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2 Forschungsgeschichte

2-l FORSCHUNGSGESCHICHTE IM
GEBIET DES ARABISCHEN GOLFES
Erst
1 Vor wenigen Jahren erschien eine zweibändige Mo-
n°graphie, welche die archäologische Erforschung des
gesamten Golf bereichs darstellen soll7. Die vorliegende
ntersuchung konzentriert sich im Gegenteil auf einen
eilraum, nämlich den Mitteloman. Die Funde der un-
eren Golf-Staaten und des Oman unterscheiden sich
v°n denen des benachbarten Iraq und Iran und denen der
oberen Golf-Staaten. Nach Abschluß der letzten fünf
orschungsjahre unseres Projektes ist heute deswegen
eine vorrangige Hervorhebung der Individualität der
einzelnen Gebiete des Arabischen Golfes und des Oman
zu konstatieren. Die Entwicklung der einschlägigen For-
schung im gesamten Golfgebiet wird im folgenden zu-
sammengefaßt und chronologisch dargestellt.
Handelsverbindungen und politische Verhältnisse
^schen Sumer, Dilmun, Magan und Meluhha des aus-
gehenden 3. und beginnenden 2. Jahrtausends werden
seit langem diskutiert. Die Geschichte der Archäolo-
ge am Arabischen Golf beginnt mit der Suche nach
'Ar UD' 1878 nahm E' L- Durand Testgrabungen in
Ali auf der Insel Bahrain am mittleren Golf vor. Hier
^ er etwa 25 bis zu 14 m hohe, anthropogene Hügel
p zahllose kleinere Erhebungen, die sich jedoch als
^abbauten und nicht, wie anfangs vermutet, als Tem-
Pelruinen erwiesen. Leider ist das Gros der von ihm
^gefertigten Aquarelle nicht überliefert. An gleicher
telle erwähnt er mehrere Fundstellen sowie die 'qflq
vunterirdische Wasserkanäle), die zu den augenfällig-
n^ und wichtigsten Merkmalen der gesamten Region
gehören. Durand veröffentlichte eine für seine Zeit sehr
Senaue Karte der Golfregion.
A|s Durands Publikation erschien, lenkte H. C.
£ wlinson im selben Jahr in seinen ,Jfotes on Capt.
A^!!dS Report uP°n the Islands of Bahrein" die
utmerksamkeit der Fachwelt auf die Ortsnamen Dil-
"n (sum.: dil-mun^), Makkan (sum.: ma-gan*1) und
s r1^3- (sum.: me-luh-ha^)8, die auf Tontafeln keil-
di^ftli°h überhefert sind. Er stellte die These auf, daß
^ heutige Insel Bahrain identisch mit dem alten Dil-
mun sei. Da die Lokalisierung dieser Länder und die
^ntersuchung ihrer historischen Bedeutung für Philo-
lenlrt ^ Arcnäol°gen ein breites Diskussionsfeld ist,
j^e dies das wissenschaftliche Interesse auf die Golf-
sum10n' ÖUrch halbmythische Erzählungen, z. T. in
seh ^1S°hen Schriften überliefert, wird die große wirt-
v p?liche Bedeutung dieser Länder im 3. Jahrtausend
ba h bezeugt- seit einiger Zeit ist man sich offen-
und h lBbw einig' daß Dilmun "* der lnsel Bahrain
a dem unmittelbar benachbarten Festland identisch

ist9. Demnach lag Magan an der Küste Omans und Per-
siens10. Meluhha erstreckte sich über weite Gebiete,
vornehmlich in Sind und Gujarat. Die frühe Forschung
stützte sich auf Keilschrifttexte sowie Ähnlichkeiten
zwischen den Gräbern Bahrains und den bekannteren
Beispielen Arabiens. Heute treten Andersartigkeit und
Eigenständigkeit des Fundmaterials, besonders im Sü-
den der Golf-Region im heutigen Sultanat, klar zu-
tage.
In den 90er Jahren des 19. Jahrhunderts hat das
Ehepaar Bent, F. B. Prideaux und M. Jouannin wei-
tere Grabungen in 'Ali auf Bahrain unternommen11.
Solche Unternehmungen im Stil des 19. Jahrhunderts,
lieferten zunächst nur einfache Informationen. Erst 1929
legte E. Mackay12 zum ersten Mal eine monographische
Dokumentation anhand von 34 Grabhügeln vor, die er
in 'Ali untersucht und einzeln beschrieben hatte. Die
größeren dieser Megalithbauten waren innen zweistök-
kig und außen von Kreisen aus Geröllsteinen umgeben.
Als Anhänger Durands vertrat er die These, Bahrain
sei vom Festland aus, wo ähnliche Grabhügel entdeckt
worden waren, als Grabstätte für Nomadenstämme ge-
nutzt worden.
Der Amerikaner Peter Bruce Cornwall, dessen Ziel
die Lokalisierung Dilmuns war, besuchte im Rahmen
seiner Dissertationsforschung im Winter 1940-41 al
Hasa und Bahrain. In verschiedenen Publikationen
lehnte es S. N. Kramer ab, Dilmun im Gebiet des heuti-
gen Bahrain zu suchen. Er argumentierte für eine Posi-
tion im südwestlichen Iran13. Kramers Argument fußte
auf einem bereits bekannten, jedoch rätselhaften sume-
rischen Text, in dem Dilmun als der Ort, an dem die
Sonne aufgeht, beschrieben wird. Was die Lokalisie-
rung Dilmuns in Bahrain betrifft, konnte Cornwall den
jesuitischen Philologen Fr. E. Burrows zitieren, der
1928 das sumerische ni-tuk10 (auch dugud gelesen) in
Bahrain lokalisiert hatte14. Nicht nur Cornwalls Aus-
grabung von 30 Gräbern im Norden Bahrains, die al-
lerdings nicht mehr ausfindig gemacht werden kann,

7 D. T. Potts 1992a, 354-359 über die Halbinsel Oman.
8 H. C. Rawlinsonl880,23Anm. 1.
9 G. Bibby 1970, 202,208, 219, 229, 273, 331, 394; D. T. Potts
1992a, 190.
10 G. Weisgeiber 1980,67; ders. 1984,5; ders. 1991,76; D. T. Potts
1986,271-285.
11 F. Prideaux 1912,60-78.
12 E. Mackay 1929.
13 S. N. Kramer 1944, 20; ders., 1963, 281:.....the region ofthe
Indus river, orperhaps to Baluchislan"; G. Bibby 1977,87.
14 E. Burrows 1928,4.
 
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