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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 30.1936

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https://doi.org/10.11588/diglit.14193#0203
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die Teilhabe der Kunst an der Wirklichkeit, die Form in der Kunst, der Werk-
stoff und seine künstlerischen Gesetzlichkeiten, das Sinngesetz der Kunst, die
Rangstufen der Kunst, die einzelnen Künste, die Quellen der Kunst, der künst-
lerische Schaffensvorgang und die Erfassung der Kunst. Zur methodologischen
Problematik der Kunstphilosophie liefert L. fesselnde Beiträge in dem Kapitel
über die einzelnen Künste, im kritischen Überblick über die erkenntnistheoretisch
fehlgeleiteten Meinungen des Illusionismus, Materialismus usw. und in dem Ab-
schnitt über die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der Kunst, während
er in der Erörterung über die Kunst und das absolute Sein in schöner und tiefer
Weise seinen Standort gegenüber letzten Fragen kundgibt.

Die Darstellung Lützelers darf in ihrer knappen Eindringlichkeit, ihrem sach-
verständigen Urteil aufgrund staunenswerter Kenntnis des Schrifttums und in
ihrem klaren gedanklichen Aufbau als die einzige wissenschaftlich brauchbare und
auch für den nicht fachlich Vorgebildeten zur Einführung wohlgeeignete Dar-
stellung der heutigen Ästhetik gelten.

Hamburg. Werner Ziegenfuß.

Herman Nohl: Einführung in die Philosophie. Verlag Gerhard
Schulte-Bulmke, Frankfurt a. M., 1935.

Dies Buch soll sein eine „allererste Hinleitung" zur Philosophie als einem
höheren Bewußtsein des Lebens. Im ganzen ist das Ziel wohl erreicht. Aber ein-
zelne Stellen scheinen mir entweder im Ausdruck oder der Sache nach immer
noch zu schwierig. Wenn auf S. 12 das Denken der Religion „existentiell" genannt
und auf derselben Seite „ein Wort aus der Apologie" angeführt wird, so vergißt
Nohl, daß er für Anfänger schreiben will. Was die Sache betrifft, so sind, wie ich
glaube, Ausführungen über Kants „formale" Ethik einem Leser unserer Tage nur
dann zugänglich und von Wert, wenn sie sehr in die Tiefe gehen — und das war
bei der hier gebotenen Kürze nicht möglich. Indessen, kleine Schönheitsfehler
mindern nicht das Verdienst des Buches, das aus einer Inhaltsangabe sichtbar
werden dürfte. So sei gleich bemerkt, daß die Ästhetik nur gestreift wird, weil
ihr ein anderes, gleichzeitig veröffentlichtes Buch Nohls gewidmet ist. Gerade
jedoch als Grundlegung oder Umrahmung der Schrift über die ästhetische Wirk-
lichkeit fordert diese Einführung in die Philosophie unsere Aufmerksamkeit.

Philosophie fragt nach dem Woher und Wohin des Ganzen, dem Sinn des
Seins. Ihre Antwort wird eigentümlich dadurch, daß sie wissenschaftlich sein will
— der Verf. spricht von der „tapferen Arbeit der Aufklärung" — und daß sie
eine neue Wirklichkeit heraufführen will; das ist „das utopische und revolutionäre
Element in ihr". So kann sich der Philosoph nicht bei der natürlichen Welt-
ansicht bescheiden; aber auch die hinter den wahrnehmbaren Dingen vermutete,
durch das Denken geschaffene Welt (z. B. der Atome) muß doch erst als die
„wahre" Welt gerechtfertigt werden. Daß Zweckmäßigkeitsgründe das nicht ver-
mögen, zeigt Nohl am Pragmatismus, den er vom protagoreischen homo-mensura-
Satz aus entwickelt und an Nietzsche wie an James darstellt; seine Widerlegung
erfolgt aufs lebendigste an Hand des platonischen „Theaetet". Durch eine Kritik
des Sensualismus bringt der Verf. dann dem Leser die idei'rende Kraft des Denkens
nahe und schreitet von hier aus weiter zur Ideenlehre und jeder rationalen Meta-
physik fort. Eine kurze Darstellung Lockes und Humes leitet über zu Kant, wobei
allerdings der Begriff der Kategorie etwas unvermittelt auftaucht. Die inhaltlichen
Kategorien, z. B. Substanz, Kausalität, die nicht (wie die formalen Kategorien
Gleichheit und Verschiedenheit) sofort einsehbar, sondern voll von Widersprüchen
 
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