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Zeitschrift für christliche Archäologie und Kunst — 2.1858

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86 ERHALTUNG UND ZERSTÖRUNG DER DENKMÄLER.

steht, als man nach den Notizen der Reisehandbücher glauben sollte — das Schiff gebort zu dem
Schönsten, was man der Art sehen kann — und auch abgesehen von jenem Hauplaltar sind in einigen
Nebenkapellen Altäre mit trefflichem Bildschnitzwerk aus dem 15. Jahrb. Auch einige nicht schlechte
Bilder aus derselben Zeit fehlen nicht — leider aber ist die Kirche viel reicher an schlechtem und
schlechtesten) Rumpelzeug der jesuitischen und noch schlimmerer Perioden. Ganz zuletzt zieht es uns
aber doch noch einmal nach dem Rathbaus, um den Wunsch auszusprechen, dass sich doch recht bald
Jemand finden rauchte, um jenen Kunstschatz durch Abbildung und Text allgemeiner bekannt zu machen.
Dabei dürfte auch nicht übersehen werden, wie (freilich hauptsächlich in mittelmässigen Malereien und
an den Thüren u. s. w.) mit gutem Humor und Witz Momente aus der Reinekefabel mit kernigen Sprüchen zu
Nutz und Frommen des Gemeinwesens auf die Functionen eines hochweisen Raths angewendet werden.

(Fortsetzung folgt.)

II. Erhaltung und Zerstörung der Denkmäler.

1. S. Mauritius in Cöln. — Unsere Leser wissen aus Bd. I. II. 5 S. 235 dieser Zeitschrift, dass sich
der Conservator der Kunstdenkmäler pflichtmässig gegen die beabsichtigte (von dem „Organ für christl.
Kunst" befürwortete) Niederreissung der gedachten Kirche erklärt und eine Verbindung des Neubaues mit
dem allen, zu restaurirenden Bauwerke vorgeschlagen hatte.

Dieser Vorschlag ist, nach nochmaliger Localbesichtigung durch den Herrn Geh. Oberbaurath
Stüler, von des Königs Majestät dahin genehmigt worden, dass die sehr baufällige westliche Hälfte des
Langhauses zwar abgebrochen, der beabsichtigte Neubau aber mit der östlichen Hälfte verbunden wer-
den soll.

In Bezug auf die Polemik des „Organs für christl. Kunst" bemerken wir, dass wir auf Persön-
lichkeiten nicht antworten; überdies beruht dieselbe zum grössten Theile auf völlig falschen Annahmen.

2. Aus Boisseree's Baudenkmalen am Niederrhein ist bekannt, dass die schon an sich so ausgezeich-
nete Anlage der Kirche S. Maria in Capitolio zu Cöln ausser anderen Nebenbauten besonders durch
2 offene Hallen geschmückt ist, die vor den Absiden des nördlichen und südlichen Kreuzarmes sich,
doppelt so lang als breit, gegen Norden und Süden weithin erstrecken. Die nördliche Halle existirt
nur noch in einem modernen Umbau ohne allen Kunstwerth, den man durch Einrichtung einer
Schule nützlich zu machen gesucht hat. Die südliche hat zwar im Wesentlichen noch ihre alle dem
XII. Jahrb.. angehörige Anlage erhalten*); aber man hat die alten Arkaden so vielfach verbaut und
wieder mit neuen Oeffnungen aller Zeiten und Formen durchbrochen und so viele An- und Einbauten
gemacht, dass man sich der ursprünglichen Anordnung wenig erfreuen konnte. Und doch ist diese so
schön! Eine vor den Kreuzarmen der Kirche so weit und hoch vortretende Halle ist kein Gegenstand
des ordinären Bedürfnisses: wir erkennen darin eine Tradition der Antike, wo dergleichen Hallen als
Selbstzweck gelten. Die Vorhöfe der alten Basiliken, die Kreuzgänge der Klöster und wenige andere
Anlagen des christlichen Mittelalters haben einen verwandten Charakter und gleichen Ursprung; die Hallen
von S. Maria in Capitolio überbieten sie aber noch an poetischer Anlage und Durchführung. Es wäre
also ein nicht genug zu beklagender Verlust, wenn auch dieser einzige Rest einer Zeit, welche Zinshäu-
ser nicht allein für ein wahres Gut erachtete, elendiglich zu Grunde geben sollte, weil in der reichen
Stadt Cöln, die Gott jetzt wieder mit irdischen Gütern gesegnet hat, wie nur je in der Zeit ihrer Iiöch-

*) Doch ist die Aufnahme bei Boisseree sehr unrichtig; ein Obergcschoss scheint nie vorhanden gewesen zu sein;
die südliche Hälfte hat weitere Bogensteilungen als die nördliche; Gewölbe waren nie vorhanden. Dagegen wird die
Nordseite der Westwand durch eine nach auswärts vortretende halbkreisförmige Nische eingenommen, die sich mit mehreren
Arkaden über zierlichen Zwergsäulen gegen den Garlen öffnet.
 
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