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Westdeutsche Zeitschrift für Geschichte und Kunst / Korrespondenzblatt — 10.1891

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Nr. 9 (September)
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https://doi.org/10.11588/diglit.37291#0111
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Kern haben, ist Gussmaterial. Das opus
spicatum findet sich nur an einer Mauer.
Nachdem sich noch zwei Heizrohren er-
halten haben, welche an der oberen und
unteren Öffnung abgeschrägt sind, so dass
sie, über einander gestellt, sich an ein
Kuppelgewölbe anschliessen würden, so
wird man trotz des Fehlens von konisch
geformten Steinen die Anwendung von
Gewölbeüberdachungen wenigstens bei den
runden und halbrunden Räumen annehmen
dürfen. Das Dach war ohne verzierte
Rinnleistenziegel nur aus einfachen grossen
Platten und Hohlziegeln gebildet. Fenster-
glas fand sich nur an der Westseite der
Räume 28, 29 und 31 in grösserer Menge.
Die Heizeinrichtung war die gewöhn-
liche: Auf je 4 ungefähr 60 cm hohen,
von Ziegelsteinen gebildeten Pfeilern ruhte
eine quadratische Platte, 40—41 cm lang
und breit, oder aber es ruhte auf jedem
Pfeiler eine Dachziegelplatte so, dass sie
mit den abwärts gerichteten Falzen nach
den Seiten hervorragte. Über dieser lagen
zwei ebensolche Platten mit aufwärts ge-
richtetem Falz und vermittelten die Ver-
bindung mit den Nachbarpfeilern. Der
darüber geschüttete Estrich zeigte eine
wechselnde Dicke von 10—20 cm. Auf
ihm lagen endlich längliche dünne Plätt-
chen. Die Rotunde allein zeigte eine ganz
eigentümliche Anlage. Dort sassen auf
dem mit gewöhnlichen kleineren viereckigen
Platten belegten Boden Dachhohlziegel in
Reihen neben einander. Seitlich hatten
sie keine Verbindung mit einander. Über
den Hohlziegeln waren wieder Plättchen
gelegt, auf diese folgte dann der Estrich.
Längs der Wände standen Heizrohren,
durch Mörtel mit der Mauer verbunden
(vgl. Fig. III).


Die Höhe der Präfurnien konnte nir-
gends festgestellt werden, da der Acker-
boden an den tiefsten Stellen nur 40 cm
über dem Estrich des Gebäudes liegt;
ebenso konnte nicht erforscht werden, ob
die Heizräume überwölbt waren. Das Feh-
len von konisch zugerichteten Steinen bil-
det, wie ein wohlerhaltener Verbindungs-
bogen an einem römischen Gebäude bei
Regensburg zeigt, keinen Gegenbeweis.
Welchem Zwecke das Gebäude diente,
wird sich kaum erweisen lassen. Dass es
kein Privatbau war, dürfte aus den gefun-
denen Coliortenstempeln CIFC (Colwrs I.
Flavia Canath[eri]onnn) hervorgehen. Wenn
wir aber auch annehmen dürfen, dass die
Zimmer und Säle von Nr. 19 an einem
öffentlichen Zwecke dienten, vielleicht zu
Gerichtsverhandlungen, so sind doch andere
Räume sicher zum Wohnen bestimmt ge-
wesen, nämlich jene, welche sich an die
kleine Badeanlage anschliessen. Von letz-
terer sehe ich das Apodyterium in 12, das
Tepidarium in 18, Caldarium in 17, und
das Frigidarium in 13. Bei 15 ist ein
Treppenansatz bemerkbar.
Auch die Frage nach derZeit der Er-
bauung lässt sich schwer lösen. Das Mauer-
werk macht den Eindruck, als ob es im
2. Jahrh. entstanden sei. Über die letz-
ten Bewohner sprechen die Funde. Frag-
mente von Bogenfibeln zeigen eine späte
Zeit an, während die Terracotten etwa auf
das 3. Jahrh. hinweisen. Münzen wurden
von dem Berichterstatter und dessen Ar-
beitern nicht gefunden. Unter jenen aber,
die von einzelnen Bewohnern des Marktes
in dessen Umgegend gefunden sein sollen,
geht keine, die mir zu Gesicht kam, über
Caracalla hinaus. Davon ist eine recht
interessant. Sie stammt nach der Um-
schrift TIEPIN&ISIN aus Perinthus; da-
zwischen ist eine mystische Cista, aus
welcher zwei Schlangen
kriechen, auf der ande-
ren Seite der Kopf der
Vesta.
In dem Gebäude
wurden noch gefunden
„Pferdehufe“, eine Bron-
zelampe in der Form
eines Schiffchens, eine

.?
 
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