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5 Die Funde

Die nachfolgende antiquarische Analyse hat einerseits
die Fundchronologie der Samad-Kultur, andererseits
die Chronologie aller untersuchten Gräber in Zentral-
oman ab 2000 v. Chr. zum Schwerpunkt. Sie berück-
sichtigt nicht jeden einzelnen vorislamischen Fund des
gesamten Persisch-Arabischen Golfes. Eine Anzahl von
Funden und Befunden überschreitet den Rahmen der
Samad-Zeit. Es handelt sich zum einen um Altfunde,
die zum Teil aus dem Grabraub stammen, den wahr-
scheinlich schon die Zeitgenossen der Bestatteten be-
trieben haben, zum anderen um Gräber aus früheren Pe-
rioden und deren Reste. Diese Situation erschwert eine
systematische Chronologie der Gräber und Funde. Wädi
Süq- und Lizq/Rumaylah-zeitliche Metallfunde, Stein-
gefäße, Perlen und gelegentlich Keramik kommen in
Samad-zeitlichem Zusammenhang vor. Dabei muß die
Aussagefähigkeit der Fundinventare aus den oft gestör-
ten Grabzusammenhängen im einzelnen geprüft wer-
den. Dies ist eine Voraussetzung für die chronologisch
begründete Abgrenzung der drei Fundverbände (Wädi
Süq, Lizq/Rumaylah und Samad), die die Mehrheit der
Funde ausmachen.
Die Chronologie beruht auf der Bildung von Merk-
malsklassen ähnlich gearteter Artefakte und deren Zu-
weisung zu den drei übergeordneten Fundverbänden.
Es ist oft schwierig, singulare Funde oder Fundklas-
sen, die aus nur wenigen Exemplaren bestehen, chro-
nologisch zu beurteilen, wenn selbst einige der wich-
tigsten Fundstellen (wie z. B. die wenig publizierten
Gräber in Qarn Bint Sa'üd) nicht einwandfrei zeitlich
einzuordnen sind. Auch stark beschädigte Funde wi-
dersetzen sich einer zufriedenstellenden Zuordnung.
Unterschiedliche Merkmale zeitgleicher Artefakte der
nordwestlichen und der östlichen Bereiche der Halbinsel
Oman erschweren die Synchronisierung von Fundstük-
ken beider Regionen, besonders für die Samad-Zeit. Bei
einer Klassifizierung, in der Artefakte zunächst nach
Ähnlichkeiten gruppiert und dann chronologisch beur-
teilt werden, ist es gelegentlich schwierig, vermischte
rundzusammenhänge einzuordnen oder Grabinventare
(bzw. Artefakte) zuzuweisen, die unterschiedliche und
zum Teil widersprüchliche Merkmale vereinen.
Die Analyse der übergeordneten Fundgattungen
(z. B. Dolche, Perlen und dergleichen) erfolgt in alpha-
betischer Reihenfolge, mit Ausnahme logisch zusam-
mengehörender Klassen (z. B. Steingefäße und -dek-
kel). Diese Klassifizierung umfaßt auch Funde, die nicht
aus den Gräbern stammen (z. B. Figürchen und Häm-
mer), die aber vollständigkeitshalber verzeichnet wer-
den. Ein alphanumerisch und auch chronologisch ge-
ordneter Überblick aller Merkmalsklassen findet sich
m Anhang 8. Die Numerierung der einzelnen Klassen

einer Gattung ist im Regelfall chronologisch geordnet.
Hinweise zur Datierung der Fundklassen folgen in den
einzelnen Kapiteln. In den Merkmalslisten erscheint bei
wenig belegten Fundklassen oder solchen mit unvoll-
ständigen Stücken (z. B. Ringfragmente) ein Hinweis
auf die Datierung, der nur vorläufigen Charakter hat.
Die Datierungen sind qualitativ recht unterschiedlich.
Daß z. B. Amulette nur im Fundstoff der Samad-Zeit
auftreten, heißt nicht, daß sie ausschließlich auf diese
Zeit begrenzt gewesen wären.
Die Funde, die zu den Hauptgrabungen gehören,
werden in der folgenden Fundliste dieses Kapitels ohne
Anmerkung aufgeführt. Sofern es sich um mehrere
Funde handelt, ist ihre Anzahl z. B. mit „14x" angege-
ben. Der Zusatz „vergleiche" bedeutet, daß das Stück
trotz einiger Affinitäten nicht zur Hauptserie gezählt
wird. Im Text wird Buntmetall - speziell Kupfer bzw.
Bronze - von den Edelmetallen unterschieden. Bestim-
mungen von Kupfer bzw. Bronze allein aufgrund der
Farbe werden vom Autor nicht übernommen. Einige
der zitierten Funde sind unveröffentlicht. Der Verfasser
hat sie in einer Datenbank aller ihm bekannten Funde
erfaßt. Sie gehen zumeist auf Grabungen der Deutschen
Archäologischen Oman-Mission zurück.
Das gesamte Fundmaterial der Jahre 1980 bis 1991
gliedert sich in 497 Fundklassen zuzüglich 157 Per-
lenklassen296. Vollständig erfaßt sind alle Perlen und
die ausgegrabenen Funde des Samad-Prqjektes. Nicht
alle diese Klassen sind hier von Belang (z. B. Boden-
proben, Holzkohle, Holzreste, Knochen, Schlacken),
da sie keine Artefakte im engeren Sinne sind. Der Be-
griff „Merkmalsklasse" eignet sich besser für die Er-
fassung der großen Heterogenität des Fundmaterials als
der enger ausgerichtete Begriff „Typ", insbesondere
weil er nicht die Erwartung erweckt, alle Stücke seien
weitgehend gleich. Wollte man eine solche innere Ho-
mogenität erzielen, wäre eine unübersichtliche Viel-
zahl von Typen mit nur jeweils wenigen Belegen zu
akzeptieren. Je enger die Definition einer Artefaktklasse
(Merkmalsklasse) ist, desto geringer ist die Stückzahl
der Belege, d. h. hierdurch würde die Zuverlässigkeit
der Chronologie geschmälert. Geschlossene Fundzu-

296 75 dieser Klassen enthalten jeweils mehr als fünf Perlen und
machen das Gros des Materials aus (14198 aus 15504 Exempla-
ren). 2275 Perlen sind nicht typisierbar (Typ = „-" in der Daten-
bank).
 
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