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22

Naturräumliche Gegebenheiten

Abgeschiedenheit von seinen Nachbarn bedingt. Zum
Osten grenzt das Land an das Meer, in den drei anderen
Himmelsrichtungen an die Wüste. Omans zeitweilige
Isolation ist stark geographisch bedingt130.
Das Hajar-Gebirge besteht größtenteils aus Samä'il
Ophiolithkomplex, der die größte Konzentration dieser
Gesteinsart auf der Erde ist131. Oman liegt am Nordost-
Rand des Arabischen Schildes. Umgeben von aktiven
tektonischen Bewegungen befindet sich Oman größten-
teils auf einem ruhigen Bereich des Erdmantels. Die
reichen Kupfervorkommen, welche die Geschichte des
Landes so nachhaltig beeinflußt haben, sind dieser Tek-
tonik zu verdanken.
Rein geologisch gesehen besteht das Sultanat aus
drei Regionen: (1) dem al Hajar- und dem Dhofar-
Gebirge sowie der Huqf-Tiefebene, die Gesteins-
formationen unterschiedlichen Alters aufweisen; (2)
der niedrigeren, felsigen Ebene Mittelomans, geprägt
durch flache Decksedimente, wie etwa auf der Jiddat
al Harasis; (3) den tiefen Sandseen der Wahibah Sands
und dem al Rub' al Hali, die das primäre Relief über-
lagern.
In jüngster geologischer Zeit wurden große Land-
flächen mit quartärem Alluvium, insbesondere mit Kies
bedeckt. Dies gilt vor allem für die Zone südwestlich
des Hajar. Die Bätinah-Ebene besteht ebenfalls aus
Kies, aber es kommen auch Ton, Salz und feinere Sedi-
mente vor. Sandwüsten bestimmen das Landschaftsbild
in Wahibah und an der Rub' al Hali.
Die Zentralgebirgskette stellte eine deutliche Bar-
riere zum Landesinneren dar, bot jedoch auch Schutz,
z. B. vor den berittenen Beduinenstämmen. Der Ver-
kehr vom Binnenland zur Küste verläuft über drei große
Pässe. Samä'il verbindet Nizwä und IzkI mit Slb; der
Wädi Hawäsinah verbindet das Städtchen Dank in al
Zähirah mit al Khäbürah an der Bätinahküste im Nord-
osten. Schließlich bildet der Wädi JizI den dritten ver-
bindenden Weg zwischen Suhär an der Küste und al
Buraimi. Daneben existieren einige kleinere Pässe und
Querverbindungen132. Diese Wege sind beschwerlich.
Bis vor 30 Jahren fand der Transport mit Eseln statt133.
Die Bätinah ist flach und für die Außenwelt leicht zu-
gänglich. Masqat und Sür bieten große, natürlich ge-
schützte Häfen. Anderseits konnten Kleinschiffe dort,
wo keine Häfen vorhanden waren, wie z. B. in Suhär,
ihre Ladung mit Booten be- und entladen (siehe un-
ten).
Postglaziale Erhöhungen des Meeresspiegels (Flan-
drian transgressiori) sind von mehreren Autoren er-
wähnt worden134. In Ostarabien begannen postglaziale
Transgressionen vor etwa 15000 Jahren. Die erste He-
bung erreichte wahrscheinlich um 11000-12000 BP eine
Höhe von 65 m. Eine spätere Transgression fand um
4000 BP statt. Im Golf untersuchten G. Evans und an-
dere135 die Transgressionen in den sabahät (sing, sabbd)
in Abu Zabi. Um 3750 BP ging der Meeresspiegel um
1 m zurück. Schließlich fand um 1000 BP eine weitere
Transgression statt, mit der das heutige Niveau erreicht
wurde136. Im jüngeren Quartär gibt es eine Vielzahl von

Küstenabschnitten, an denen tektonische Bewegungen
keine allzu große Rolle gespielt haben137.
Obwohl Mitteloman, ein hocharides Klima aufweist,
stellte sich heraus, wie Satellitenaufnahmen zeigen, daß
wahrscheinlich im gesamten Quartär die fluviale Mor-
phodynamik dominierte138. Nach Hannß ist „...die De-
nudation, auch die äolisch geprägte, bis heute weniger
wirksam gewesen". Es läßt sich feststellen, daß sich das
Landschaftsbild während des Quartärs im ganzen nicht
stark verändert hat; vereinzelte Veränderungen traten
auf, waren jedoch eine Folge der fluvialen Erosion. Äo-
lische Wirkung glättet durch die Deflation und Abla-
gerung die Landschaft. Ihr Einfluß auf die Landschaft
ist aber eher gering, deswegen sind starke Änderungen
in der Landschaft in der Neuzeit unwahrscheinlich139.
Man denke z. B. an Berichte über einen Hafen in Suhär,
den es heute nicht mehr gibt und der wahrscheinlich nie
existiert hat140.

3.2 HYDROLOGIE
Die Hydrologie Omans bedingt direkt oder indirekt fast
jeden Aspekt der traditionellen wie auch der heutigen
Wirtschaft. Das Wasservorkommen ist wichtig für die
Verteilung der auf Ackerbau basierenden Siedlungen.
Mangels an Wasser können 98,5 % der gesamten Ober-
fläche nicht beackert werden141. Etwa 100 000 Hektar
Boden eignen sich für landwirtschaftliche Nutzung142.
Ackerbau ist in Oman vollkommen von künstlicher Be-
wässerung abhängig. Selbst heute existiert kein aus-
schließlich durch Regenwasser unterhaltener Anbau
(ba'l)H3.
Das Siedlungsbild ist durch das Geländerelief be-
dingt: Große Teile des Landes sind Gebirgslandschaf-
ten, d. h. zu steil, um selbst als Weideland zu dienen.
Trotzdem stellte zumindest vor dem Beginn der Ölför-
derung Ackerbau in Verbindung mit gering betriebe-
ner Viehzucht die wirtschaftliche Basis für das Bin-
nenland dar. C. Hannß beschrieb kürzlich die Lagety-
pisierung der Oasen als Gebirgs- und Vorlandoasen.

130 S. B. Miles 1919,11; J. C. Wilkinson 1977,10.
131 G. M. Lees 1928,585-670; R G. Coleman/C. A. Hopson 1981,
2495-2496; A. Hauptmann 1985, 15; A. H. F. Robertson/M. P.
Searle, in: GEOLOGY, 3-25.
132 J. G. Lorimer IIC 1908,1414-1415; kartiert von J. C Wilkinson
1977,14-15 Abb. 5.
J.G. Lorimer 11915,2342.
134 H. Felber et al, in: QUATERNARY PERIOD, 51-57.
135 G. Evans et al. 1969,145-159.
136 H. Felber etat. 1978,57.
137 C. Hannß 1991,111.
138 C. Hannß 1989,205.
139 J.H.Stevens 1978,265.
140 A Grohmann 1934,544.
141 J.C. Wilkinson 1977,17.
142 Ministry of Information 1992,106.
143 J. C. Wilkinson 1977,28.

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