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Die Denkmäler als Hilfsmittel
Tagebuchnotizen, Plänen und Ansichten ein für die Ausgrabungspraxis
höchst wertvolles Musterbeispiel und . . . erfüllt die immer allgemeiner an-
erkannte Forderung: möglichst objektive und vollständige Darlegung des
Tatbestandes und erschöpfende Bearbeitung des Gewonnenen, beides tun-
lichst getrennt, so daß der vertrauende Leser rasch ein Bild gewinnt, der
selbständig prüfende andererseits von den Gesichtspunkten des Heraus-
gebers unabhängig urteilen kann."
Die Grenzen einer Ausgrabungspublikation müssen soweit wie
möglich gezogen werden. Nicht auf den engen Mauerring einer Stadt darf
man sich beschränken, sondern das Stadtgebiet, die ganze Landschaft mit
Berg und Tal, Straßen, Kastellen, Gutshöfen, Grabmälern und Grenz-
zeichen soll man sorgfältig aufnehmen; denn gerade diese Züge sind es,
die das Bild umfassend und anschaulich gestalten. So vermaß der deutsche
Major Steffen die Landschaft von Mykenai, Major Beriet nahm die
pergamenische Landschaft auf, P. Wilski vermaß die Insel Thera, Haupt-
mann W. v. Marees die Insel Leukas. Die milesische Expedition hat durch
P. Wilski und Hauptmann K. Lyncker eine Karte des südlichen Ionien
herstellen lassen, Ephesos und Umgebung wurde durch den österreichischen
Major Schindler vermessen; die französische Expedition in Delos hat
nicht nur eine Karte der Insel, sondern auch des sie umgebenden Meeres
herausgegeben. Keine Epoche, auch nicht die der nachrömischen Zeit, darf
nebensächlich behandelt werden und selbstverständlich sind auch die
anthropologischen Funde zu bergen. Dagegen ist es für eine Ausgrabungs-
publikation nicht absolut erforderlich, daß in ihr die ganze Literatur seit
Anbeginn der Archäologie berücksichtigt wird. Schnelligkeit und Voll-
ständigkeit in der Mitteilung der positiven Entdeckung ist weit wichtiger
als jene Art von Gelehrsamkeit, die ganz von der Benutzung großer Biblio-
theken abhängig ist.
ERHALTEN UND SAMMELN
Eine sorgfältige Konservierung der Monumente muß mit der Aus-
grabung Hand in Hand gehen. Mosaikböden wird man z. B. an den Rändern
befestigen und nach erfolgter Aufnahme mit einer 4—5 cm hohen Schutz-
schicht von Sand zudecken, da sie sonst rettungslos der Zerstörung anheim-
fallen. Mauern, welche einzustürzen drohen, müssen unterfangen und aus-
gemauert, Bögen, Grabgewölbe und gespaltene Türsturze müssen gestützt,
herausfallende Keilsteine verankert oder wieder gehoben werden. Bei der
Gella des Didymeions wurden von der deutschen Expedition die Läufer
und Binder der Wände möglichst wieder an ihren alten Platz gelegt, so
daß die Wandhöhe bis zu 10 m Höhe hergestellt ist. Ausgezeichnetes hat
P. Kavvadias am Tempel zu Phigalia, G. Kawerau mit Hilfe eines deut-
schen Gönners am Heraion zu Olympia geleistet (AM. 1905 S. 157 ff.).
In Delphi hat man das Schatzhaus der Athener wieder aufgerichtet. „Conso-
lider, relever, remettre en place" — mit diesen Worten bezeichnet H. L e c h at
(REA. XII, 1910, S. 132) die zulässige Art des Wiederherstellens
im Gegensatz zu jenen beklagenswerten „Restaurationen", die seit dem
Die Denkmäler als Hilfsmittel
Tagebuchnotizen, Plänen und Ansichten ein für die Ausgrabungspraxis
höchst wertvolles Musterbeispiel und . . . erfüllt die immer allgemeiner an-
erkannte Forderung: möglichst objektive und vollständige Darlegung des
Tatbestandes und erschöpfende Bearbeitung des Gewonnenen, beides tun-
lichst getrennt, so daß der vertrauende Leser rasch ein Bild gewinnt, der
selbständig prüfende andererseits von den Gesichtspunkten des Heraus-
gebers unabhängig urteilen kann."
Die Grenzen einer Ausgrabungspublikation müssen soweit wie
möglich gezogen werden. Nicht auf den engen Mauerring einer Stadt darf
man sich beschränken, sondern das Stadtgebiet, die ganze Landschaft mit
Berg und Tal, Straßen, Kastellen, Gutshöfen, Grabmälern und Grenz-
zeichen soll man sorgfältig aufnehmen; denn gerade diese Züge sind es,
die das Bild umfassend und anschaulich gestalten. So vermaß der deutsche
Major Steffen die Landschaft von Mykenai, Major Beriet nahm die
pergamenische Landschaft auf, P. Wilski vermaß die Insel Thera, Haupt-
mann W. v. Marees die Insel Leukas. Die milesische Expedition hat durch
P. Wilski und Hauptmann K. Lyncker eine Karte des südlichen Ionien
herstellen lassen, Ephesos und Umgebung wurde durch den österreichischen
Major Schindler vermessen; die französische Expedition in Delos hat
nicht nur eine Karte der Insel, sondern auch des sie umgebenden Meeres
herausgegeben. Keine Epoche, auch nicht die der nachrömischen Zeit, darf
nebensächlich behandelt werden und selbstverständlich sind auch die
anthropologischen Funde zu bergen. Dagegen ist es für eine Ausgrabungs-
publikation nicht absolut erforderlich, daß in ihr die ganze Literatur seit
Anbeginn der Archäologie berücksichtigt wird. Schnelligkeit und Voll-
ständigkeit in der Mitteilung der positiven Entdeckung ist weit wichtiger
als jene Art von Gelehrsamkeit, die ganz von der Benutzung großer Biblio-
theken abhängig ist.
ERHALTEN UND SAMMELN
Eine sorgfältige Konservierung der Monumente muß mit der Aus-
grabung Hand in Hand gehen. Mosaikböden wird man z. B. an den Rändern
befestigen und nach erfolgter Aufnahme mit einer 4—5 cm hohen Schutz-
schicht von Sand zudecken, da sie sonst rettungslos der Zerstörung anheim-
fallen. Mauern, welche einzustürzen drohen, müssen unterfangen und aus-
gemauert, Bögen, Grabgewölbe und gespaltene Türsturze müssen gestützt,
herausfallende Keilsteine verankert oder wieder gehoben werden. Bei der
Gella des Didymeions wurden von der deutschen Expedition die Läufer
und Binder der Wände möglichst wieder an ihren alten Platz gelegt, so
daß die Wandhöhe bis zu 10 m Höhe hergestellt ist. Ausgezeichnetes hat
P. Kavvadias am Tempel zu Phigalia, G. Kawerau mit Hilfe eines deut-
schen Gönners am Heraion zu Olympia geleistet (AM. 1905 S. 157 ff.).
In Delphi hat man das Schatzhaus der Athener wieder aufgerichtet. „Conso-
lider, relever, remettre en place" — mit diesen Worten bezeichnet H. L e c h at
(REA. XII, 1910, S. 132) die zulässige Art des Wiederherstellens
im Gegensatz zu jenen beklagenswerten „Restaurationen", die seit dem