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Wiegand, Theodor [Hrsg.]
Palmyra - Ergebnisse der Expeditionen von 1902 und 1917 (Text) — Berlin, 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.1808#0093
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Abb. 75. Porta praetoria. Nordl. Innenwand des Mitteltores v. W. gesehen

XL DAS DIOCLETIANSLAGER

(Tafel 1 o, 45-54)

In ausgezeichneter Lage, aut halber Höhe eines Berges, der im Westen die Stadt begrenzt und südlich zum Wadi Kubur abfällt,
dehnt sich das Lager auf geneigter Fläche1) bis an die Damaszener Straße hin aus (Taf. io)2). Von hier aus steigt der Bau an zu
einem Hof (A), zuletzt zur hoch aufgebauten Terrasse des Fahnenheiligtums mit seinen Nebenräumen. Da es in den Stadt-
mauerring hineingebaut werden mußte, ist es nicht von regelmäßiger Gestalt, sondern pro necessitate loci errichtet (Vegetius
III 8). Das Gebäude war selbst nach den verzerrten und verkehrt ergänzten Plänen bei Wood und bei Cassas als das soge-
nannte „Praetorium" eines Standlagers kenntlich3). Bestätigend tritt hinzu die an Ort und Stelle gefundene Bau-Inschrift
CIL III 133= 6661 und nunmehr unsere mit Hilfe von Schürfungen gemachte Aufnahme. Außer dem Fahnenheiligtum selbst
ist namentlich die Porta praetoria im Osten P, das Tetrapylon T am Kreuzungspunkt der Via praetoria und der Via principalis
und das Portal zu dem großen Hofe A, wie das der Lageplan Taf. 10 veranschaulicht, geklärt worden. Für den Hof schlägt
Lehner die Bezeichnung Forum vor, während Puchstein ihn Atrium nannte. Also die alten Bezeichnungen wie „Diocletians-
palast" oder gar „Nymphaeum" erwiesen sich als unrichtig. Die Deutung als Palast nimmt Lehner dagegen wieder auf (vgl.
S. 106).

Große Teile des Lagers hätten nicht ohne größere und umfassendere Schürfungen aufgeklärt werden können, wozu wir nicht
in der Lage waren. Insbesondere sahen wir in der Nordostecke des Lagers einige Mauerzüge, auch Säulenreste wie von Peri-
stylien, aber dies alles scheint durch die arabische Bauperiode stark verändert und überbaut zu sein, wie auch die übrigen Teile
des Lagers Spuren arabischer Uberbauung zeigen. Überall fanden sich glasierte Scherben. Auf dem steilen durch die Stadt-
mauer eingefaßten und geschützten Abhang hinter dem Fahnenheiligtum finden sich keine Lagerspuren.
Um die Eigentümlichkeiten und die Bedeutung des palmyrenischen Lagers zu verstehen, sei auf den Plan der Principia des
Lagers in Lambaesis verwiesen, der hier in Abb. 138, u. S. 104 wiederholt wird4).

Die Porta praetoria an der Ostfront des palmyrenischen Lagers liegt in einer Wallmauer, die parallel zur Damaszener Straße
und schräg zur Lagerrichtung verläuft. Das Lager scheint in die bestehende Stadt hineingebaut zu sein, die verwüstet war.
Das Tor geht in der Lagerachse schräg durch die Wallmauer5). Geschürft wurde an der nördlichen Seite des Tores längs der
Laibung des Mitteldurchganges und beim nördlichen Seitendurchgang. Der südliche Seitendurchgang war durch eine frühere

*) Wie es Hygin 56 verlangt.

2) Die Zeichnungen beruhen auf Aufnahmen, die 1902 in Palmyra von mir gemacht waren. Die alten Auftragungen und Rekonstruktionen wurden 1928 noch-
mals überarbeitet, wobei Herr Dipl.-Ing. Rohe mir half. Die Beschreibungen konnten von mir gelegentlich eines kurzen Aufenthaltes in Palmyra im Herbst 1928
nochmals geprüft werden.

3) „Principia" nach v. Domaszewskis Aufsatz über die Religion des römischen Heeres in Westd. Z. XXI, iff., vgl. Hettner in der Anzeige von L. Jacobis Römer-
kastell Saalburg, ebenda XVII 340fr., vgl. endlich v. Domaszewskis Aufsatz über die Principia des romischen Lagers in den Neuen Heidelberger Jahrb. IX 141fr.

4) Nach R. Cagnat, L'armee Romaine d'Afrique 2. 1913. Nur ein Teil der Principia ist publiziert nebst epigraphischen Grabungsbericht von Besnier, Mel. d'archeol.
et d'histoire XIX 1899, 199fr. Daran knüpfte v. Domaszewskis neue Untersuchung NHJ IX S. 141 fF. an.

5) Vgl. dazu Vegetius I 23, das Feldlager des Silva bei Masada, NHJ IX 1899, 142.
 
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