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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 28.1934

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Besprechungen.

Kurt Hildebrandt, Piaton. Der Kampf des Geistes um die
Macht. Georg Bondi, Berlin 1933.

Der Ort, an dem diese Anzeige erscheint, und der ausdrückliche Wunsch des
Herrn Herausgebers erfordert eine besondere Berücksichtigung dessen, was im Zu-
sammenhang mit dem Begriff der Schönheit steht. Das bedeutet dem Ganzen dieses
Buches gegenüber keine Einschränkung; auch diese neueste Darstellung Piatons
aus dem Stefan Georgeschen Kreise heraus hat mit den früheren Darstellungen
die dichterisch-prophetische Grundhaltung gemein, in der Auffassung Piatons
und im Ausdruck der eigenen Gedanken. Es lebt auch in diesem Buche die sti-
lisierte, höchst differenzierte, Ästhetisches und Religiöses verbindende Geistigkeit,
die für jeden, der die moderne Piatonforschung verfolgt, mit den Namen H.
Friedemann, Edgar Salin, Kurt Singer und Paul Friedländer verknüpft ist; das
politische Motiv, das seit Wendlands grundlegendem Aufsatze „Entwicklung und
Alotive der platonischen Staatslehre", Preußische Jahrbücher 136 (1902) S. 204
immer stärker in den philologischen und philosophischen Platondarstellungen
herausgearbeitet wurde, ist hier der besonderen Themastellung und den Erforder-
nissen der Zeit entsprechend stärker in jene Geistigkeit eingegangen. Natürlich
konnten die Ergebnisse der wissenschaftlichen Piatonforschung nicht unberück-
sichtigt bleiben; aber der Verfasser verzichtet auch sich selbst gegenüber auf eine
Rechenschaft im Einzelnen: „Im übrigen würde ich selbst, wenn ich es wollte, nicht
mehr im einzelnen nachrechnen können, was ich seit 25 Jahren aus der Literatur
über Piaton gelernt habe" (S. 396). Eine Darstellung von solchem Standpunkt aus
wird die positive Abhängigkeit weniger deutlich erscheinen lassen als die negative
Abwehr gewisser Erkenntnisse, die von der übrigen Piatonforschung allmählich
anerkannt worden sind. Auch dieser Zug stellt das Ganze mehr in die Linie einer
künstlerischen als einer wissenschaftlichen Leistung. Freilich ist die Hervorhebung
einzelner ästhetischer Motive — im heutigen Sinne — deshalb unmöglich, weil sie
in den Darstellungen dieser Art meist in dem Ganzen des platonischen Werkes
aufgelöst erscheinen. Der „große Stil" des Lebens, das „schöne Leben" wird über-
haupt der Inbegriff des Piatonismus. Das ist weithin richtig, denn für die Grie-
chen ist bekanntlich das y.cdöv noch nicht aufs Ästhetische eingeschränkt. Zwar
zeigt die sehr lehrreiche Darstellung der platonischen Ästhetik bei A. Bäumler
(Handbuch der Philosophie Abt. I C), wie wichtig für eine klare Gesamtauffassung
Piatons eine wirkliche Rechenschaft über den ästhetischen Teilbereich ist, der in Pia-
tons Werk mit allen anderen zur Einheit verbunden ist. Jede Darstellung, die ohne Re-
chenschaft über die Lagerung der in der Zeit nach Piaton auseinandertretenden einzel-
nen Bereiche des Geistes durch unmittelbare Wiederholung die geschichtliche Distanz
zu überspringen sich getraut, ist stets in der Gefahr, gerade im Wesentlichen das Bild
Piatons trotz aller häufig und stark ausgedrückten Ehrfurcht dadurch zu moderni-
 
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