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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 2.1907

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Schissel von Fleschenberg, Otmar: Das weibliche Schönheitsideal nach seiner Darstellung im griechischen Romane
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https://doi.org/10.11588/diglit.3530#0385
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XIV.

Das weibliche Schönheitsideal nach seiner

Darstellung im griechischen Romane.

Von

Otmar Schissel von Fieschenberg.

I.

Ludwig Woltmann ist der Ansicht, daß die mittelalterliche Kultur
Frankreichs und Italiens sowie die Blüte der italienischen Renaissance
in Kunst und Literatur aus dem germanischen Rasseneinschlag dieser
Völker zu erklären sei. In einem seiner letzten Aufsätze »Die Ger-
manen in Spanien« (Politisch-anthropologische Revue 1906, V, 468—474)
nimmt er einen ähnlich bestimmenden Einfluß der Germanen auf die
spanische Kulturentwickelung an. Zweien der daselbst zur Bestätigung
seiner Ansicht vorgebrachten Argumente', der Bedeutung der Ger-
manen für Recht und Sprache in Spanien, können in diesem Zu-
sammenhange nur die Worte Gottfried Baists (in G. Gröbers Grund-
riß der romanischen Philologie II, 2, S. 383) gegenübergestellt werden:
»Die Beimischung neuen (= germanischen) Blutes war zu gering, um
den Marasmus der alten Welt zu heilen, schon die Zahl der germani-
schen Lehnworte blieb eine auffallend beschränkte. Als einziger
nennenswerter Sonderbesitz aus dieser Epoche — denn Isidor beein-
flußte das Abendland gleichmäßig — ist dem späteren Spanien die
Lex Wisigothorum geblieben, das römischeste und uninteressanteste der
Volksrechte. Auch ihr Einfluß tritt indessen im 12. Jahrhundert hinter
dem französischer Rechtssitte zurück.« Damit ist jedoch Woltmanns
Hauptargument noch nicht berührt, das in der Identifizierung der Be-
griffe »germanisch« und »blond« begründet ist. Auf die aprioristische
Richtigkeit dieser Gleichung bauend, sucht Woltmann nach Belegen
für den zweiten Teil derselben, »blond«, in Literatur und Kunst der
von ihm ins Auge gefaßten Völker und Zeitabschnitte ihrer Geschichte,
um aus ihrem Vorhandensein den Schluß zu ziehen, daß das ger-
manische Schönheitsideal — richtiger der germanische Rassentypus —
das Schönheitsideal des betreffenden Volkes und der betreffenden Zeit
gewesen sei, ein Umstand, der ihm wieder die germanischen Elemente
als führende in diesem Volke erscheinen läßt.
 
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