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Wehmer, Carl; Wagner, Leonhard
Proba centum scripturarum: ein Augsburger Schriftmusterbuch aus dem Beginn des 16. Jahrhunderts (Begleittext): Leonhard Wagners Proba centum scripturarum — Leipzig: Insel-Verlag, 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.55646#0029
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ANMERKUNGEN

1. Vgl. Anhang V; Abb. 6, 7.
2. Mehrfach abgebildet, z. B. Beiträge zur Inkunabelkunde, N. F. I,
S. 83; Augusta Taf. 43; Steingräber Abb. 27.
3. Der Kreuzestitel wurde durch die Wiederentdeckung der Reliquie
in der römischen Kirche Santa Croce in Gerusalemme zu Beginn der
neunziger Jahre Gegenstand besonderer Verehrung. In den alten
Drucken werden 1491, 1492 und 1493 als Jahr der Entdeckung ge-
nannt. Die neuere Literatur (z. B. Armellini: Le chiese di Roma ...
ed. Carlo Cechelli, Roma 1941, tom. 2, p. 986) gibt ebenso wie der
älteste Druck von Peter Schöffer 1492 als Datum an. Vgl. Einblatt-
drucke des 15. Jahrhunderts, Sammlung bibliothekswissenschaftlicher
Arbeiten 35/36,1914, S. 396,Nr. 1461. Leiderist das einzige Exemplar
der Darmstädter Landesbibliothek seit dem letzten Krieg verschollen.
Die Distichen dieses Schöfferdruckes (Aspice divini clarissima signa
triumphi ...) erscheinen in Wagners Proba auf Seite 7. Der Druck
von Johann Winterburg, Wien 1501, hat einen anderen Begleittext
(Aspicias summa demissas arce figuras ...), vgl. Langer-Dolch: Bi-
bliographie der Österreichischen Drucke des 15. und 16. Jahrhunderts
I, 1, Wien 1913, S. 47, Nr. 29. Das Originalblatt ist im Handexemplar
von Schedels Chronik (München, Bayerische Staatsbibliothek, Cim
187) überliefert; vgl. Stäuber: Die Schedelsche Bibliothek, Freiburg
i. Br. 1908, S. 211. Im gleichen Exemplar folgen nach Ruland zwei
Abdrucke eines weiteren Kreuzestitels, dessen deutscher Begleittext
(Geschichte der Auffindung der Reliquie) im Serapeum 15 (1854),
S. 148 mitgeteilt ist. Irreführend bei Stäuber a.a.O. die Identifizierung
dieses Blattes mit dem >Titel des Creutzs in drey Sprach<, der vielmehr
zu München, Einblattdrucke VII, 2 gehört (abgebildet bei Geisberg:
Der deutsche Einblattholzschnitt der 1. Hälfte des 16. Jahrhunderts
II, 20, Gesamtverzeichnis 747); es ist ein Andachtsblatt, dessen Holz-
schnitt in einem Monogramm Christi mit Darstellung der Kreuzigung
auf drei eingeflochtenen Spruchbändern auch die Worte des Kreuzes-
titels wiedergibt. Im Typus als deutschsprachiges Andachtsblatt ver-
wandt und von den erstgenannten Blättern abweichend ist der von
Kunne in Memmingen publizierte Einblattdruck, den Richard
Schmidbauer: Einzel-Formschnitte des 15. Jahrhunderts in der
Staats-, Kreis- und Stadtbibliothek Augsburg (Straßburg 1909), als

Nr. 24 abgebildet hat (Einblattdrucke des 15. Jahrhunderts, S. 395,
Nr. 1459). Es hat wahrscheinlich um die Jahrhundertwende viele
Kleindrucke dieser und ähnlicher Art gegeben, die als Devotionalien
sich nur in den wenigsten Fällen bis auf unsere Zeit erhalten haben.
Für einen Schreibmeister mußte der Kreuzestitel von besonderem
Interesse sein, denn er bot Schriftproben in drei verschiedenen Spra-
chen und Alphabeten. Das wird außer der besonderen Würde des
Gegenstandes Wagner bewogen haben, den Titulus crucis seiner
Proba voranzustellen. Bemerkenswert ist, daß fast gleichzeitig (1518)
der Nürnberger Schreibmeister Neudörffer den lateinischen Kreuzes-
titel in kalligraphischer Form als Druck reproduziert. Neudörffer
muß sich also auch mit diesem Vorwurfbeschäftigt haben. Vgl. Jo-
hann Neudörffer d. Ä., der große Schreibmeister der deutschen Re-
naissance, mit Einleitung von Albert Kapr, Leipzig 19 5 6, S. 8 8; Werner
Doede: Schön schreiben, eine Kunst, München (1957), S. 12.
4. Vgl. Henri Leclercq in Dictionnaire d’Archäologie Chretienne, Vol.
8,1, Paris 1928, Sp. 973—982; Otte: Handbuch der kirchlichen Kunst-
Archäologie 1,5. Auf 1., Leipzig 18 8 3, S. 94,480; J. Sauer: Symbolik des
Kirchengebäudes, 2. Aufl., Freiburg i. Br. 1924, S. 350; G. R. Hocke:
Die Welt als Labyrinth (Rowohlts Deutsche Enzyklopädie 50/51),
5. 101; H. Jantzen: Kunst der Gotik (ebendort 48), S. 79 f. Über das
Labyrinth in der Antike vgl. Literaturübersicht bei M. Cagiono de
Azevedo: Saggio sul Labirinto (Pubblicazioni dell’ Universita Catto-
lica del Sacro Cuore, Nuova Serie LXVII), Milano (1958), p. 11— 29.
Eine christlich-kultische Ausdeutung des antiken Zeichens als die des
Erlösungsweges, der zum mühsam zugänglichen Kernraum des
himmlischen Jerusalem führt, ist umstritten. Die Figur diente auch
als Baumeistersignet, da Daedalus, der Erbauer des Labyrinths, als
Ahnherr der Architekten galt. Die Zeichnung in Wagners Proba ent-
spricht im Typus den Bodenmosaiken in St. Quentin und Chartres;
vgl. Otte a. a. O., S. 94, Abb. 32, und Jantzen a. a. O., S. 80, Abb. 32.
Ähnlich, aber vereinfacht (ohne Aufteilung in vier Sektoren) ist das
Labyrinth in der Münchener Handschrift aus St. Emmeram (Ende des
12. Jahrhunderts), Clm 14731; vgl. Albert Boeckler: Die Regens-
burg-Prüfeninger Buchmalerei des 12. und 13. Jahrhunderts, Mün-
chen 1924, S. 65, 108 und Abb. ui, dazu Otte a.a.O., S. 480,,

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