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Volkmann, Ludwig
Bilderschriften der Renaissance: Hieroglyphik und Emblematik in ihren Beziehungen und Fortwirkungen — Leipzig: Verlag von Karl W. Hiersemann, 1923

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https://doi.org/10.11588/diglit.59562#0079
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deckung von Dürers hieroglyphischer Betätigung gelungen, wie wir später sehen werden, und wenn
auch im einzelnen manche Abweichung gegenüber Dürers Behandlung der gleichen Stoffe besteht, so
sind doch auch so viele Ähnlichkeiten vorhanden, daß man sich an der Hand dieser Illustrationen
vielleicht einen Begriff davon machen kann, wie Dürer etwa die bei ihm fehlenden Blätter aufgefaßt
hatte oder hätte. Amüsant ist die Darstellung des »Horoskop« im Vergleich zu den entsprechenden
deutschen Abbildungen bei Dürer und Joh. Herold <Abb, 71 und 77),• während der »Stundenesser«


Abb. 62. Horapolio, Hieroglyphica.
Paris 1551. Elternliebe des Storches.


Abb. 63. Horapollo, Hieroglyphica.
Paris 1551. Viper und Muräne.

dort eine brave, alte Sanduhr verschlingt, versucht er hier das gleiche mit einer neumodischen Pendule.
Der Mann ohne Kopf — für »Unmögliches« — ist bei Dürer <Abb. 78) nackt, hier in reiches Zeit-
kostüm gekleidet,- der »Hund mit königlichem Gewand« hat nicht wie bei Dürer <Abb. 75) eine Stola
umgehängt, sondern sitzt vor einem faltigen Mantel mit Hermelinkragen und französischem Lilienmuster,-
das Papyrusbündel, das auch/auf Dürers »Geheimbild« der Ehrenpforte angebracht ist <Abb. 80 und 8i>,
wird hier durch ganz modern wirkende Papierballen ersetzt, kurz, die Formensprache, die ja ohnedies
völlig unägyptisch war, hat sich immer neu dem Wechsel der Zeiten angepaßt, Manches wieder ist


Abb. 64. Horapollo, Hieroglyphica.
Paris 1551. Bärin, ihr ungestaltes Junges leckend.


Abb. 65. Horapollo, Hieroglyphica.
Paris 1551. Salamander in Flammen.

ganz ähnlich wie in den Illustrationen zu Pierio Valeriano, so die Hieroglyphe der Enthaltsamkeit
S. 104 wie bei Valeriano Kap. 34, der vor einem Stein flüchtende Wolf S. 171 wie bei Valeriano Kap. 11,
der Kranich mit Stein S. 191 für Vorsicht bzw. Wachsamkeit wie bei Valeriano Kap. 17 u. a. m.
Anderes erinnert stark an Alciati, wie der seine Eltern ernährende Storch oder die sich mit der Viper
vermischende Muräne, die aber hier Verkehr mit fremden Nationen bedeutet <vgl. Abb. 36 und 38>,
ferner der Biber, der Bienenstock usw. Einige Motive endlich sind ziemlich genau so als Impresen bei
Giovio, Lod. Dolce usw. zu finden, wie die ihr ungestaltes Junges leckende Bärin, die Tizian als Sinn-

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