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Zeitschrift für christliche Archäologie und Kunst — 2.1858

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Zacher, J.: Literarhistorischer Nachtrag zur Erklärung des Werbener Kelches
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https://doi.org/10.11588/diglit.3678#0057

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Literarhistorischer Nachtrag zur Erklärung

des Werbener Kelches.

(Vgl. I. 2, 69.»

Diese Gruppen mit ihren Inschriften musst du doch schon irgendwo gesehen haben! sagte
ich unwillkürlich zu mir selbst, als ich die Bd. I. Bl. IV. dieser Zeitschrift mitgctheilten Dar-
stellungen von dem Werbener Kelche zuerst erblickte. Indess wollte sich keine bestimmte
Erinnerung gestalten, und umdrängt von nolhwendigen Arbeiten und Geschäften musste ich
die Sache einstweilen auf sich beruhen lassen, obschon sie mir immer wieder zu Gedanken
stieg mit jener beharrlichen Ungeduld verdunkelter Vorstellungen, die sich aus der Ver-
gessenheit wieder in klares Bewusstsein aufringen wollen. Da fällt mir nach längerer Zeit
im neunten Bande der Lachmannschen Ausgabe von Lessing's Werken zufällig der Co-
lumnenlitel in die Augen „Ehemalige Fenstcrgemälde im Kloster Hirschau": und plötzlich
war die Spannung gelöst. Nicht gesehen hatte ich die Gruppen, sondern nur davon gelesen!
und darum war die Vorstellung so sehr ins Dunkel zurück getreten.

Von jenen im Kreuzgange des Klosters Hirschau ehemals befindlichen 40 Fenster-
gemälden hat Lessing bekanntlich nachgewiesen, dass sie den Bildern der Historiae Veteris
et Novi Testamenli, oder des unter dem Namen Biblia pauperum berühmten Holztafeldruck-
werkes aus dem XV. Jahrhunderte entsprochen haben. Sie bildeten eine planmässig geglie-
derte, nach der Chronologie des Lebens Christi fortschreitende, und zu einem geschlossenen
Ganzen abgerundete Reihenfolge von Darstellungen, welche in den Drucken so angeordnet
sind, dass je einer neutestamenllichen Scene zwei sich vorbedeutend auf dieselbe beziehende
alltestamenlliche Scenen rechts und links einschliessend zur Seite stehen, begleitet von
kurzen, sowohl die Scenen an sich, als auch deren jedesmalige Wechselbeziehung erläutern-
den Inschriften. — Beschreibungen und Nachrichten von der Biblia pauperum und ihren
verschiedenen, auch in Zahl, Auswahl und Beschaffenheit der Bilder von einander abwei-
chenden Ausgaben finden sich verstreut an vielen Orten; hier möge es geniigen hervorhe-
bend hinzuweisen auf (C. H. von Heineren) Nachrichten von Künstlern und Kunstsachen.
Tbl. 2. Leipz. 1769. S. 117—156. Fr. Jacobs und F. A. Ukert, Beiträge zur älteren
LHterator, oder Merkwürdigkeiten der Herzogl. öffentlichen Bibliothek zu Gotha. Bd. I. Leipzig
1835. S. 80—98. J. D. F. Sotzmann, Aellesle Geschichte der Xylographie und der Druck-
kunst überhaupt, besonders in Anwendung auf den Bilddruck; in von Raumer's historischem
Taschenbuche. 8. Jahrgang. Leipzig. 1837. S. 447— 599. bes. S. 529 ff.

Durchlaufen wir a. a. 0. des Herrn von Heineken Aufzählung der vierzig in den
meisten Ausgaben der Biblia pauperum enthaltenen dreitheiligen Holzschnitte, so begegnen
uns gleich in den beiden ersten Schnitten einige Gruppen, welche eben so vielen Darstel-
lungen auf dein Werbener Kelche entsprechen, und andere finden wir weiterhin, und zwar
ebenfalls ziemlich nahe aneinandergerückt. Nämlich:
 
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