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Befestigungswerke, Warttürme u. dgl., an
den Grenzen angewendet zu werden8).
Diese Bauwerke erhielten Ortsnamen;
Robur bei Basel ist bekannt (Amm. 30,
3, 1. z. J. 374). Die Graner Inschrift
CIL. III 3653 spricht von dem burgus, cui
nomen Commercium. Der Ortsname unseres
burgus ist leider nicht festzustellen, da die
5. Zeile am Anfang unvollständig und die
Lesung auch sonst nicht ganz sicher
ist. Herr Prof. Mommsen, dem ich von
dem Funde Mitteilung machte, denkt an
.... IACO (oder . . iago, . . naco, .. nago)
CONFINE; es wäre dann statt burgus das
Neutrum burgum gesetzt9). — Die Truppen,
die den Bau ausgeführt haben, stellte die
legio octava .... anensium. Vermutlich ist
darunter die alte legio VIII Augusta zu
verstehen, die schon in der früheren Kaiser-
zeit zum obergermanischen Heere gehörte;
der neue Beiname .... anensium, den sie
hier führt, ist sonst unbekannt, man könnte
etwa [Grati]anensium ergänzen10; zur Zeit
der Notitia dignitatum (etwa 40 Jahre später)
haben die Octavani keinen Beinamen mehr
und stehen in Italien11). Der Name des
praepositus, unter dessen Leitung (sub cura)
die Soldaten arbeiteten, bleibt unbekannt12).
Zürich, im Juli 1893. B. Pick.
(Nach dem Anzeiger für Schweizerische
Altertumskunde Nr. 4 1893 mit Zusätzen
von Prof. Th. Mommsen).
8) So in unserer Inschrift, in den beiden an-
dern des gleichen Jahres und in der vom J. 370
(siehe oben). — Vgl. Codex Justin. 1, 27, 2, 4:
vubi .... respublica Romana fines habuerat, et ubi
custodes antiqui servabant, sicut ex clausuris et burgis
ostenditurIsidorus orig. 9, 2, 99: „crebra 'per limi-
tes habitacüla constituta burgos vulgo vocant,u davon
will er den Namen Burgundiones ableiten!
9) So scheint burgum zu stehen im CIL
VIII, 4799, allerdings aus viel späterer Zeit.
10) [Die vordiocletianischen Legionen treten,
soweit sie in der späteren Zeit noch genannt wer-
den, meines Wissens sonst ohne neue Beinamen
auf, so dass auch hier vielleicht Augustanensium
gestanden hat, obwohl dafür freilich Augusta-
norum stehen müsste. Entlehnung eines solchen
Beinamens von einem spätem Kaisernamen scheint
mir nicht glaublich. Th. M.]
11) Notitia dignitatum Occ. V, 153 = VII, 28.
12) Eine andere Inschrift, in der Valentinian
genannt zu sein scheint, findet sich in Kellers und
Meyers Nachtrag (Mitt. der antiq. Ges. XV) nr. 33;
die Lesung der Fragmente ist aber unsicher. Da
sie in Windisch gefunden ist, gehört sie nicht un-
Von einem Fund zweier römischen Stein-101.
denkmaie, von denen das eine auf einem
Acker bei Nordheim, das andere unmit-
telbar am Rümerkastell bei Ivöngen aus-
gepflügt wurde, berichtet der „Schwab.
Merkur“: Im ersten Falle handelt es sich
um das Steinbild eines Löwen (Va Le-
bensgrösse), wie solche sich in Gallien
und Germanien sehr häufig auf Grabdenk-
mälern finden. Diese Löwen dienten ebenso
wie die Löwenküpfe an den Sarkophagen
als Apotropäen, d. h. als Abschreckungs-
mittel zum Schutze des Denkmals. Beson-
ders interessant ist der zweite Fund, ein
Gigant von einer sog. Jupitersäule.
Diese Gattung von Denkmälern findet sich
in grosser Zahl in den gallischen und ger-
manischen Provinzen des römischen Reiches;
am bedeutendsten, d. h. am besten erhal-
ten sind die Monumente von Heddernheim,
Schierstein, Merten. Es handelt sich um
ein zweiteiliges Postament, dessen untere
Hälfte eine vierseitige Ara ist, während
die obere kleinere meist sechs- oder acht-
seitig auch rund ist. Der untere wie der
obere Stein ist mit Götterbildern ge-
schmückt. Auf dem Postament erhebt sich
eine Säule (meist geschuppt) mit Kapitell,
auf dem eine Reitergruppe ruht. Der
Reiter mit unbewehrtem Haupte trägt ein
Unterkleid, einen Panzer und einen rück-
wärtsflatternden Mantel. Zwischen den
Vorderfüssen des Pferdes befindet sich
vorwärts blickend eine in die Knie ge-
sunkene unförmliche menschliche Gestalt
mit Schlangenfüssen, der Gigant. Die Deu-
tung der Gruppe ist viel umstritten. Vgl.
Haug, Wd. Zs. X, S. 326 ff. Hettner,
Steindenkmäler S. 16 fl. und Korr. XII, 73.
Aus der Pfalz, 21. Sept. Infolge der auf 102.
dem Plateau des Donnersherges in der
„Tränke“ gemachten Funde römischer Hand-
mühlsteine — 3 intakte Stücke wurden hier
im August d. J. bei Waldarbeiten gefun-
den, Masse: 34, 38, 40 cm im Durchm.
Gestein: glimmerhaltiger Melaphyr aus dem
Lauterthaie (?) — liess d. V. den von Lehne
und Gärtner erwähnten Platz „Heiden-
mittelbar in unsern Kreis. Im allgemeinen ver-
gleiche man über die spätrömischen Befestigungen
in der Schweiz Mommsens Artikel „Schweizer
Nachstudien“, im Hermes XVI, 487 fg.
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Befestigungswerke, Warttürme u. dgl., an
den Grenzen angewendet zu werden8).
Diese Bauwerke erhielten Ortsnamen;
Robur bei Basel ist bekannt (Amm. 30,
3, 1. z. J. 374). Die Graner Inschrift
CIL. III 3653 spricht von dem burgus, cui
nomen Commercium. Der Ortsname unseres
burgus ist leider nicht festzustellen, da die
5. Zeile am Anfang unvollständig und die
Lesung auch sonst nicht ganz sicher
ist. Herr Prof. Mommsen, dem ich von
dem Funde Mitteilung machte, denkt an
.... IACO (oder . . iago, . . naco, .. nago)
CONFINE; es wäre dann statt burgus das
Neutrum burgum gesetzt9). — Die Truppen,
die den Bau ausgeführt haben, stellte die
legio octava .... anensium. Vermutlich ist
darunter die alte legio VIII Augusta zu
verstehen, die schon in der früheren Kaiser-
zeit zum obergermanischen Heere gehörte;
der neue Beiname .... anensium, den sie
hier führt, ist sonst unbekannt, man könnte
etwa [Grati]anensium ergänzen10; zur Zeit
der Notitia dignitatum (etwa 40 Jahre später)
haben die Octavani keinen Beinamen mehr
und stehen in Italien11). Der Name des
praepositus, unter dessen Leitung (sub cura)
die Soldaten arbeiteten, bleibt unbekannt12).
Zürich, im Juli 1893. B. Pick.
(Nach dem Anzeiger für Schweizerische
Altertumskunde Nr. 4 1893 mit Zusätzen
von Prof. Th. Mommsen).
8) So in unserer Inschrift, in den beiden an-
dern des gleichen Jahres und in der vom J. 370
(siehe oben). — Vgl. Codex Justin. 1, 27, 2, 4:
vubi .... respublica Romana fines habuerat, et ubi
custodes antiqui servabant, sicut ex clausuris et burgis
ostenditurIsidorus orig. 9, 2, 99: „crebra 'per limi-
tes habitacüla constituta burgos vulgo vocant,u davon
will er den Namen Burgundiones ableiten!
9) So scheint burgum zu stehen im CIL
VIII, 4799, allerdings aus viel späterer Zeit.
10) [Die vordiocletianischen Legionen treten,
soweit sie in der späteren Zeit noch genannt wer-
den, meines Wissens sonst ohne neue Beinamen
auf, so dass auch hier vielleicht Augustanensium
gestanden hat, obwohl dafür freilich Augusta-
norum stehen müsste. Entlehnung eines solchen
Beinamens von einem spätem Kaisernamen scheint
mir nicht glaublich. Th. M.]
11) Notitia dignitatum Occ. V, 153 = VII, 28.
12) Eine andere Inschrift, in der Valentinian
genannt zu sein scheint, findet sich in Kellers und
Meyers Nachtrag (Mitt. der antiq. Ges. XV) nr. 33;
die Lesung der Fragmente ist aber unsicher. Da
sie in Windisch gefunden ist, gehört sie nicht un-
Von einem Fund zweier römischen Stein-101.
denkmaie, von denen das eine auf einem
Acker bei Nordheim, das andere unmit-
telbar am Rümerkastell bei Ivöngen aus-
gepflügt wurde, berichtet der „Schwab.
Merkur“: Im ersten Falle handelt es sich
um das Steinbild eines Löwen (Va Le-
bensgrösse), wie solche sich in Gallien
und Germanien sehr häufig auf Grabdenk-
mälern finden. Diese Löwen dienten ebenso
wie die Löwenküpfe an den Sarkophagen
als Apotropäen, d. h. als Abschreckungs-
mittel zum Schutze des Denkmals. Beson-
ders interessant ist der zweite Fund, ein
Gigant von einer sog. Jupitersäule.
Diese Gattung von Denkmälern findet sich
in grosser Zahl in den gallischen und ger-
manischen Provinzen des römischen Reiches;
am bedeutendsten, d. h. am besten erhal-
ten sind die Monumente von Heddernheim,
Schierstein, Merten. Es handelt sich um
ein zweiteiliges Postament, dessen untere
Hälfte eine vierseitige Ara ist, während
die obere kleinere meist sechs- oder acht-
seitig auch rund ist. Der untere wie der
obere Stein ist mit Götterbildern ge-
schmückt. Auf dem Postament erhebt sich
eine Säule (meist geschuppt) mit Kapitell,
auf dem eine Reitergruppe ruht. Der
Reiter mit unbewehrtem Haupte trägt ein
Unterkleid, einen Panzer und einen rück-
wärtsflatternden Mantel. Zwischen den
Vorderfüssen des Pferdes befindet sich
vorwärts blickend eine in die Knie ge-
sunkene unförmliche menschliche Gestalt
mit Schlangenfüssen, der Gigant. Die Deu-
tung der Gruppe ist viel umstritten. Vgl.
Haug, Wd. Zs. X, S. 326 ff. Hettner,
Steindenkmäler S. 16 fl. und Korr. XII, 73.
Aus der Pfalz, 21. Sept. Infolge der auf 102.
dem Plateau des Donnersherges in der
„Tränke“ gemachten Funde römischer Hand-
mühlsteine — 3 intakte Stücke wurden hier
im August d. J. bei Waldarbeiten gefun-
den, Masse: 34, 38, 40 cm im Durchm.
Gestein: glimmerhaltiger Melaphyr aus dem
Lauterthaie (?) — liess d. V. den von Lehne
und Gärtner erwähnten Platz „Heiden-
mittelbar in unsern Kreis. Im allgemeinen ver-
gleiche man über die spätrömischen Befestigungen
in der Schweiz Mommsens Artikel „Schweizer
Nachstudien“, im Hermes XVI, 487 fg.