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Wiegand, Theodor [Editor]
Palmyra - Ergebnisse der Expeditionen von 1902 und 1917 (Text) — Berlin, 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.1808#0016
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8

VON DAMASKUS NACH PALMYRA

Abb. 10.
Türsturz aus dem Inneren des Turmes

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Abb. ii. Khan des Kalifen Hiscbam

die des vierten durch Bogenfenster (auch in
der Ecke, nur einfach im Süden), die z. T. mit
römischen Ziegeln zugemauert worden sind.
Das Bogenfenster des Mittelzimmers war hö-
her und über der Bogentür einer Pechnase
angebracht. Diese, gerade über der Eingangs-
tür befindlich (Abb. 14), ruhte wie in Aueria
auf einem Kragstein und hatte in der Höhe des
Gurtgesimses eine halbrunde, für die Sturzscharte
rund gebohrte Bodenplatte; vielleicht sind um
der Sturzscharte willen die Fenster darunter ein
wenig seitwärts gerückt. Eine zweite Pechnase
wird an dem Turm über dem Nordtor zu ergänzen
sein. Wie es jedoch an den nach dem Beispiel von
Aueria türlos anzunehmenden Seitenfronten war,
ist nicht mehr deutlich. Im Osten sitzt eine
Schicht tiefer als im Süden noch ein Kragstein an
der Wand, ohne daß darüber eine Türöffnung
zu bemerken wäre, und der Kragstein ist nahe
seiner Südkante mit einem kleinen runden Loch
vertikal durchbohrt, so daß er auch einem ganz
anderen Zwecke (für eine Signalstange?) gedient
haben könnte.

Für die Geschichte des Befestigungswesens sind
die beiden Türme von Qaßr el Kher und Aueria
mit ihren Pechnasen nicht uninteressant.Was über
dies Verteidigungsmittel für das alte Ägypten und
Vorderasien auszumachen ist, hat Dieulafoy,
L'Acropole de Suse zusammengestellt. Das klas-
sische Altertum scheint es nicht gekannt zu haben.
Wenn Rochas d'Aiglun den bekannten Turm von
Andros mit Machicoulis ergänzen wollte, so ist
das doch kaum berechtigt (s. Lebas, Archit. des
lies 2 und dazu S. Reinach S. 140). Die von
Vegetius Epit. r. mil. Nr. 4 empfohlene Einrich-
tung, in der Mauer über dem Tor Löcher anzu-

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Abb. 12.
Anlage beim Khan des Kalifen Hischam

bringen, damit man Wasser durchgießen und so das an die Torflügel gelegte Feuer löschen könnte, ist wahrscheinlich
nicht außen, sondern innerhalb des Torganges hinter dem Zollgatter anzunehmen, und die mit Steinen gefüllten und gegebenen-
falls von selbst umkippenden Körbe an den Zinnen (ebenda Nr. 5) könnten nur als Vorläufer der eigentlichen Pech-
nasen mit Sturzscharten aufgefaßt werden. Solche, über der Tür, sind von kleineren syrischen Wachttürmen erst aus
der frühchristlichen Zeit bekannt, so eine (wie in Qaßr el Kher halbrunde und mit kleiner Sturzscharte) an dem Turm
in Chirbet-Hass bei de Vogue II pl. 58,1, eine andere an einem Turm der Klosterkirche in Schakka, ebenda pl. 18 (vgl. auch
Umm el-Djimal ZDPVXX 1897, 159fr.) und besonders die eckige, noch ganz erhaltene am fünften Geschoß eines Turmes
des 4. Jahrhundert, der in der durch Hausmauern gebildeten Stadtmauer von Djeradet steht (Butler 128 f.). Seine Sturzscharte
hat 25 cm Durchmesser. Da diese Pechnase nicht über einem Angriffspunkt und außerdem an der Stadtseite des Turmes
sitzt, erklärt sie Butler für eine Latrine, wie im Mittelalter die ganz gleich gestalteten Pechnasen doppelt, zur Verteidigung
und als Aborte, benutzt wurden. So mag es auch, trotz der darunter befindlichen Fenster, in Aueria und Qaßr el Kher ge-
wesen sein."

Puchstein notierte weiter: „Aber der Platz enthielt noch mehr. Nordöstlich, nach Moritz einige hundert Meter entfernt, be-
findet sich ein größerer Lagerwall; wir sahen davon aus der Ferne nur die Schutthügel und zwei große Türpfosten nebst
dem herabgefallenen Sturz." Die Anlage dort wurde von uns 1917 geprüft und stellte sich heraus als ein (etwa 500 m ent-
fernter) frühislamischer Karawanenhof, dessen Plan in Abb. 11 wiedergegeben ist. Nur die beiden marmornen Türgewände
stehen aufrecht, es sind antike, wiederverwendete Werkstücke. Der Sturz liegt gebrochen davor, und die scharfrandige
Schrift mit gerundetem Duktus bringt uns die Nachricht, daß dieser Khan von etwa 55 zu 70 m Ausdehnung bereits im
 
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