163
— [eam (nämlich salutem) ire aliquanjdo
usque ad te (d. h. zu Mattosa). Anstatt
ire vielleicht pervenire. Otat, welches dem
Raume nach auf dem Steine allein möglich
ist, ist entweder blosser Schreibfehler oder
eine Vulgärform für optat, vgl. das itali-
enische (veraltete) ottare. Die etwas künst-
lich pointierte Grussformel, so wird anzu-
nehmen sein, ist durch die klassische Poesie
(mag Ovid sie erfunden oder sie bereits
vorgefunden haben) so sehr zum Gemein-
gut geworden, dass auch unser Töpfer,
wenn auch in verbalhornter Form, sie an-
wendete. Wo er arbeitete und seine Sehn-
sucht dem Ziegelsteine anvertraute, ist
nicht bekannt; ich möchte am ehesten an
das benachbarte Nid[omagus] bei Heddern-
heim mit seinen vielen Töpferöfen denken.
Der Name Mattosa ist keltisch; ausser
Matto gehört zu demselben Stamme, woran
mich mein Freund A. Holder erinnei’t, aüch
Mattonius und Mattoria. Zu der Bildung
-osa vgl. -osus in Abrosus Br. 1336, Apro-
sus 1793. In den beiden Zeichnungen un-
ter der Inschrift scheint der Schreiber in
der ersten, einem gehenden Mann mit Wan-
derstab , seine Heimkehr zur Gattin, in
der zweiten aber in realistisch - vulgärer
Weise die Freude der Wiedervereinigung
(vgl. Ovid. art. am. 3, 786) dargestellt zu
haben3). — Was endlich den Charakter
der Inschrift betrifft, so scheint dieselbe
ein Unicum zu sein, jedenfalls im Rhein-
lande. Auch unter den pompeianischen
Inschriften ist nichts völlig Entsprechendes.
Ich führe an CIL. IV 1684 Zosimus Vic-
toriae salutem. JRogo te ut mihi sucuras
etati maeae ff. und 1991 Aelius Magnus
Plotillae suae salutem. Rogo, domina. Auch
1593 und 1852 gehen nach der gleichsam
brieflichen Überschrift in die Anrede in
zweiter Person über, wie unsere Inschrift.
Aber mittit salutem oder dgl. kommt in
Pompeji nicht vor. Eine wirklich stilistisch
ähnliche Form, d. h. eine solche, bei wel-
cher sich der Gruss in dritter und die
weitere Anrede in zweiter Person in einen
einzigen Satz ungeschickt verschmelzen,
3) Die Punkte bei dem 2., 11. und 30. Buch-
staben setzte sich der Schreiber, um danach eine
einigermassen gerade Linie einzuhalten; auch bei
den Zeichnungen sind solche Bichtpunkte.
— 164 —
fand ich aber nur in 2015: Isthmus Suc-
cess(a)e ubique salute(m) et quod te rogavi,
ut, quod iurasti . . So nimmt also die
Dorteiweiler Inschrift, welche nicht dem
ofticiellen, sondern recht eigentlich dem
individuellen Leben angehört, eine ganz
besondere Stellung ein und dürfte deshalb
auch besonderes Interesse verdienen.
Frankfurt a. M. A. Riese.
Ehrang bei Trier. [Römische und mero- 70.
vingische Skeletgräber und eine römische
Grabkammer.] Als wir im vergangenen Jahre
in Ehrang mit der Ausgrabung derjenigen
römischen Steinskulpturen beschäftigt wa-
ren, welche im Westd. Korrbl. X (1891)
Nr. 26 ihre Besprechung gefunden haben,
machte uns Herr Bürgermeister Just die
Mitteilung, dass man unweit des Ortes
auf ein merovingisches Grab gestossen sei.
Der betreffende Fund wurde erworben und
eine Untersuchung des Terrains durch das
Museum beschlossen. Dieselbe fand unter
örtlicher Leitung des Herrn Bautechnikers
Ebertz vom 7.—20. Oktober und 6.-29.
Novbr. 1890, sowie vom 4. — 20. März
1891 statt.
Das betreffende Terrain liegt unweit
des Zusammenflusses von Kyll und Mosel
im Distrikt Karelier des Bannes Ehrang,
jenseits der von Ehrang nach dem Hütten-
werk Quint führenden Zweigbahn.
Schon bei der Erbauung jener Zweig-
bahn war man im J. 1871 *) in einem süd-
östlich von der Bahn ausgeworfenen Schacht-
loch auf die Fundamente zweier grosser
Grabmonumente gestossen, welche damals
freigelegt und konserviert wurden und noch
heute leidlich erhalten sind. Sie liegen
beide in einer Richtung, 9,90 m von ein-
ander entfernt. Das mehr nach Trier ge-
legene Monument hat eine Breite von 7,73
bei einer Tiefe von 7,76, es ist noch 1,10
m hoch erhalten und besteht aus einem
massiven Aufbau aus roten Sandbruch-
steinen; das mehr nach Quint gelegene
Monument bildet ein Quadrat von 7,80 m
Seite und ist ziemlich roh aus Kalkbruch-
1) Vgl. Ladner, in den Jahresber. der G.
f. n. F. für 1872/73 S. 66. Bei den Akten des
Museums wird ausserdem ein Fundbericht nebst
Karte des Abteilungsbaumeisters Hövel aufbewahrt,
durch welchen der Ladner’sche Bericht in einigen
Punkten korrigiert wird.
— [eam (nämlich salutem) ire aliquanjdo
usque ad te (d. h. zu Mattosa). Anstatt
ire vielleicht pervenire. Otat, welches dem
Raume nach auf dem Steine allein möglich
ist, ist entweder blosser Schreibfehler oder
eine Vulgärform für optat, vgl. das itali-
enische (veraltete) ottare. Die etwas künst-
lich pointierte Grussformel, so wird anzu-
nehmen sein, ist durch die klassische Poesie
(mag Ovid sie erfunden oder sie bereits
vorgefunden haben) so sehr zum Gemein-
gut geworden, dass auch unser Töpfer,
wenn auch in verbalhornter Form, sie an-
wendete. Wo er arbeitete und seine Sehn-
sucht dem Ziegelsteine anvertraute, ist
nicht bekannt; ich möchte am ehesten an
das benachbarte Nid[omagus] bei Heddern-
heim mit seinen vielen Töpferöfen denken.
Der Name Mattosa ist keltisch; ausser
Matto gehört zu demselben Stamme, woran
mich mein Freund A. Holder erinnei’t, aüch
Mattonius und Mattoria. Zu der Bildung
-osa vgl. -osus in Abrosus Br. 1336, Apro-
sus 1793. In den beiden Zeichnungen un-
ter der Inschrift scheint der Schreiber in
der ersten, einem gehenden Mann mit Wan-
derstab , seine Heimkehr zur Gattin, in
der zweiten aber in realistisch - vulgärer
Weise die Freude der Wiedervereinigung
(vgl. Ovid. art. am. 3, 786) dargestellt zu
haben3). — Was endlich den Charakter
der Inschrift betrifft, so scheint dieselbe
ein Unicum zu sein, jedenfalls im Rhein-
lande. Auch unter den pompeianischen
Inschriften ist nichts völlig Entsprechendes.
Ich führe an CIL. IV 1684 Zosimus Vic-
toriae salutem. JRogo te ut mihi sucuras
etati maeae ff. und 1991 Aelius Magnus
Plotillae suae salutem. Rogo, domina. Auch
1593 und 1852 gehen nach der gleichsam
brieflichen Überschrift in die Anrede in
zweiter Person über, wie unsere Inschrift.
Aber mittit salutem oder dgl. kommt in
Pompeji nicht vor. Eine wirklich stilistisch
ähnliche Form, d. h. eine solche, bei wel-
cher sich der Gruss in dritter und die
weitere Anrede in zweiter Person in einen
einzigen Satz ungeschickt verschmelzen,
3) Die Punkte bei dem 2., 11. und 30. Buch-
staben setzte sich der Schreiber, um danach eine
einigermassen gerade Linie einzuhalten; auch bei
den Zeichnungen sind solche Bichtpunkte.
— 164 —
fand ich aber nur in 2015: Isthmus Suc-
cess(a)e ubique salute(m) et quod te rogavi,
ut, quod iurasti . . So nimmt also die
Dorteiweiler Inschrift, welche nicht dem
ofticiellen, sondern recht eigentlich dem
individuellen Leben angehört, eine ganz
besondere Stellung ein und dürfte deshalb
auch besonderes Interesse verdienen.
Frankfurt a. M. A. Riese.
Ehrang bei Trier. [Römische und mero- 70.
vingische Skeletgräber und eine römische
Grabkammer.] Als wir im vergangenen Jahre
in Ehrang mit der Ausgrabung derjenigen
römischen Steinskulpturen beschäftigt wa-
ren, welche im Westd. Korrbl. X (1891)
Nr. 26 ihre Besprechung gefunden haben,
machte uns Herr Bürgermeister Just die
Mitteilung, dass man unweit des Ortes
auf ein merovingisches Grab gestossen sei.
Der betreffende Fund wurde erworben und
eine Untersuchung des Terrains durch das
Museum beschlossen. Dieselbe fand unter
örtlicher Leitung des Herrn Bautechnikers
Ebertz vom 7.—20. Oktober und 6.-29.
Novbr. 1890, sowie vom 4. — 20. März
1891 statt.
Das betreffende Terrain liegt unweit
des Zusammenflusses von Kyll und Mosel
im Distrikt Karelier des Bannes Ehrang,
jenseits der von Ehrang nach dem Hütten-
werk Quint führenden Zweigbahn.
Schon bei der Erbauung jener Zweig-
bahn war man im J. 1871 *) in einem süd-
östlich von der Bahn ausgeworfenen Schacht-
loch auf die Fundamente zweier grosser
Grabmonumente gestossen, welche damals
freigelegt und konserviert wurden und noch
heute leidlich erhalten sind. Sie liegen
beide in einer Richtung, 9,90 m von ein-
ander entfernt. Das mehr nach Trier ge-
legene Monument hat eine Breite von 7,73
bei einer Tiefe von 7,76, es ist noch 1,10
m hoch erhalten und besteht aus einem
massiven Aufbau aus roten Sandbruch-
steinen; das mehr nach Quint gelegene
Monument bildet ein Quadrat von 7,80 m
Seite und ist ziemlich roh aus Kalkbruch-
1) Vgl. Ladner, in den Jahresber. der G.
f. n. F. für 1872/73 S. 66. Bei den Akten des
Museums wird ausserdem ein Fundbericht nebst
Karte des Abteilungsbaumeisters Hövel aufbewahrt,
durch welchen der Ladner’sche Bericht in einigen
Punkten korrigiert wird.