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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 2.1907

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Meyer, Richard M.: Bemperlein und Gemperlein
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https://doi.org/10.11588/diglit.3530#0383
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BEMPERLEIN UND GEMPERLEIN. 37g

von humpeln nichts zu tun, es ist die italienische Deminutivwendung;
aber tatsächlich wird der lächerliche dicke Protz jener Bedeutungsgruppe
angenähert. Lächerlich wie bei Humpty-Dumpty sind beim Hampel-
mann die Bewegungen; geziert sind sie, wenn einer zimperlich oder
pimpelig ist, und auch wenn er träbetimpllg ist, fordern sie Spott
heraus. Hierher gehören lustige Namen wie das Rumpelstilzchen des
Märchens, Plmpernelle und Plmpanella, der schon von Kotzebue als
komischer Name gebrauchte Pumpernickel, die Verwendung von Mum-
pitz. Neutrale Worte können nicht widerstehen: der Tiername Schlamm-
peizger wurde in den Witzblättern von 1848 gegen »Reptilien«, die
sich angeblich im Schlamm wälzten, gebraucht; auch die Pompelmuse
klingt heiter.

Aber auch einfache Worte wie Sumpf, Krampf haben wenigstens
Bedeutungsverwandtschaft mit der Pumpe und dem Hampelmann.
Freilich bleibt etwa Kampf oder Dampf so unberührt wie die Fremd-
worte Trumpf und Triumph. Aber kräftig sorgen wieder für die laut-
symbolische Wirkung Kinderreime, wie für Pumpernickel (Simrock
Kinderbuch S. 187 Nr. 429), so mit den Anreimen Trimpop Trimpop
(ad S. 225, Nr. 652). Und die ganze Bedeutung dieser Gruppe faßt
der onomatopoetische Ausruf plumps in sich zusammen: das hilf-
lose Geraten in eine Lage, in der man seiner Glieder nicht mehr
mächtig ist.

VI. Ja sogar ein paar Wörter, in denen statt mp (wie im neuhoch-
deutschen Auslaut dumm für tump) mm steht, sind heranzuziehen: der
Rummel, der Lümmel, der Bummel, bummeln, bimmeln (vgl. Weise, Ztschr.
f. deutsche Wortforschung 5, 253 und im allgemeinen das sehr reich-
haltige Material, das soeben H. Schröder in seiner wichtigen kleinen
Schrift »Streckformen« zusammengestellt hat S. 208: rambambsen,
Krampambull, S. 211: Rampampe, Schlampamp — s. o. — S. 215:
Rumpumpel u. s. w.). Der Mummelgreis ist ein Uralter, »der sich nicht
zu helfen weiß«, beschummeln hat einen komischen Beigeschmack aus
der Hilflosigkeit des Übervorteilten, und selbst in tummeln steckt ein
gewisser Oberton der zum Verschwimmen der Formen führenden
heftigen Bewegung.

VII. Endlich kann -pel auch nach Vorsilben, die nicht mit -m
schließen, ähnlich wirken: Tölpel, das aber ganz aus seiner Bedeutung
(eigentlich dörper, Bauernlümmel im Gegensatz zum urbanen Hof-
mann) zu erklären ist.

Fassen wir nun dies alles zusammen, so kommen wir zu etwa
folgendem Ergebnis:

1. Das Deutsche hat eine Neigung, Wörter, deren erste Silbe
mit -mp- schließt, mit der lautsymbolischen Bedeutung des Unge-
 
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