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142

Verbreitung und Chronologie

6.2 WÄDI SÜQ- UND LIZQ/
RUMAYLAH-KULTUR:
DIE RELATIVE CHRONOLOGIE
Klare Merkmale grenzen die Samad-Periode von frühe-
ren Perioden ab, wie u. a. aus Tabelle 2.3 ersichtlich ist.
Eine Seriation aller ausgegrabenen Funde des gesamten
Projektes würde in der Tabelle eine Diagonalisierung
der Funde der Wädl Süq-, Lizq/Rumaylah- und Samad-
Perioden ergeben, ohne jedoch neue Erkenntnisse zu
liefern. Ihre chronologische Abfolge an sich ist nicht in
Frage zu stellen.
Zu Beginn des Samad-Projektes wurde in den be-
reits vorhandenen Grabungsunterlagen noch der Ter-
minus „Bronzezeit" für die Umm an Nar- und Wädl
Süq-Kulturen verwendet, was zu Mißverständnissen
führte, da das zugrunde liegende Modell und der ab-
solute Zeitansatz nicht näher spezifiziert waren. Die
Chronologie für den Zeitraum ab dem 2. vorchristlichen
Jahrtausend hat sich mit der Zunahme an Fundmaterial
und Radiokarbonbestimmungen im Laufe der Fundbe-
arbeitung ständig geändert. Ebenfalls häufig wurden
„Eisenzeit" oder Age dufer als Bezeichnung für die
gesamte Lizq/Rumaylah-Periode benutzt. Die Zweitei-
lung Age dufer A/B1415 basiert insbesondere auf der
stratifizierten Abfolge der Keramik in Rumaylah, die
in der kleinen Testgrabung in Lizq LI nicht beobachtet
werden konnte. Sie entspricht weitgehend der hier ver-
wendeten zeitlichen Gliederung dieser Periode. Obwohl
einige der Merkmalsklassen, wie die Dolche mit pilz-
förmigem Griffende, in der Form durch früheisenzeitli-
che iranische Waffen beeinflußt sind, halten einige Spe-
zialisten der iranischen Archäologie die Bezeichnung
Früheisenzeit für Oman unzutreffend, da hier keine ei-
sernen Fundobjekte vor der Samad-Zeit bekannt sind.
Die Früheisenzeit reicht in Mitteloman bis zum Be-
ginn der Samad-Zeit und im Nordwesten bis zur Mleiha
Phase U1416. Der Begriff Späteisenzeit wurde 1982 ein-
geführt, um die Zeit der nahezu schriftlosen Bevölke-
rung Mittelomans zu bezeichnen, zu einem Zeitpunkt,
als ihr spätes Vorkommen noch nicht erkannt worden
war (Kapitel 2.3). Analog wird jedoch in Nordeuropa
der Name „Späteisenzeit" für die schriftlose Periode bis
zum Beginn der Wikingerzeit Mitte des 8. Jahrhunderts
n. Chr. verwendet Die Hilfsbegriffe für die Chronologie
im Iran, im Iraq, im Mittelmeerraum und Europa dek-
ken sich keinesfalls mit den einzelnen Zeitabschnitten
Omans. Im Arbeitsraum treten andere Grabtypen auf,
die der Autor „späteisenzeitlich" nennt. Sie datieren
nach der Lizq/Rumaylah-Kultur und somit in die Zeit
vor dem Aufkommen des Islams. Die in Frage kom-
menden Grabformen sind nicht vom Typ Samad. Vor-
läufig gelten sie wie diejenigen in Bawshar, 'Ätayr,
Qorin al Sahhaimah, Izkl und Juffa als nicht-Samad-
Späteisenzeit. Die Bezeichnung „späteisenzeitlich" gilt
auch für die paraschriftliche Kultur um die Zeit Christi
in Mleiha und ed Dur. „Sasänidisch" ist reserviert für
drei Fundstellen: Jazirat Ghanam, 'Arjä' und $uhär, wo
regelrechte iranische Funde auftraten.

Die relative Chronologie beruht auf der Bildung von
Gruppen ähnlich gearteter Keramik und Kleinfunde.
Mehrere Gräber überlappen bzw. überschneiden sich,
besonders im Gräberfeld Samad S21, die auf den er-
sten Blick für die Chronologie von Nutzen wären. Mei-
stens enthalten solche Gräber Funde der Wädl Süq- und
Samad-Zeit1417. Sie sind jedoch fundarm und daher in
diesem Zusammenhang nicht weiter wichtig. Die Ma-
terialbasis für eine interne, relative Chronologie ver-
ringert sich mit dem zunehmenden Alter der einzelnen
Kulturen. Im Corpus der Wädl Süq-zeitlichen Keramik
bemerkte K. Frifelt bereits 1975 eine Entsprechung aus
einem Zusammenhang des 2. Jahrtausends im dritten
Barbar-Tempel auf Bahrain und an anderen Stellen1418.
Mindestens eine Wädl Süq-zeitliche Scherbe kam im
Barbar I-Tempel zutage1419. Fünf weitere solcher Scher-
ben aus verschiedenen Zusammenhängen in Bahrain
sind im dortigen Nationalmuseum ausgestellt1420. Die
stratigraphische Lage der Keramik und der anderen
Funde dieser Zeit in der Siedlung Hili H8 oberhalb ei-
ner Fundstelle der Umm an Nar-Zeit bestätigt die Ab-
folge1421. Dies gilt auch für Teil Abräq.
Trotz der Ausgrabungen in Hili, Teil Abräq und Sa-
mad bleiben die Ursprünge der Wädl Süq-Kultur ver-
borgen. In Hili H8 ist eine Zäsur zu Beginn dieser Zeit
feststellbar, und im Fundmaterial von Teil Abräq liegen
Indizien für Übergänge zur vorhergehenden Periode
vor1422. Zu den frühesten bekannten Funden in Samad
zählt ein im Grab S101117 gefundener, zylindrischer
Hals (G15.01) eines vermutlich aus Bahrain importier-
ten Gefäßes vom type H red wäre, welcher ungefähr der
Ur HI-Zeit angehört1423. Weitere typische Funde, die die
Fundstellen Mittelomans mit denen des mittleren Gol-
fes verbinden, sind Tonbecher der Klassen G14.01-05,
Krüge der Klassen G04.01, 03 und 04, Lanzenspitzen,
Pfrieme der Klassen Pf02 und Pf04, Steingefäße der
Klassen Sg04-Sg08 und Straußeneier.

1415 Vergleiche P. Lombard 1985,239-240.
1416 M. Mouton 1992,23-24.
1417 Grab S2153 überschneidet S2154 (Samad-zeitliche Nachbestat-
tung in einem Wädl Süq-zeitlichen Grab); Grab S2163 (Samad-
Grab) überschneidet S2165; Grab S2192 überschneidet Befund
S21108; Grab S2187 überschneidet S21103. Wenn nicht anders
erwähnt, sind diese Fundzusammenhänge Wädl Süq-zeitlich.
1418 K. Frifelt 1975,379.
1419 C. Larsen 1983,247.
1420 1: aus Hamad Town Mound 14, Chamber 37; 2: aus Hamad
Town Mound 22 Chamber 20 (State of Bahrain 1993, 33 oben
links); 3: aus City 2; 4: aus Diraz Trench 2; 5: aus Hamad Town
83/84 Mound 908 same Chamber. Für diese Information danke
ich F. Ifojlund.
1421 S. Cleuziou, in: OMAN STUDIES, 72-73; ders. 1989, 71-72,
77-79,78 Tab. 1.
1422 D. T. Potts 1990,78; ders. 1992a, 234; B. Vogt 1995; ders. 1994,
180-184.
1423 F. Hajlund 1987,106 und Brief 07.03.1993. Die Scherben hat er
selbst gesehen. Vergleiche K. Frifelt 1986, 130 Abb. 31 obere
mittlere Reihe „Ali, Group A". Für die Abbildungen der in die-
sem Kapitel zitierten Fundklassen wird auf die Klassentafeln
in Kapitel 5 verwiesen. B. Vogt 1985, 234: „frühes 2. Jahrtau-
send".
 
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