rung in die Urnenfelderzeit ist zwar wahrscheinlich,
aber nicht schlüssig zu beweisen.
Sicher rezent ist ein Beinfragment aus Röllfeld
(154), Stelle 2.
Dagegen können Bruchstücke von zwei Geweihäx-
ten mit rechteckigem Schaftloch als urnenfelderzeit-
lich angesprochen werden, da sie aus geschlossenen
Siedlungsgruben von Neusetz (Taf. 5, 6) und Sulz-
heim-Alitzheim (Taf. 10, l) stammen. Eine dritte
Geweihaxt sowie eine Hacke aus dem Gräberfeld
von Wollbach könnten ebenfalls urnenfelderzeit-
lich sein, allerdings kann die Hacke (Taf. 86,4)
einem bestimmten Grab nicht zugeordnet werden,
und die Axt (Taf. 85, 6) gelangte möglicherweise
nicht als Beigabe bei der Bestattung, sondern als
Gerät von Grabräubern in die Erde.
Das Bruchstück eines noch unbestimmten tieri-
schen Eckzahnes aus Grab 1 von Elsenfeld (Taf.
36,10) steht bisher im unterfränkischen Fundstoff
allein386). Dagegen fanden sich Tierzähne in einem
rheinhessischen Siedlungsfund, einem nordwürt-
tembergischen Körpergrab, einem Körpergrab der
Unstrutgruppe aus Nordthüringen, zwei Gräbern
aus Oberfranken und drei Funden aus Mittelfran-
ken, von denen ein Brandgrab zwei Stücke ent-
hielt387). Es sind dies insgesamt 10 Zähne, von
denen sechs Durchbohrungen haben. Bei drei
Stücken handelt es sich um Fragmente, zu dem
mitteldeutschen liegen keine Angaben vor. In den
durchbohrten und vielleicht auch in den übrigen
Zähnen wird man Anhänger sehen dürfen, die
einzeln oder als Teil von Ketten getragen wurden.
Die bestimmten Beispiele stammen von Bär, Eber
und Hund. Soweit die Abbildungen eine Aussage
erlauben, scheint es sich um Eckzähne bzw. Hauer
zu handeln. Die Gründe für das Tragen von
Tierzähnen als Anhänger dürften im Bereich der
Magie zu suchen sein. So könnte man an Amulette
denken388). Die Seltenheit derartiger Funde dürfte
u. a. auf unzureichende Fundbeobachtung und
Fundbergung zurückzuführen sein.
d. Holz, Getreide
Funde aus leicht vergänglichem Material wie Holz
und Getreide sind aus Unterfranken nur sehr selten
erhalten. Kleine, unbestimmte Holzstücke aus
Grab 10 von Obernau hafteten an Bronzeresten und
dürften ihre Konservierung der Patina verdan-
ken389). Reste eines Schaftes aus Eschenholz ent-
hielt eine Lanzenspitze, die im Baggerschutt der
Mainstaustufe Goßmannsdorf bei Ochsenfurt
(250) gefunden wurde und wohl als Flußfund
anzusprechen ist. Ebenfalls aus Mainbaggerungen
stammt ein mittelständiges Lappenbeil mit Resten
der Schäftung aus Eichenholz, das in der Schonun-
ger Bucht gefunden wurde (Taf. 100, 1).
Im Gegensatz zu diesen Holzfunden ist Getreide
bisher nur indirekt nachweisbar. Zwei Knickwand-
schalen aus Grab 1 und 8 von Großheubach (135)
weisen auf der Innenseite Kornabdrücke auf. Sollte
hier eine botanische Bestimmung möglich sein —
die Abdrücke wurden bisher noch nicht untersucht
— so wäre dies für die Urnenfelderzeit der erste
sichere Hinweis auf in Unterfranken angebaute
Pflanzenarten390). Da Moore in Unterfranken
fehlen, sind Pollenanalysen bisher nicht möglich
gewesen und wohl auch kaum zu erwarten. So lassen
sich einstweilen über angebaute Nutzpflanzen und
die Vegetation Unterfrankens im allgemeinen nur
Vermutungen anhand der Befunde aus Nachbar-
gebieten anstellen (vgl. oben S.12 mit Anm.5).
386) Bei den nicht erhaltenen Tierzähnen aus Fuchsstadt, Grube 5 (238) und Hüttenstelle 1 (243) ist nicht sicher, ob sie in
diesen Zusammenhang gehören. Es könnte sich auch um Reste von Tierskeletten handeln.
387) Tierzähne erhalten:
Nieder-Olm, Kr. Mainz-Bingen, Grube 13 ; unbestimmt, durchbohrt (M. Eggert, Rheinhessen 213 Taf. 39 All). —
Offenau, Kr. Heilbronn, Körpergrab; Eberzahn, durchbohrt (R. Dehn, Nordwürttemberg 93 Taf. 2 A 2). —
Heldrungen, Kr. Artern, Körpergrab3;unbestimmt (K. Nuglisch, Jahresschr. Halle 44,1960,139 f.). — Grundfeld,
Kr. Staffelstein, Körpergrab 17; Bruchstück eines Bären- oder Eberzahns (Angaben widersprüchlich) (H. Hennig,
Ober- und Mittelfranken 95 Taf. 20,26). — Gundelsheim, Kr. Bamberg, Brandgrab 4; Bärenzahn, durchbohrt
(ebd. 62). — Altensittenbach, Kr. Hersbruck, Brandgrab 3; zwei Eberzähne, einer fragmentiert, der andere
durchbohrt (ebd. 119 Taf. 48, 7.8). — Siegersdorf, Kr. Lauf a. d. Pegnitz, Körperbestattung in Grabhügel 3;
Eckzahn eines Hundes, durchbohrt (ebd. 134 Taf. 65, 14). — Hormersdorf, Kr. Lauf a. d. Pegnitz, in Felsspalte
zusammen mit Tier- und Menschenknochen sowie Keramik; Bärenzahn, durchbohrt (ebd. 133 Taf. 65,26).
388) Hierzu allgemein: L. Pauli, Keltischer Volksglaube. Münchner Beiträge zur Vor- und Frühgeschichte 28 (1975)
129f. - Vgl. auch S. 82.
389) P. Endrich, Untermaingebiet 289 Abb. 71,8.
390) Zur Untersuchung von Getreideabdrücken: M. Hopf, Jahrb. RGZM 16, 1969, 169 ff. ; dies., Jahrb. RGZM 19,
1972, 179f.
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aber nicht schlüssig zu beweisen.
Sicher rezent ist ein Beinfragment aus Röllfeld
(154), Stelle 2.
Dagegen können Bruchstücke von zwei Geweihäx-
ten mit rechteckigem Schaftloch als urnenfelderzeit-
lich angesprochen werden, da sie aus geschlossenen
Siedlungsgruben von Neusetz (Taf. 5, 6) und Sulz-
heim-Alitzheim (Taf. 10, l) stammen. Eine dritte
Geweihaxt sowie eine Hacke aus dem Gräberfeld
von Wollbach könnten ebenfalls urnenfelderzeit-
lich sein, allerdings kann die Hacke (Taf. 86,4)
einem bestimmten Grab nicht zugeordnet werden,
und die Axt (Taf. 85, 6) gelangte möglicherweise
nicht als Beigabe bei der Bestattung, sondern als
Gerät von Grabräubern in die Erde.
Das Bruchstück eines noch unbestimmten tieri-
schen Eckzahnes aus Grab 1 von Elsenfeld (Taf.
36,10) steht bisher im unterfränkischen Fundstoff
allein386). Dagegen fanden sich Tierzähne in einem
rheinhessischen Siedlungsfund, einem nordwürt-
tembergischen Körpergrab, einem Körpergrab der
Unstrutgruppe aus Nordthüringen, zwei Gräbern
aus Oberfranken und drei Funden aus Mittelfran-
ken, von denen ein Brandgrab zwei Stücke ent-
hielt387). Es sind dies insgesamt 10 Zähne, von
denen sechs Durchbohrungen haben. Bei drei
Stücken handelt es sich um Fragmente, zu dem
mitteldeutschen liegen keine Angaben vor. In den
durchbohrten und vielleicht auch in den übrigen
Zähnen wird man Anhänger sehen dürfen, die
einzeln oder als Teil von Ketten getragen wurden.
Die bestimmten Beispiele stammen von Bär, Eber
und Hund. Soweit die Abbildungen eine Aussage
erlauben, scheint es sich um Eckzähne bzw. Hauer
zu handeln. Die Gründe für das Tragen von
Tierzähnen als Anhänger dürften im Bereich der
Magie zu suchen sein. So könnte man an Amulette
denken388). Die Seltenheit derartiger Funde dürfte
u. a. auf unzureichende Fundbeobachtung und
Fundbergung zurückzuführen sein.
d. Holz, Getreide
Funde aus leicht vergänglichem Material wie Holz
und Getreide sind aus Unterfranken nur sehr selten
erhalten. Kleine, unbestimmte Holzstücke aus
Grab 10 von Obernau hafteten an Bronzeresten und
dürften ihre Konservierung der Patina verdan-
ken389). Reste eines Schaftes aus Eschenholz ent-
hielt eine Lanzenspitze, die im Baggerschutt der
Mainstaustufe Goßmannsdorf bei Ochsenfurt
(250) gefunden wurde und wohl als Flußfund
anzusprechen ist. Ebenfalls aus Mainbaggerungen
stammt ein mittelständiges Lappenbeil mit Resten
der Schäftung aus Eichenholz, das in der Schonun-
ger Bucht gefunden wurde (Taf. 100, 1).
Im Gegensatz zu diesen Holzfunden ist Getreide
bisher nur indirekt nachweisbar. Zwei Knickwand-
schalen aus Grab 1 und 8 von Großheubach (135)
weisen auf der Innenseite Kornabdrücke auf. Sollte
hier eine botanische Bestimmung möglich sein —
die Abdrücke wurden bisher noch nicht untersucht
— so wäre dies für die Urnenfelderzeit der erste
sichere Hinweis auf in Unterfranken angebaute
Pflanzenarten390). Da Moore in Unterfranken
fehlen, sind Pollenanalysen bisher nicht möglich
gewesen und wohl auch kaum zu erwarten. So lassen
sich einstweilen über angebaute Nutzpflanzen und
die Vegetation Unterfrankens im allgemeinen nur
Vermutungen anhand der Befunde aus Nachbar-
gebieten anstellen (vgl. oben S.12 mit Anm.5).
386) Bei den nicht erhaltenen Tierzähnen aus Fuchsstadt, Grube 5 (238) und Hüttenstelle 1 (243) ist nicht sicher, ob sie in
diesen Zusammenhang gehören. Es könnte sich auch um Reste von Tierskeletten handeln.
387) Tierzähne erhalten:
Nieder-Olm, Kr. Mainz-Bingen, Grube 13 ; unbestimmt, durchbohrt (M. Eggert, Rheinhessen 213 Taf. 39 All). —
Offenau, Kr. Heilbronn, Körpergrab; Eberzahn, durchbohrt (R. Dehn, Nordwürttemberg 93 Taf. 2 A 2). —
Heldrungen, Kr. Artern, Körpergrab3;unbestimmt (K. Nuglisch, Jahresschr. Halle 44,1960,139 f.). — Grundfeld,
Kr. Staffelstein, Körpergrab 17; Bruchstück eines Bären- oder Eberzahns (Angaben widersprüchlich) (H. Hennig,
Ober- und Mittelfranken 95 Taf. 20,26). — Gundelsheim, Kr. Bamberg, Brandgrab 4; Bärenzahn, durchbohrt
(ebd. 62). — Altensittenbach, Kr. Hersbruck, Brandgrab 3; zwei Eberzähne, einer fragmentiert, der andere
durchbohrt (ebd. 119 Taf. 48, 7.8). — Siegersdorf, Kr. Lauf a. d. Pegnitz, Körperbestattung in Grabhügel 3;
Eckzahn eines Hundes, durchbohrt (ebd. 134 Taf. 65, 14). — Hormersdorf, Kr. Lauf a. d. Pegnitz, in Felsspalte
zusammen mit Tier- und Menschenknochen sowie Keramik; Bärenzahn, durchbohrt (ebd. 133 Taf. 65,26).
388) Hierzu allgemein: L. Pauli, Keltischer Volksglaube. Münchner Beiträge zur Vor- und Frühgeschichte 28 (1975)
129f. - Vgl. auch S. 82.
389) P. Endrich, Untermaingebiet 289 Abb. 71,8.
390) Zur Untersuchung von Getreideabdrücken: M. Hopf, Jahrb. RGZM 16, 1969, 169 ff. ; dies., Jahrb. RGZM 19,
1972, 179f.
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