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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 30.1936

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https://doi.org/10.11588/diglit.14193#0202
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Besprechungen

Heinrich Lützeler: Einführung in die Philosophie der
Kunst, in: Die Philosophie, ihre Geschichte und ihre Systematik. Heraus-
geber Theodor Steinbüchel. Bonn 1934. Peter Hanstein, Verlagsbuchhandlung.
VI 95 Seiten. Brosch. 3.— RM., karton. 3.20 RM.

Eine philosophische Erörterung komplexer Forschungsgebiete kann von min-
destens zwei Seiten geführt werden. Man kann das Ganze der philosophischen
Theoreme ins Auge fassen, in denen sich der jeweilige Stand der philosophi-
schen Lehre darstellt, und dieses Ganze von Theorien in seinem Zusammenhang,
in seinen Hintergründen klären, kritisieren und darstellen. Oder man kann das
Ganze der zu erörternden Sache vorweg in den Blick fassen und im Hinblick
auf diese Sache den vorliegenden Theoremen ihren Platz anweisen. Dieses Ver-
fahren ist verantwortungsvoller, denn es setzt eine hohe Freiheit der Blickweise
und einen starken inneren Zusammenhang mit der Sache selbst voraus. Es ver-
langt, daß im Vorblick auf die Sache keine eigene Theorie und keine „welt-
anschauliche" Voreingenommenheit blickverengend wirkt. Es ist freilich dann, wenn
es glückt, ertragreicher, denn es sieht sich von vornherein vor der geschlossenen
Ganzheit eines einheitlichen Gegenstandsbereichs, aus dem heraus letztlich alle
Forschung ihren Zusammenhang zu suchen streben muß.

Das gilt in besonderem Maße für die philosophische Erforschung der Kunst-
welt, die dem Erleben so nahe und den Subjektivismen der Weltanschauungen so
leicht ausgeliefert ist. Die von Lützeler vorgelegte, sehr dankenswerte „Einführung
in die Philosophie der Kunst" unternimmt bewußt das Wagnis, dem „seinsmäßigen
Vorrang der Phänomene gegenüber aller Wissenschaft" (91) entsprechend, von
einem Gesamtblick auf das künstlerische „Sein" (4 f.) aus vor allem die neueren
kunstphilosophischen Werke zu sichten, ihnen vor dem Ganzen der durch die
Phänomene bestimmten Problematik ihren Platz zu geben und sie so zu frucht-
barer gedanklicher Geltung zu bringen. Wie bei jedem Flug der Start seine eigene
Schwierigkeit hat, so auch bei diesem Aufstieg aus dem Nebeneinander vielfältiger
Einzelforschungen zu der Überschau einer gegliederten geistigen Landschaft. Man
könnte darüber streiten, ob die Bestimmung der „Existenzweise der Kunst" (5 f.)
ganz glücklich ist. Gerade hier sind, schon in der Definition der Kunst als „objek-
tivierten Geistes", idealistisch-metaphysische Vorentscheidungen gefällt, über deren
Recht und Vorrecht gegenüber dem Tatbestand „Kunst" nur in ausführlicher
Erörterung, also nicht an diesem Ort gesprochen werden könnte, die aber als
solche festgestellt und dem Leser ausdrücklich zum Bewußtsein gebracht werden
müssen. Verf. hat auch eine gewisse Vorliebe für die modische „existentialphilo-
sophische" Redeweise, deren sachlicher Ertrag weder neu, noch wesentlich ist.
Halten wir uns also an die Darstellung Lützelers im ganzen.

Diese darf sowohl nach Gliederung, wie Gestaltung als recht geglückt be-
zeichnet werden. Es wird in pädagogisch instruktiver, wie sachlich wohlbegründeter
Weise behandelt: die Abgrenzung der Kunst von der Natur und Wissenschaft,

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