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Sechstes Kapitel. Aufzeichnungen verschiedenen Inhalts.

Das hat Albrecht Dürer gemacht nach seinem Lehrmeister Michael
Wolgemut im Jahre 1516, und er war 82 Jahre (alt) und hat gelebt,
bis daß man zählt das Jahr 1519; da ist er verschieden am St. Andreas-
tage (30. November), frühe ehe die Sonne aufging.

4.
Beischrift auf einer Kohlezeichnung von 1518.
Das ist Kaiser Maximilian; den habe ich, Albrecht Dürer, zu
Augsburg hoch oben auf der Pfalz in seinem kleinen Stüblein por-
trätiert, da man zählt 1518 am Montag nach Johannes dem Täufer
(28. Juni 1518).

5.
Verzeichnis von Schriftchen Luthers aus den
Jahren 1518—20.
Vorbemerkung. Dürer begrüßte, wie viele andere, das e r st e
Auftreten des sächsischen Mönches. Denn er hoffte die Beseitigung
mancher Flecken am Gewände der Kirche, welche an dieser göttlichen,
für Menschen bestimmten Institution sich durch menschliche Schwach-
heiten angesetzt hatten. Noch hatte der Künstler, welcher nur eine
Elementarschule besucht hatte, keine Ahnung, daß Luthers Haupt-
bemühen war, Straflosigkeit bei Übertretung des Gelübdes und bei
Verletzung des Eides, welchen er bei seiner Weihe in der Kirche vor
Bischof, Geistlichkeit und Volk geschworen hatte, zu erringen und ein
angenehmes Leben in Gesellschaft des „ewig Weiblichen" zu erlangen.
Nach seiner Heimkehr aus den Niederlanden im Juli 1521 ward
Dürer über Luthers Kirchenbann und Reichsacht, sein Leben und
seine Irrlehren aufgeklärt. Er änderte seine Meinung über den von
der katholischen Kirche ausgeschlossenen Augustiner. Wäre seine
Gesinnung die gleiche geblieben, so hätte sie sich bestimmt einmal
geäußert, denn wovon das Herz voll ist, davon fließt der Mund —
die Feder — über. Aber Dürer lebte noch 7 Jahre und war literarisch
sehr tätig; aber in dem umfangreichen literarischen Nachlasse erscheint
der Name Luther nicht ein einziges Mal.
 
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