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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 30.1936

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Laurila, Kaarle Sanfrid: Die Ästhetik in den nordischen Ländern, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.14193#0339
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DIE ÄSTHETIK IN DEN NORDISCHEN LÄNDERN

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tigt. In einer schon 1923 erschienenen Schrift „Neuzeitliche Kunst in
psychologischer Beleuchtung"36) setzt er sich mit den verschiedenen
Richtungen der modernen bildenden Kunst auseinander, sucht so viel
Vernünftiges und Gesundes aus ihren dunklen Bestrebungen, Verir-
rungen und Verwirrungen herauszulesen wie nur möglich und urteilt
sehr klug und besonnen. In einem anderen, unlängst erschienenen großen
Werke „Die Mystik der Poesie"37) sucht er das innerste Wesen der Dich-
tung durch einen Vergleich mit der Mystik zu enthüllen. Der Verfasser
dieses Aufsatzes ist allerdings für seinen Teil der Meinung, daß es nicht
gelingt, aus der Dunkelkammer der Mystik Licht zu verbreiten über das
Wesen der Dichtung, denn man kann nicht leicht etwas Dunkles mit noch
Dunklerem erklären. Freilich ist es nicht schwer, mancherlei Analogien
zwischen der Dichtung und der Mystik zu entdecken. Das Dichterische ist
überhaupt eine so vielseitige Erscheinung, daß man irgendwelche Ver-
wandtschaft zwischen ihm und allen möglichen anderen Erscheinungen
leicht entdecken kann. Aber alle diese Analogien sind nicht geeignet, das
Wesen der Dichtung zu erklären, sondern viele sind eher geeignet, es zu
verdunkeln. Die Analogie zwischen Dichtung und Mystik gehört, beson-
ders wenn sie so weit getrieben wird, nach meiner Ansicht zu diesen ver-
dunkelnden und verwirrenden Ähnlichkeiten. Trotz dieser sachlichen
Bedenken ist das Buch Hans Ruins als höchst gedankenreich, anregend
und glänzend geschrieben zu rühmen.

36) Nutidskonst i psykologisk belysning.

37) Poesiens mystik. Helsingfors 1935.
 
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