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Sechstes Kapitel. Aufzeichnungen verschiedenen Inhalts. 171
lichen Beweggründen, aus der vollkommenen Liebe Gottes hervor-
gegangene Reue (contrüio partecta) mit dem Vorsatze der Lebens-
besserung und der Unterwerfung der Sünde unter das Butzgericht.
Der Gerechtfertigte bringt nun mit der Gnade gute d. h. verdienst-
liche Werke, „Frucht", hervor. Luther war jedoch durch seine Auf-
fassung von dem Zustande der gefallenen Natur und von der Recht-
fertigung (Zurechnung der Verdienste Christi) genötigt, den kirchlichen
Begriff des Verdienstes zu verwerfen. Freiheit des Willens und
der Besitz der heiligmachenden Gnade sind ja die nächsten Voraus-
setzungen jenes Begriffes. Beide wurden von Luther bestritten.
Der Unglaube galt dem Wittenberger als die einzige Sünde, sonstige
Sünden können den Menschen nicht verdammen. „Sei ein Sünder
und sündige tapfer darauf los, aber glaube fester und
freue dich in Christus, welcher Sieger ist über Sünde, Tod und Welt;
man mutz sündigen, solange wir hier sind. Es genügt, datz wir das
Gotteslamm erkennen, welches die Sünden der Welt hinwegnimmt;
von diesem wird uns keine Sünde reitzen, auch wenn wir an einem
Tage tausendmal Unzucht trieben oder Mensche n-
mord begingen/")
7.
Unterschrift eines Holzschnittes.
Es handelt sich um einen Holzschnitt, welcher sich jetzt im Kupfer-
stichkabinett der Feste Koburg befindet. Das Blatt stellt die hölzerne
Kapelle der „schönen" Maria in Regensburg dar, welche im Jahre 1519
an Stelle einer Synagoge errichtet worden war. Der Holzschnitt
gehört jedoch nicht Michael Ostendorfer an, wie Lange und Fuhse
u. a. vermuten, sondern dem Stadtbaumeister und Maler Albrecht
Altdorfer. Die ausführliche Begründung findet sich bei Weber (Dürer,
3. Ausl., S. 168 ff.).
Unter dem Holzschnitte spricht ein lateinischer Letterndruck die
grotze Verehrung aus, die hier der „heiligen und schönen Maria"
gezollt wird.
Hernach folgt handschriftlich die Jahreszahl „1523" und dann
die unklar verfatzte und schlecht geschriebene Bemerkung: „Dis gespenst

y L. de Wette, Luthers Briefe, Berlin 1825 — 1828, 2, 37.
 
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