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Zeitschrift für christliche Archäologie und Kunst — 2.1858

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88 ERHALTUNG UND ZERSTÖRUNG DER DENKMÄLER.

Deutschland einbrach, vergleicht: mit dem Chor der Kirche zu S. Arnual und der Kirche zu Tholey,
die nicht minder altgothische Formen zeigen, und wohl derselben Zeit angehören werden; dennoch
sind sie keineswegs von jener Jugendfrische angehaucht, am wenigsten die letztere, welche, obschon
nur wenige Meilen von Olfenbach gelegen, neben sehr altertümlichen Formen auch schon die sehr
. mageren des Verfalls zeigt.

So edel nun das Bauwerk in seiner ganzen Conception und Durchführung im schönsten gelb-
braunlichen Sandstein ist, so hat es doch wesentlich gelitten. Unter der französischen Herrschaft wurde es
dem Abbruche übergeben, dem auch das Langhaus verfiel, während Quer- und Altarhaus nur mit Mühe
und mit Eiubusse des Dachwerks gerettet und dann nur nothdürftig wieder eingedeckt wurden. Ein
hochgestellter Kenner, der die Kirche 1855 besuchte, sagt über den Zustand, in dem er sie fand, Fol-
gendes aus: „Noch nie ist dein Unterzeichneten eine Kirche vor Augen gekommen, deren innerer Aus-
bau, und deren innere Haltung das Bild des Verfalles, der Unordnung und des Schmutzes darböte, als
dieser architektonisch so meisterhaft gehaltene Baum. Im grössten Theile desselben fehlt der Fussbo-
denbeleg; statt der Dielung unter den halbverfaulten Stuhlen und in den nicht benutzten Theilen der
Kirche sieht man Kehricht, ja förmliche Düngerhaufen; die Emporen sind lebensgefährlich zu betreten,
der südliche Kreuzarm ist durch eine niedrige Mauer vom Kirchenraum abgeschnitten, um als Spritzen-
remise zu dienen, und an den Wänden wachsen, in Folge der Feuchtigkeit, grüne Moose hoch hin-
• auf." Und doch hatte derselbe nicht mehr den gefahrdrohenden Zustand des Aeussern vor Augen, den
der Conservator noch einige Jahre zuvor vorfand, wo Bisse nach allen Bichtungen bin die Mauern und
Gewölbe spalteten, die Gesimse verrückt waren, das Erdreich bis hoch an die Fensler hinauf emporstieg,
und letztere deshalb zum grossen Theil vermauert waren. Stalle mit obligaten Misthaufen und Holzvor-
räthe lagerten gegen die Wände und Portale mit edelster Profilirung und Ornamentik.

Diesen letzten Uebelsländen ist nun bereits gründlich mit Aufwendung von 3610 Tblr. i. J.
1854 abgeholfen worden (wozu ein Allerh. Gnadengeschenk von 1335 Thlr. bewilligt worden ist), indem
man alle Fehler des Mauerwerks regulirt und dasselbe ringsum freigelegt, auch vielfach mit Luftzügen
durchbrochen hat, die auf das Austrocknen desselben bereits den wohltätigsten Einfluss ausgeübt haben.
Auch zur Beseitigung aller übrigen Uebelstände sind bereits die nöüiigen Vorbereitungen getroffen worden,
so dass der innere Baum wieder vereinigt, von allen Ungehörigkeilen und Unreinigkciten beireit werden,
durchgehend das volle Licht aller seiner so schönen Fenster wieder erhalten, und mit den liturgischen
Ausstattungen neuer GeslUhle, Kanzel, Orgel und zweier Altäre (eines evangelischen und eines katho-
lischen) in würdigster Weise versehen werden wird. In wenigen Jahren werden nur noch die Verluste zu
beklagen sein, welche der Vandalismus der Franzosenherrschaft geschlagen hat. v. Q.

4. In der Nähe von Cobern hat sich neuerlich in dem Nachlasse eines Bildhauers ein Antipen-
dium des Altars der bekannten S, Mathias Kapelle daselbst vorgefunden, das in Haut-relief aus
Tul'stein gefertigt in vielen gut gearbeiteten Figuren die .Enthauptung des h. Mathias vorstellt. Die daran
befindliche Inschrift lautet: D. 0. M. S. Mathiae Apostolo patrono altare praesens ponebat praenobilis
et stremtus Joannes Casparus, Her zu der Leyen archiepiscopalis Trevir. Consüiarius siUrapas
in Monasterio Mainfeldiae, Converna et Alken. Ao: 1630. Dasselbe soll angeblich durch den verst.
Bau-Insp. de Lassauxx dem Nachlasser zur Herstellung übergeben sein, nach dessen Tode es derselbe
ruhig behalten, und wollen es die Erben nur gegen Zahlung einer bedeutenden Summe für Reparaturen
etc. wieder herausgeben. Die Sache ist noch in der Verhandlung.

5. Bei der Archäologen-Versammlung zu Münster im Herbste 1854 rügte der Dr. Lisch aus
Schwerin, dass, wie er aus öffentlichen Blättern so eben ersehe, die durch ihre Architektur im Ueber-
gangs- und altgothischen Style ausgezeichnete Stiftskirche zu Lippstadt binnen wenigen Tagen auf
den Abbruch verkauft werden solle. Er trage, nach dem Vorgange früherer Versammlungen, darauf an,
dass die Versammlung die Erhaltung des Monuments bei der K. Preuss. Begierung befürworte. Der an-
wesende Conservator der Kunsklenkmäler v. Quast erklärte hierauf, dass er, nachdem er jene Nach-
richt soeben erst erfahren, seiner Pflicht gemäss sogleich die nöthigen Schritte gethan habe, um jenen
Abbruch zu verhindern, und das Monument wenigstens als Buine zu erhalten. Es freut uns jetzt mitthei-
len zu können, dass jene Schritte nicht ohne Erfolg geblieben sind. Des Königs Majestät haben gnädigst
zu befehlen geruht, dass der Abbruch jener Kirche unterbleibe, und der gefahrdrohende Zustand des Ge-
bäudes nur durch Beseitigung des den Umsturz verursachenden, sehr schadhaften Dachwerks und Aus-
 
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