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Die iVartvickvase. 373

genommen, bestieg ich zwei der Thürme, von denen
man herrliche Aussichten auf den Hof und das Schlote,
auf die Stadt Warwick, auf den Garten und den,
von üppigem Baumwuchse strotzenden Park gcniefst.
Nun verlangte mich aber sehr, die berühmte War-
wickvase zu sehen, welche in gröfseren und kleine-
ren Wiederholungen jetzt so häufig in Berlin vor-
kommt. Sie ist unfern des Schlosses, in der Mitte
eines Treibhauses, auf einem ziemlich hohen Piede-
stale aufgestellt, und die Wirkung des im schönsten,
weifsen Marmor ausgeführten Gefäfses, von 6 Fufs
11 Zoll im Durchmesser, wirklich überraschend. Es
ist in Gröfse, Form und Trefflichkeit der Arbeit das
Bedeutendste, was wir aus dem Alterthum an Kra-
teren, oder solchen Gefäfsen besitzen, worin die Al-
ten ihren Wein zu mischen pflegten. Sehr sinnreich
ist es daher auch mit geistreichen, bacchischen Mas-
ken geschmückt, und haben die Henkel das Ansehen
von mächtigen, aus dem Gcfäfs hervorwachsenden
Weinranken, welche mit ihrem Laub dasselbe leicht
umwindend auslaufen. Die Feinheit dieses Geran-
kes,' wie die ganze Art der Arbeit, deutet darauf,
dafs dieses Gefäfs ebenfalls nur eine antike Copie
nach einem wahrscheinlich selbst im Alterthum sehr
berühmten Krater in Bronze sein mag. In der Villa
des Hadrian zu Tivoli gefunden, kam es in den Be-
sitz des Sir William Hamilton, welcher es dem Gra-
fen Warwick verehrt hat. Es ist bis auf einige stark
restaurirte Masken wohl erhalten. Der jetzige Graf
scheint sich dieses herrlichen Besitzes nach Gebühr
zu erfreuen, denn die Familie pflegt, wie mir der
Haushofmeister sagte, in diesem Treibhause öfter den
Thec einzunehmen.
 
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