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Wilbertz, Otto Mathias; Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege [Contr.]
Die Urnenfelderkultur in Unterfranken — Materialhefte zur bayerischen Vorgeschichte, Band 49: Kallmünz/​Opf.: Lassleben, 1982

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.73517#0015
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EINLEITUNG

1. ALLGEMEINES

Nach der Bearbeitung des urnenfelderzeitlichen1)
Fundstoffs aus Mittel- und Südhessen, Ober- und
Mittelfranken sowie aus Nordwürttemberg2) er-
scheint eine Untersuchung des unterfränkischen
Fundstoffs wünschenswert. Die vorliegende Arbeit
schließt diese Lücke und versucht, Einblicke in die
Entwicklung und Zusammenhänge der urnenfel-
derzeitlichen Kulturgruppen der Main-Region zu
geben. Im Vordergrund steht dabei die Darstellung
der unterfränkischen Urnenfelderkultur in dem
durch die Gruppen des Rhein-Main-Gebiets und
Nordostbayerns umschriebenen Rahmen (Beilage
1-4).

Die Materialaufnahme folgt den Grenzen des
bayerischen Regierungsbezirks Unterfranken und
richtet sich damit nach der Organisation der
Denkmalpflege. Das so umschriebene Gebiet fügt
sich nahtlos in die ebenfalls an Verwaltungseinhei-
ten der Denkmalpflege orientierten Materialauf-
nahmen der Nachbargebiete. Überschneidungen
ergeben sich lediglich an der Grenze nach Ober- und
Mittelfranken, da hier die Gebietsreform von 1972
Veränderungen gebracht hat. So werden einige bei
H. Hennig behandelte Funde abermals erfaßt. Aus
den nach Oberfranken ausgegliederten Teilen Un-
terfrankens sind bisher keine Funde bekannt.

2. LANDSCHAFT, VEGETATION UND KLIMA

Der bayerische Regierungsbezirk Unterfranken
stellt keine naturräumliche Einheit dar3). An seinem
Ostrand umfaßt er mit Haßbergen und Steigerwald
Teile der südwestlich — nordöstlich verlaufenden
fränkischen Keuperstufe, zu der weiter im Südwe-
sten noch die Frankenhöhe gehört. Im Westen
folgen auf die Keuperstufe die hauptsächlich aus
Muschelkalk aufgebauten Mainfränkischen Plat-
ten. Sie bilden den größten Teil Unterfrankens und
setzen sich im nordbadischen Bauland fort. Im
Westen und Nord westen folgt aufdas M uschelkalk-
gebiet eine aus Buntsandstein aufgebaute Mittelge-
birgsschwelle, bestehend aus Odenwald, Spessart
und Südrhön. Sie wird im Norden und Nordwesten
überragt von den im Jungtertiär gebildeten Vulkan-
kuppen von Vogelsberg und Hoher Rhön. Westlich
der Buntsandsteinschwelle kommt in Vorderem
Odenwald und Vorspessart das kristalline Grund-
gebirge zum Vorschein. Den westlichsten Teil
Unterfrankens stellt die Untermainebene dar, die
teilweise durch den Vorderen Odenwald von der
Rhein-Main-Ebene abgetrennt ist.

Haßberge und Steigerwald sind geprägt von
mittlerem und oberem Keuper. Sie ragen im Westen
steil auf und flachen sich nach Osten zu allmählich
ab. Ihre Böden sind sandig, mager, nährstoffarm
und sehr wasserdurchlässig. Der untere Keuper
oder Lettenkeuper ist mit dem Muschelkalk
vielfach verzahnt. Er charakterisiert den östlichen
Teil der Mainfränkischen Platten, namentlich den
Ochsenfurter Gau, das Steigerwald-Vorland und
das Grabfeld. Teilweise von Löß bedeckt, verfügt er
über sehr wertvolle Böden. Steiniger und
wasserärmer sind dagegen die Böden des
Muschelkalk, wo sie nicht durch Löß oder
Lettenkeuper veredelt werden. Das Buntsandstein-
gebiet ist durch magere, wasserdurchlässige
(Hauptbuntsandstein) oder mittelschwere, staunas-
se (Oberer Buntsandstein) Böden gekennzeichnet.
Günstigere Voraussetzungen für den Ackerbau
bieten dagegen wieder Vorspessart und Mainebene.
Aussagen über Vegetation und Klima des Arbeits-
gebietes in vorgeschichtlicher Zeit sind sehr schwie-
rig bzw. kaum möglich. Da Moore in Unterfranken

1) Zu den Begriffen „Urnenfelderzeit" und „Urnenfelderkultur" vgl. S. 21.

2) F. R. Hermann, Mittel- und Südhessen. — H. Hennig, Ober- und Mittelfranken. — R. Dehn, Nordwürttemberg.

3) Handbuch der Naturräumlichen Gliederung Deutschlands, Bad Godesberg 1 (1962) 186f. 188.207 ff. 209 ff. 212 ff.
217ff. 220f. 222f. 225ff. 235f. 236ff.

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