CHRONOLOGIE
1. ALLGEMEINES
Die vorgeschichtliche Forschung zu Ende des
vorigen und im ersten Viertel dieses Jahrhunderts
war bestrebt, über weite Räume einheitliche oder
doch vergleichbare Chronologieschemata zu gewin-
nen. Erschwert wurde dieses Vorgehen durch
Unterschiede in der Materialfülle, in der Quellen-
überlieferung und in der Formenvielfalt einzel-
ner Regionen. Daher wurden in immer stärke-
rem Maße regionale Betrachtungen einbezogen:
man versuchte, für einzelne kleinere Gruppen
eigenständige Stufenfolgen zu entwerfen, die dann
in die überregionalen Systeme eingebettet werden
sollten391).
Dieser Prozeß wurde in den letzten Jahren weiter
vorangetrieben durch die Einführung neuer Be-
zeichnungen einzelner Stufen in eng begrenzten
Regionen, oftmals nach bis dahin weitgehend
unbekannten Fundorten392). Ließen ältere, regio-
nal gebundene Bezeichnungen — wie „Nordtirol
I-IV" — erkennen, daß es sich um verschiedene
Zeithorizonte eines Gebietes handelt, so ist dies bei
neueren Stufenfolgen wie „Riegsee-Hart-Unterha-
ching-Kelheim II-Kelheim III-Mauern" oft nicht
ohne weiteres möglich. Außerdem bedingt dieses
neuere Verfahren eine starke Vermehrung der
Stufenbezeichnungen. Die Übersicht über diese
Begriffsvielfalt ist nur gewährleistet, wenn eine
überregionale Nomenklatur hinzugefügt wird.
Für die chronologische Ordnung des Fundstoffs
einer Region stehen grundsätzlich zwei Wege zur
Verfügung: eine Einstufung anhand von Maßstä-
ben, die am Material anderer Gebiete gewonnen
wurden, oder eine Gliederung aus dem bearbeiteten
Fundstoff selbst und ohne Berücksichtigung der
Nachbargebiete. Dieses letztere Verfahren ist in
reiner Form kaum anwendbar; es kann eine
Reihung des Fundstoffs liefern. Aber Anfang und
Ende einer solchen Reihe müssen durch andere
Methoden bestimmt werden, wie z. B. durch die
Stratigraphie oder den Vergleich mit der Stufenfolge
der Nachbargebiete.
Für die Gliederung des unterfränkischen Fund-
stoffs muß in verstärktem Maße auf außerunter-
fränkische Chronologiesysteme zurückgegriffen
werden. Dabei stehen die von P. Reinecke und H.
Müller-Karpe definierten Phasen im Vordergrund,
die im Arbeitsgebiet aber nicht alle nachweisbar
sind393).
2. GRABFUNDE
a. Die Stufe BzD
Im Untermaingebiet wird die Stufe BzD durch
mittelrheinische Krüge mit Rillen-und Kerbschnitt-
zier gekennzeichnet. An charakteristischen Funden
seien die Gräber 12 und 13 vom Aschaffenburger
Strietwald (Rau Taf. 9,1-6) und Wenigumstadt
(Taf. 22,1—4) genannt. In einem Grab von
Stockstadt (Taf. 22,8—12) war Tonware dieser Art
mit zwei Brillenspiralen und zwei Nadeln mit
waagerecht geripptem tonnenförmigem Kopf ver-
gesellschaftet. Bei dem Hügelgrab von Pflaumheim
(Taf. 17,18 — vgl. oben S. 81) ist nicht sicher, ob es
in diesen Zusammenhang zu stellen ist. Es könnte
391) Zur Forschungsgeschichte vgl. Anm. 6.
392) Vgl. eine Übersichtstabelle über verschiedene Stufenbezeichnungen im Rahmen der PBF-Reihe bei A. Jocken-
hövel, Rasiermesser 20f. Abb.3.
393) Zur unterschiedlichen Differenzierbarkeit der Chronologie in verschiedenen Gebieten vgl. J. Bouzek - H. David -
J. Hrala - K.Nuglisch - J. Rihovsky - V.Vokolek, Zur urnenfelderzeitlichen Chronologie Mitteleuropas. Actes du
Vile congres international des sciences prehistoriques et protohistoriques 1966 (1970) 700ff.
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1. ALLGEMEINES
Die vorgeschichtliche Forschung zu Ende des
vorigen und im ersten Viertel dieses Jahrhunderts
war bestrebt, über weite Räume einheitliche oder
doch vergleichbare Chronologieschemata zu gewin-
nen. Erschwert wurde dieses Vorgehen durch
Unterschiede in der Materialfülle, in der Quellen-
überlieferung und in der Formenvielfalt einzel-
ner Regionen. Daher wurden in immer stärke-
rem Maße regionale Betrachtungen einbezogen:
man versuchte, für einzelne kleinere Gruppen
eigenständige Stufenfolgen zu entwerfen, die dann
in die überregionalen Systeme eingebettet werden
sollten391).
Dieser Prozeß wurde in den letzten Jahren weiter
vorangetrieben durch die Einführung neuer Be-
zeichnungen einzelner Stufen in eng begrenzten
Regionen, oftmals nach bis dahin weitgehend
unbekannten Fundorten392). Ließen ältere, regio-
nal gebundene Bezeichnungen — wie „Nordtirol
I-IV" — erkennen, daß es sich um verschiedene
Zeithorizonte eines Gebietes handelt, so ist dies bei
neueren Stufenfolgen wie „Riegsee-Hart-Unterha-
ching-Kelheim II-Kelheim III-Mauern" oft nicht
ohne weiteres möglich. Außerdem bedingt dieses
neuere Verfahren eine starke Vermehrung der
Stufenbezeichnungen. Die Übersicht über diese
Begriffsvielfalt ist nur gewährleistet, wenn eine
überregionale Nomenklatur hinzugefügt wird.
Für die chronologische Ordnung des Fundstoffs
einer Region stehen grundsätzlich zwei Wege zur
Verfügung: eine Einstufung anhand von Maßstä-
ben, die am Material anderer Gebiete gewonnen
wurden, oder eine Gliederung aus dem bearbeiteten
Fundstoff selbst und ohne Berücksichtigung der
Nachbargebiete. Dieses letztere Verfahren ist in
reiner Form kaum anwendbar; es kann eine
Reihung des Fundstoffs liefern. Aber Anfang und
Ende einer solchen Reihe müssen durch andere
Methoden bestimmt werden, wie z. B. durch die
Stratigraphie oder den Vergleich mit der Stufenfolge
der Nachbargebiete.
Für die Gliederung des unterfränkischen Fund-
stoffs muß in verstärktem Maße auf außerunter-
fränkische Chronologiesysteme zurückgegriffen
werden. Dabei stehen die von P. Reinecke und H.
Müller-Karpe definierten Phasen im Vordergrund,
die im Arbeitsgebiet aber nicht alle nachweisbar
sind393).
2. GRABFUNDE
a. Die Stufe BzD
Im Untermaingebiet wird die Stufe BzD durch
mittelrheinische Krüge mit Rillen-und Kerbschnitt-
zier gekennzeichnet. An charakteristischen Funden
seien die Gräber 12 und 13 vom Aschaffenburger
Strietwald (Rau Taf. 9,1-6) und Wenigumstadt
(Taf. 22,1—4) genannt. In einem Grab von
Stockstadt (Taf. 22,8—12) war Tonware dieser Art
mit zwei Brillenspiralen und zwei Nadeln mit
waagerecht geripptem tonnenförmigem Kopf ver-
gesellschaftet. Bei dem Hügelgrab von Pflaumheim
(Taf. 17,18 — vgl. oben S. 81) ist nicht sicher, ob es
in diesen Zusammenhang zu stellen ist. Es könnte
391) Zur Forschungsgeschichte vgl. Anm. 6.
392) Vgl. eine Übersichtstabelle über verschiedene Stufenbezeichnungen im Rahmen der PBF-Reihe bei A. Jocken-
hövel, Rasiermesser 20f. Abb.3.
393) Zur unterschiedlichen Differenzierbarkeit der Chronologie in verschiedenen Gebieten vgl. J. Bouzek - H. David -
J. Hrala - K.Nuglisch - J. Rihovsky - V.Vokolek, Zur urnenfelderzeitlichen Chronologie Mitteleuropas. Actes du
Vile congres international des sciences prehistoriques et protohistoriques 1966 (1970) 700ff.
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