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Wiegand, Theodor
Die Denkmäler als Hilfsmittel der Altertumsforschung (Sonderdruck aus dem Handbuch der Archäologie) — München, 1939

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https://doi.org/10.11588/diglit.1803#0042
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Die Denkmäler als Hilfsmittel

Bei Tongefäßen kann man häufig die Form mit Sicherheit in getöntem
Gips herstellen, jedoch wird man ein Ausmalen verlorener Bildteile, wie es
früher (besonders in der Neapeler Sammlung) üblich war, nur selten zulas-
sen, etwa bei Ornamentalem, ein Übermalen des Vorhandenen nie.

Die Konservierung frisch gefundener Objekte der Kleinkunst in
Ausgrabungen kann, wie oben erwähnt, immer nur vorläufig sein. Man
wird allerdings Bronze und Eisen durch Wässern zu entsäuern, zu ent-
salzen, zu trocknen und durch Lacküberzug zu schützen wissen, man wird
auch Tongefäße durch Auslaugen mit Regenwasser vor der Zerstörung
durch Erdsalze bewahren können. In größerem Umfang sollten diese Ar-
beiten aber nur in Museen und deren Werkstätten geschehen, wenngleich
es allerdings notwendig ist, sich durch Reinigen der Scherben an Ort und
Stelle einen Überblick über das vorkommende Material zu verschaffen.
Namentlich sollte man vorläufige Zusammensetzungen im Hinblick auf
späteren Transport unterlassen. Ein Meisterwerk der Konservierung und
Zusammensetzung sind die glasierten Ziegelreliefs des Ischtartores von
Babylon und des Thronsaales Nebukadnezars im Berliner Museum.

Während man früher alle Funde aus Ausgrabungen in die Zentralmuseen
verbrachte und dadurch die Magazine mit einer Masse von Duplikaten oder
künstlerisch fast qualitätlosen Gegenständen füllte, ist man jetzt dazu über-
gegangen, Gegenstände von geringerem Interesse in der Nähe der Fund»
orte zu belassen und kleine Ortsmuseen unter der Aufsicht Ortskundiger
einzurichten. In Italien bestanden Ortsmuseen auf anderen Grundlagen
schon seit langer Zeit (alter Privatbesitz, Kommunalsammlungen wie zu
Venedig, Bologna, Brescia, Gagliari, Orvieto, Cervetri, Bari, Tarent, Me-
tapont, Girgenti, Syrakus und viele andere). Griechenland folgte amt-
lich seit 1834 nach (Piräus, Theben, Syra, Korfu, Mykonos, Sparta, Argos,
Chalkis, Eretria, Tegea, Megalopolis, Lykosura, Volo und andere). Infolge
großer Ausgrabungen entstanden die Museen zu Olympia, Delphi, Thera.
Unter ähnlichen Voraussetzungen entstand das kretische Museum zu
Kandia. In letzter Zeit haben sich auch im Bereich der Türkei Ortsmuseen
teils im Anschluß an Grabungen gebildet (Pergamon, Milet), teils infolge
der Ansammlung von Zufallsfunden (Smyrna, Brussa, Ankara, Adana,
Konia). In Nordafrika hat die französische Verwaltung an vielen Stellen
Museen (Alger, Karthago, Cherchel, Konstantine, Lambaesis, Oran, Timgad,
Tunis und andere) sowie Antikendepots eingerichtet. Italien ist diesem Bei-
spiel in Tripolis gefolgt (Lepcis Magna, Sabratha, Kyrene u. a., vgl. o. S.94).
In Frankreich selbst sind wichtige archäologische Museen in Marseille,
Toulouse, Nimes, Narbonne,. Evreux, Beziers, Douai, Epinal,Autun und an-
deren Orten, die zum Teil von Vereinen oder einzelnen Gelehrten ins Leben
gerufen wurden (vgl. P. Giemen, Denkmalpflege in Frankreich S. 97 ff.). In
Deutschland ging, begünstigt durch zahlreiche lokale wissenschaftliche Ver-
eine und durch die Denkmalspflege in den einzelnen Provinzen, eine ähnliche
Entwicklung vor sich (durch Wallraf in Köln, Lindenschmit in Mainz,
v. Gohausen in Wiesbaden, Jacobi auf der Saalburg). Neben den Zen-
tralmuseen in Berlin und Mainz beschränken sich die nun Landesmuseen
genannten und zum Teil mit reichen Mitteln ausgestatteten Provinzial-
 
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