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Westdeutsche Zeitschrift für Geschichte und Kunst / Korrespondenzblatt — 12.1893

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Nr. 7 (Juli)
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https://doi.org/10.11588/diglit.37293#0090
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beteiligten Behörden, vor allem des Herrn
Leopold Delisle in Paris, ins Werk ge-
setzt. Da er daneben fortfahren durfte
weitere Handschriften aus dem In- und
Auslande in Hannover seihst auszubeuten,
so darf für Ostern 1894 dem Beginne des
Druckes dieser wichtigen, die bisherigen
Texte völlig umgestaltenden Bände ent-
gegengesehen werden. Von den auf dem-
selben Gebiete thätigen Bollandisten er- .
freute er sich gleichfalls mannigfacher
Förderung.
Von den Schriften zum Investiturstreit
hat der kürzlich ausgegebene ,2. Band die
Zeit Heinrichs V erschöpft, so dass nur
noch einige kleinere Gedichte fehlen. Wenn
ausser dem grossem Gedichte des Ran- \
gerius von Lucca de anulo et baculo
auch nichts eigentlich Ungedrucktes darin
geboten wird, so haben doch mancheWerke,
wie die des Beno, die Satire auf Albinus
und Rufinus u. a., ihre Gestalt gründlich
verändert und auch für die Würdigung
der längst bekannten, wie z. B. des Ber-
nold und Placidus, ist durch den vollstän-
digen Nachweis der Citate Wesentliches
erreicht worden. Herr Dr. Sackur er-
warb sich noch von Strassburg aus darum
die grössten Verdienste, das Register war
die erste von dem neuen Mitarbeiter, Herrn
Dr. Dieterich, für uns ausgeführte Ar-
beit. Ein dritter, in Vorbereitung befind-
licher Band wird diese Sammlung mit den
Schriften über den Streit Friedrichs I und
Alexanders III abschliessen und hoffentlich
auch noch Ergänzungen zu den früheren
Bänden nachholen können.
In der Reihe der deutschen Chroniken
ist die lange ersehnte, für die Geschichte
der vaterländischen Litteratur hochwichtige
Ausgabe der sogen. Kaiserchronik von
Herrn Prof. Schröder in Marburg er-
schienen. Desgleichen der Schluss der
von Herrn Prof. Seemüller in Innsbruck
mit rastlosem Eifer bearbeiteten grossen
österreichischen Reimchronik Ottokars, ei-
nes unvergleichlichen Kulturbildes ihrer
Zeit, dessen geschichtlicher und litterari-
scher Wert erst durch diese sorgfältige
Ausgabe zur vollen Geltung gelangen kann.
Während hiermit zugleich der 5. Band
dieser Sammlung abschliesst, soll zu dem
ersten noch als Anhang das Annolied und '

die Silvesterlegende durch Herrn Prof.
Rüdiger im Laufe des Jahres hinzu-
kommen. Für den 3. Band steht ebenfalls
in baldiger Aussicht Enikels Fürstenbuch
von Herrn Prof. Strauch in Tübingen und
das kleine dazu gehörige Landbuch von
Herrn Archiv-Concipisten Lampel in Wien.
In der von Herrn Prof. Holder-Egger
geleiteten Folioserie der SS. ist der 29.
Band fertig geworden, der mit seinen un-
gemein miihsehligen dänischen, isländischen,
polnischen und ungarischen Quellen, von
den zum guten Teil nur Auszüge gegeben
werden, nicht nur dem Plane, sondern teil-
weise auch der Ausführung nach auf G.
Waitz zurückgeht und somit gleichsam
I als sein Vermächtnis dasteht. Der Druck
des 30. Bandes hat mit sehr umfänglichen
Stücken aus der grossen Hennegauer Chro-
nik des Jacques de Guise begonnen und
wird in seinen weiteren Partieen noch
wertvolle Nachträge für das 11. bis 12.
Jahrh. liefern, zu denen u. a. Prof, van
Werveke beigesteuert hat. Die ursprüng-
lich um 1276—1277 entstandene Chronik
des St. Petersklosters zu Erfurt und die
zwar jüngern, aber vornehmlich für die
staufische Zeit wuchtigen Reinhardsbrunner
Annalen, beide in sehr verbesserter Ge-
stalt, werden sich anreihen. Mit ihm wird
endgültig das Folioformat abschliessen,
denn die Fortsetzung, die grossen italieni-
schen Chroniken des 12. bis 13. Jahrh.
umfassend, soll eine neue Reihe in Quart
und mit etwas gefälligerer Schrift als die
bisher angew'endete eröffnen. Einige Vor-
arbeiten dafür hat Herr Dr. Simonsfeld
in München auf einer italienischen Reise
ausgeführt, zumal in Forli und Gubbio, wo
er von dem Prof. Mazzatinti freundlich
unterstützt wurde.
In der Sammlung der Hand-Ausgaben
liess Herr Prof. Holder-Egger den schon
im vorigen Jahre angekündigten kritisch
berichtigten Text der Gesta Federici
imperatoris in Lombardia erscheinen.
Die Ausgabe Lamberts von Hersfeld von
demselben, welche nach Vergleichung sämt-
licher Handschriften und Benutzung zahl-
loser neuerer Forschungen eine völlige
Neugestaltung darstellt, wird bis zum
Herbste fertig werden. Herr Oberlehrer
Kurze hat seine Vorarbeiten für die An-
 
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