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Westdeutsche Zeitschrift für Geschichte und Kunst / Korrespondenzblatt — 10.1891

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Nr. 1 (Januar)
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https://doi.org/10.11588/diglit.37291#0009
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Im Hügel A, dem grössten von allen,
(nach E. Wagner’s Aufnahme 3 m hoch,
30 m Dm.), stiess man in 1,5 m Tiefe,
7 m östlich vom Mittelpunkt, auf eine
Schichte Holzasche, die bis Va m mächtig
war und sich etwa 2 m im Quadrat aus-
breitete. Kleinere Aschenreste fanden
sich auch sonst im Hügel zerstreut. Ziem-
lich in der Mitte, in 2,5 m Tiefe, standen
zwei etwa 35 cm hohe bauchige Urnen
von grauem Thon, glatt, ohne Verzierung
(Form ähnl. E. Wagner, Hügelgräber,
T. II, 1, a), und zwischen beiden eine
flache glatte Schale, 8,5 cm hoch, 26 cm
oberer Dm. Die Urnen enthielten geringe
Beste eines Bronzebeckens, neben der
grossem Urne lag ein halbmondförmiges,
flaches Eisenstück von 9,5 cm Dm. und
3 mm Dicke und (auf Holzunterlage) der
Rest einer Bronzekanne, nämlich Hals mit
Schulteransatz (Form wie Sacken, Grabf.
von Hallst. T. XXV, 5) und Henkel (wie
Sacken T. XXV, 4). Senkrecht zu den
Thongefässen, die in der ungefähren
Richtung von Ost nach West standen,
lagen in einer Linie von Süd nach Xord
ein 40 cm langer Dolch und weiter in ei-
nem Abstand von 24 cm ein 89 cm langes
Schwert, beide von Eisen, ohne Scheide,
die Spitze nach Norden. Der Griff des
Dolches gabelt sich in zwei halbkreisför-
mig gebogene Zinken, deren Enden sich
nahezu berühren. Das Schwert ist ganz
ähnlich wie Naue, Hügelgräber T. XII, 2;
an zwei Stellen fanden sich spärliche Tuch-
reste auf der (nackten) Klinge. Nahe
(westl.) beim Schwertgriff lag ein 8 cm
langes, schmales Bronzezängchen (zer-
brochen), ein Paar Anhänger (Nagelreini-
ger?) von vierkantigem, teilweise gedreh-
tem Bronzedraht (8,7 cm lang) und ein
kleiner runder Bernsteinring, auf Ilolz-
unterlage. Zwischen Dolchspitze und
Schwertgriff fanden sich zwei runde und
ein ovaler Ring von 8 bezw. 5 mm dickem
Eisendraht, die ersteren von 4, der letz-
tere von 2 auf 3,5 cm lichter Weite. Der
interessanteste Teil des Fundes lag jedoch
östlich neben Dolch und Schwert auf ei-
nem Raum von 165 x 45 cm Ausdehnung
ohne erkennbare Ordnung zerstreut und
stellt sich als Geschirr und Schmuck für

ein Paar Pferde dar: am weitesten nach
Nordost zwei ganz in einander gerostete
Eisentrensen, deren Konstruktion mit dem
im Monatsblatt der Stockholmer Akademie
Okt.Dez. 1887, S. 145 abgebildeten Bronze-
Exemplar übereinstimmt, nur dass dort
die in Blattform ausgehenden Haken an
beiden Enden der Trense angebracht
sind, während sie an unsern Exemplaren
nur je auf einer Seite erscheinen und am
andern Ende statt ihrer je ein runder
Ring hängt. Beträchtlich ist auch die
Zahl der zugehörigen Bronzegeräte und
Zierrate: acht geschlossene Ringe von
6 mm dickem, rundem Bronzedraht von
4,5 cm Dm., weitere sechs von gleicher
Dicke und 3,3 cm Dm.; bei mehreren sind
noch Reste der durchgezogenen Leder-
riemen erhalten; ferner fünf Trensenkne-
bel, 6,5 cm lang, mit einer Öse in der
Mitte, durch welche schmale Lederriemen
gezogen sind; bei zweien lag auch noch
je ein kleiner Ring von 3 mm dickem
Bronzedraht von 2,1 cm Dm.; dann acht
tutulus-förmige Rosetten (2,1 cm Dm.,
2 cm hoch), unten mit einer Öse, durch
welche Lederriemen gezogen sind; zwei
dreizinkige kleine Zierrate (4,9 cm breit)
mit einem seitlich abstehenden Ring;
zwei Stück Kopfschmuck, bestehend aus
je fünf parallel angeordneten Bronzestäb-
chen von 5,2 cm Länge, die in Ösen endi-
gen, durch welche dünne Riemen gezogen
sind; endlich zahlreiche dünne Riemen-
stücke, die mit kleinen Ringen besetzt
sind. Allenthalben fanden sich unter den
Bronzen Reste einer Holzunterlage, die
ebenso wie das Leder, dem Oxyd ihre
Konservierung verdankte, dagegen weder
von Menschen- noch von Pferdeknochen
eine Spur. Beim weiteren Graben (stellen-
weise bis in 4,6 m Tiefe) traf man in
nördlicher Richtung in 2,7 m Tiefe eine
Schichte grünlichen Lehms mit Kohlen-
resten und darüber eine Lage vermoderten
Laubes. Der Boden war in diesem wie
in den anderen untersuchten Hügeln leh-
mig und feucht, bis tief hinab von Wur-
zeln durchzogen, aber nicht so schwer und
hart wie in dem 1889 von E. Wagner aus-
gegrabenen Hügel der östlichen Gruppe.
Der bei A nächstgelegene Hügel L von
 
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