Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
37 -

lassen. Allein die Fälle, daß Blattsormen bis anfs kleinste genan nnt
regelmäßigen geometrischen Formen übereinstimmen, sind ünßerst selten,
sie sind Ausnahmen, aber nicht Regel. Eine ausmerksame Betrachtung
der Blattformen ergiebt oielmehr, daß die Übereinstimmung änßerst
selten eine genaue ist, daß vielmehr mannigfache Abweichungen von der
vermeintlichen „Grundsorm" vorkommen, Abweichungen, welche ost viel
bedeutender sind, als diesenigen der geometrischen Formen von einander.
Eine streng einseitige Anwendnng des angesührten Lehrprincips, welches
die wunderbaren Formen der Pslanzenwelt unter starre Schemas zn
bringen sucht, muß den angebornen sreien Formensinn, die einfache
natürliche Anschannng des Schülers beeinträchtigen und das, was ihm
das größte Reizmittel sür den Gennß der sichtbaren Welt ist, die Freude
oder wenigstens das Jnteresse am Charakteristischen nehmen.

Treten deni Schüler, der nach solcher Methode unterrichtet worden
ist, Formen entgegen, die sich nicht ans derartige Schemen zurücksühren
lassen, so ist er völlig ratlos. Er hat keinen Nntzen davon, daß er
mit vieler Mühe herausklügelt, dieses oder jenes Blatt läßt sich einer
oder der andern geometrischen Form anpassen; wahren Vorteil hat er
nur davon, daß er die charakteristischen Punkte, welche den Blattgebilden
die eigenartige Gestalt geben, aussindet und mit ihrer Hilse meßbare,
gerade Linien so zu legen versteht, daß die Abweichungen der gebogenen
Linien danach leicht und sicher abzuschätzen sind. Nie gebe der Lehrer
bestimmte Schemas sür einzelne Pslanzensormen, wohl aber erteile er
gründliche Unterweisung, wie die tausendsültigen Formen der Pslanzen-
welt zu ersassen sind.

Für die Reihenfolge, in der die stilisierten Pslanzensormen zu zeichnen
sind, kann die geometrische Form nicht maßgebend sein. Die Methode,
erst Pslanzensormen zeichnen zu lassen, denen das Dreieck, dann solche,
die sich an das Viereck, Fünseck, Sechseck re. anlehnen, ist eine irrige.
ttnter ttmstünden ist eine Blattsorm mit vielen Eckpunkten und Zacken
leichter zu zeichnen, als eine andere mit wenig Konturen, deren feine
Maßverhältnisse und seinerer Zug und Schwung des ttmrisses ein schon
mehr geschultes Auge und eine sichere Hand zur Wiedergabe verlangen.
Für die Rechensolge, in der die einzelnen Pflanzensormen zu zeichnen
sind, ist die Einsachheit, Schönheit nnd zweckdienliche Ver-
wendung derselben maßgebend. Während also die elementar-geo-
metrischen Formen sür die Reihensolge der Blätter nicht bestimmend
sind, sind diese Formen doch von Einfluß bei der Auswahl der Pflanzen-
 
Annotationen