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170 Sechstes Kapitel. Aufzeichnungen verschiedenen Inhalts.
freiwilligen Gabe — nach religiösen Übungen (Beicht, Fasten, Gebet)
— für die erste Kirche der Christenheit durch Mandat vom 27. August
1517 gestattet hatte.
Diese Aufzeichnung von Schriften des noch nicht exkommunizierten
Luther soll nach Lange und Fuhse, „als eins der wichtigsten Zeugnisse
für Dürers lutherische Gesinnung den von Zucker gesammelten hin-
zugefügt werden." Es ist jedoch „sehr unstatthaft, in dem Verzeichnisse
die häretische Gesinnung des Mannes erblicken zu wollen. Vielmehr
ist in dem plötzlichen Abbrechen des Verzeichnisses ein Fingerzeig für
das Gegenteil gegeben."Z
6.
Aufzeichnung religiösen Inhalts.
Als wir durch den Ungehorsam der Sünden in ewigen Tod
gefallen sind, hat uns durch keinen Weg geholfen werden können,
denn dasz der Sohn Gottes Mensch wurde, auf daß er durch sein
unschuldiges Leiden dem Vater all unsere Schuld überflüssig bezahlt,
damit datz die Gerechtigkeit Gottes erfüllt wird. Denn er hat aller
Auserwählten Sünde bereut, gebüßt und bei dem Vater das ewige
Leben erlangt. Darum Jesus Christus ist der Sohn Gottes, die
höchste Kraft, der alle Dinge vermag, und er ist das ewige Leben.
In wen Christus kommt, der ist lebendig, und derselbe lebt in Christo.
Darum alle Dinge, gute Dinge sind Christi. Nichts Gutes ist in uns,
es werde denn in Christo gut. Darum welcher sich ganz gerecht will
machen, der ist ungerecht. Wir können (nichts) Gutes wollen, Christus
will's denn in uns. Keine menschliche Reue ist so groß, datz sie
genug sein könne eine Todsünde zu (Lücke)Z) datz sie Frucht
bringe.
Die Zeit dieser Aufzeichnung lätzt sich nicht bestimmen. Der
Inhalt ist katholisch zu deuten. Natürlich Gutes kann der gefallene
Mensch verrichten; denn die wesentlichen oder natürlichen Kräfte
der menschlichen Seele sind durch die Sünde nicht zerstört worden.
Aber keine aus blotz natürlichen Beweggründen entspringende Reue
vermag die Todsündezu tilgen, sondern nur die aus übernatür-
0 Innsbrucker „Zeitschrift" 19 (1895), 764.
0 An dieser Stelle hatte Dürer die ihm vorliegende Handschrift nicht lesen können.
 
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