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Naturräumliche Gegebenheiten

Die Siedlungen bzw. Gärten der Umm an Nar-Zeit
konnten nur mit Hilfe von Fangdämmen (gabarbands)
existieren, die den schnellen Abfluß des Wassers und
das Abspülen der Erde verhindern sollten157, denn ohne
eine künstliche Bewässerung war dauerhafter Ackerbau
unmöglich. Große Flächen scheinen parzelliert gewesen
zu sein158; auch Brunnen waren bereit s in den damali-
gen Siedlungen bekannt159.
Zu den typischen Merkmalen der gesamten Golf-
Region gehört der falaj160. Der falaj ist ein Brunnen
mit einem unterirdischen Kanal, durch den Wasser von
einer wasserreichen Zone zu einer zu bewässernden
Stelle fließt. Man unterscheidet zwischen einfachen un-
terirdischen Wasserleitungen und solchen, die einen
Brunnen oder Sickeraufhehmer haben. Tiefen von bis zu
40 m sind in Nizwä bekannt, Längen von bis zu 9,5 km
in Buraimi161. Heute liefern sie im Sultanat insgesamt
900 000 000 m3 Wasser jährlich162. Dies ist mehr als
70 % des jährlichen Gesamtbedarfs, und zirka 55 % des
gesamten Ackerlandes können damit versorgt werden.
In der vorindustriellen Zeit konnten nur wenige Siedlun-
gen ohne einsa falaj existieren; ihre Größen waren vom
Vorhandensein und der Zahl der 'qflä/ abhängig. Über
die Ursprünge des falaj im Untersuchungsgebiet wie
auch anderswo wird noch kontrovers diskutiert (siehe
unten). Samad und al Maysar liegen, neben zahlreichen
anderen Siedlungen, am Ostrand des Oman Proper163.
Heute werden die Oasen in Samad und al Maysar künst-
lich durch Brunnen und 'aßäj bewässert. In Anbetracht
der Tiefe des Wädl Samad können wir davon ausgehen,
daß in geringem Umfang das Wasser ursprünglich ohne
Hilfskonstruktionen zugänglich war. Mit der Aufsied-
lung des Wädl Samad stieg als Folge der Teilbildung das
Oberflächenniveau an (Kapitel 1). Nördlich und nord-
östlich der Samad-Oase bezeugen große Erdhügel die
Bemühungen der Bauern, das Niveau der Siedlung wie-
der abzusenken und das Niveau zwischen Wasserspie-
gel und Erdoberfläche zu verringern. In der Geschichte
ging ein Bevölkerungszuwachs stets mit einem erhöhten
Wasserbedarf einher. Mehrere große und kleine 'qfläj
versorgen Samad und al Maysar: Semdi und Assi gabeln
sich gegenüber vom Wädl al Fereis und fließen weiter
nach Süden (Beilage 1). Der zweite falaj - ThubbI' -
bewässert auch Samad und fließt durch einen invertier-
ten Syphon (gharräqfallah) nach Mendessah. Her falaj
al Swarig beginnt in der Flur gleichen Namens und führt
nach al Maysar.

3.3 KLIMA
Obwohl bereits 1893 meteorologische Messungen in
Masqat durchgeführt wurden164, gibt es erst seit 1963
publizierte Niederschlagsmessungen in Oman, jedoch
meistens nur von der Küstenregion165. Der Nieder-
schlag in Oman ist bezüglich räumlicher bzw. zeitlicher
Verteilung unregelmäßig. Der Jahresniederschlag liegt
zwischen 0,6 und 173,0 mm mit einem Durchschnitts-
wert von 64,1 mm. Die Regenverläßlichkeit ist nied-

rig. Während des Holozäns rechnen Geologen mit einer
subpluvialen Phase, bevor das Klima allmählich wärmer
und arider wurde166. Dies fällt mit der Aufsiedlung der
Küste zusammen - dem sogenannten Climatic Optimum
des Holozäns167.
Der Sommermonsun hat wenig Wirkung auf die
nördliche Hälfte des Landes, so daß im Sommer viele
Bewohner in die Südprovinz fahren, um Kühle zu su-
chen. Mitteloman wird vom Monsun nicht beeinflußt.
In der Südprovinz Dhofar gehen dagegen regelmäßige
Monsunregen vorwiegend im Küstengebiet nieder. Im
Norden des Landes ist der Sommer heiß und trocken
und der Winter warm mit gelegentlichem Niederschlag.
Das Klima an der Küste ist kühler und besitzt eine hö-
here Luftfeuchtigkeit als das Binnenland.
Die heiße Saison des nördlichen und östlichen Oman
beginnt im Mai und dauert bis Ende Oktober. Im Bin-
nenland steigt dann das Thermometer bis 52°C. Wesent-
lich angenehmer ist die Wintersaison mit einer mittle-
ren Temperatur von ca. 25°C und einem Minimum von
13°C. In höheren Lagen sind die Temperaturen entspre-
chend kühler, doch außerhalb der Bergzonen ist Frost
unbekannt.

3.4 FLORA UND FAUNA
Die Erschließung des Erdöls im Sultanat Ende der
60er Jahre, die indirekt ein Bevölkerungswachstum er-
möglichte, brachte zahlreiche Veränderungen der Flora
und Fauna mit sich. Erst ab 1977 begannen rein wis-
senschaftliche und nicht nur wirtschaftlich orientierte
Untersuchungen der Flora und Fauna Omans168. Als
Folge des verhältnismäßig geringen Niederschlags ist
der Pflanzenwuchs in Oman dünn. An isolierten Stel-

157 Gabarbands: „Samad 4" (= Maysar M24) und „Samad 5"
(= Maysar Ml): A. Hastings/J. H. Humphries/R.H. Meadow
1975,18 Abb. 4 und 19 Abb. 5.
G. Weisgerber, in: MAYSAR 196 Abb. 21.
159 Maysar Ml, Haus 3: G. Weisgerber 1980a, 78 Abb. 28,81 Abb.
32,82 Abb. 33; Maysar M25: G. Weisgerber, in: MAYSAR, 202
Abb. 31.
Der falaj unterscheidet sich von qanätu, der nicht nur unterir-
disch existiert (z. B. qanätu suez). Vergleiche J. Lsss0e 1951,
22 Anm. 9.
J. C. Wilkinson 1977,83.
L. T. Simarski 1992, 27.
Schreibweise und Bibliographie: H. Klein 1938,62.
164 J. G.Lorimerl Teil H 1915,2206.
165 P. Sanlaville 1988,9-26.
166 Chronologie der Besiedlung: M. Uerpmann 1992,65, 103-104;
H.-P. Uerpmann 1990, 342-344; Klima: J. H. Stevens 1978,
264.
M. Uerpmann 1992,103; K. Neumann 1989, 13-181.
Bibliographie: F. A. Clements 1981,45-53. Zumeist im Journal
ofOman Studies, M. Gallagher 1977,9-12; J.P. Mandaville, Jr-
1985,9-28.

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