-
glyphen sind (oben rechts beginnend). »Die anderen Hieroglyphen
sind alle moralische Sinnbilder . . . Die Ägypter gebrauchten das
Auge und die brennende Lampe für das Leben, wie die ver-
löschte für den Tod, und den Schmetterling für die Kürze des
Lebens, wie die sind, die Du über der Stirn meines Bildes siehst . . ,
Den Hasen zeichneten sie für die Schönheit . . . der Panther neben
dem Hasen bedeutet den Trug, der unter der Schönheit verborgen
ist . . . Das Lamm mit dem Fuße auf dem Rad zeigt die Un-
beständigkeit und Flüchtigkeit der Reichtümer an, . . . die durch
das Lamm dargestellt sind, weil die Reichtümer der Alten ganz in
mit dem Fisch unter den Füßen vermerkt, wie jedes Königtum

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