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sollten jedenfalls die Nationalökonomen, welche dnrch ihre speziellen
Studien sich eine bessere Einsicht haben verschaffen können, und
denen in erster Reihe die Pflicht obliegt, auf diesem Gebiete die
Wahrheit zu verkünden, sich den volkstümlichen Vorurteilen nicht
anschliessen, sondern dieselben vielmehr nach Kräften zu bekämpfen
suchen.

Der qualitative Fortschritt, d. h. die Zunahme des Volks-
wohlstandes ist in fast unbeschränktem Grade möglich oder doch
wenigstens denkbar, aber nur unter der Voraussetzung, dass der
quantitative Fortschritt, die Volksvermehrung, stets in den engsten
Schranken gehalten vvird. Schon die Annahme einer noch so lang-
samen Mehrung der Volkszahl und der Produktion fiihrt zuletzt in
absurdum; eine Zunahme naeh immer demselben Massstabe, d. h.
in der beriihmten geometrischen Progression ist offenbar ein um
viele Grade absurdius; die Vorstellung aber unaufhörlicher und
am liebsten noch beschleunigter Fortschritte in sowohl quantitativer
wie qualitativer Richtung verdient nur die Bezeichnung absur-
dissimum. Wer noch dazu solche Wunderthaten von Massregeln
auf dem Gebiete des Geldwesens erwartet, den würde man niclit
unpassend an die Thatsache erinnern, dass die Münzen bekanntlich
keine Jungen gebären und dass, wenn sie dies auch thäten, man
doch mit Edelmetall oder Banknoten sich weder ernähren noch
bekleiden kann.

Wenn man aber eine rationclle Geldreform auch von allen
ungesunden Träumen, die sich an sie kniipfen, befreit, so bleibt ihr
Wert doch so bedeutend, dass sie entschieden zu den wichtigsten
unter den aktuellen volkswirtschaftlichen Fragen gehört. Dass ihre
Durchführung notwendig internationale Vereinbarungen von dauernder,
melir oder weniger durchgreifender Art erheischt, ist wenigstens für
mich ein Grund mehr, mich fiir sie zu erwärmen. In jedem neuen
Schritt zur Zusammenschliessung der Völker für wirtschaftliche
oder wissenschaftliche Zwecke begrüsse ich meinerseits mit Freude
eine neue Garantie für die Wahrung und Stärkung desjenigcn
Gutes, von dem das glückliche Erreichen aller anderen materiellen
und immateriellen Güter schliesslich abhängt.— des internationalen
Friedens.

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