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zeugt im Uebermass die Preisgeschichte unseres Jahrhunderts und
vor allem dessen letzterer Hälfte. Wie gross die seit Mitte des
Jahrhunderts bis etwa zum Jahr 1873 eingetretene Steigerung,
wie gross die nachher erfolgte und bis heutigentags anhaltende Er-
niedrigung des allgemeinen Preisniveaus (in Gold ausgedrückt), wie
gross also umgekehrt die entsprechenden Veränderungen des Tausch-
werts oder der Kaufkraft des Goldes während des betreffenden
Zeitraumes gewesen sind, darüber herrschen allerdings verschiedene
Meinungen. Das ist auch leicht erklärlich, denn einmal brauchen
jene Veränderungen in den verschiedenen Ländern gar nicht gleich-
mässig vor sich gegangen zu sein: es ist vielmehr sicher, dass dies
aus mehrfachen Ursachen, auf welche wir später zurückkommen
werden, nicht der Fall gewesen ist. (Aus diesem Umstande erklären
sich wahrscheinlich u. a. die kleinen Abweichungen der Sauer-
beckschen von den Soetbeerschen Preistabellen, wie dies vom
ersteren selbst hervorgehoben worden ist. 1)) Dazu kommt die nicht
unbedeutende Schwierigkeit, dcn Begriff des durchschnittlichen
Niveaus der Preise in unzweideutiger Weise festzulegen, sowie die
Unsicherheit darüber, welche Preise hierbei zu berücksiclitigen sind:
ob nur — wie bisher meistens geschehn — diejenigen des Gross-
handels oder auch die Kleinhandelspreise, ob nur Warenpreise oder
auch solche von Leistungen und speziell die Höhe des Arbeits-
lohns u. s. w. Wir werden im nächsten Abschnitt diese Fragen
kurz zu beantworten suchen.

Trotz dieser abweichenden' Meinungen, und trotzdem dass die
bisherige Methode der Preiserhebungen durchaus nicht als einwand-
frei gelten kann, diirfte über die substantielle Richtigkeit ihrer
Hauptergebnisse kaum noch ein berechtigter Zweifel obwalten. Nun
bieten zwar ältere Geschichtsepochen Beispiele von ähnlichen und noch
viel stärkeren Preisschwankungen, besondcrs in einzelnen Ländern,
in Hülle und Fiille dar. Allein man muss bedenken, dass in jenen
Zeiten, wo die Naturalwirtschaft in ungleich höherem Masse wie
heute vorherrschte, ja auf grossen Gebieten sowohl in der privaten
wie der öffentlichen Wirtschaft die Regel war, Veränderungen in
den Wertverhältnissen der Edelmetalle oder des Geldes, wenn noch
so erheblich, notwendig eineu viel geringeren Einfluss iibten, als auch
die kleinste Preisverschiebung heutzutage, wo die Geldwirtschaft (im

1) S. die betr. Diskussion in Economic Journal, 1895 und 96.
 
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