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Zeitschrift für christliche Archäologie und Kunst — 2.1858

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234 LITERARISCHE ANZEIGE.

Hand. Wir sehen hier die Bestellung der Wintersaat und das Eggen. Dabei hat der Künstler die
Raben und Krähen, welche sich in den frischen Furchen einfinden, sehr lebendig dargestellt. Hinter
einem silbernen Thurm zeigt eine grosse Veste das Mittelalter in seiner ganzen Stattlichkeit. Mit grosser
Feinheit sind einige Spaziergänger vor den Mauern angegeben. — Bei der Schweinemast im Freien für
den November, von jener späten Hand, verdient die freie und fleissige Behandlung der Bäume die
meiste Beachtung. Die Verhältnisse der Figuren sind dagegen etwas kurz. — Das Bild für den Decem-
ber, welches eine Schweinsjagd darstellt, ist nach der ausserordentlichen Freiheit in den Motiven der
das wilde Schwein bewältigenden Hunde und Jäger, wie der Behandlung des Waldes und der darüber
hervorragenden Veste, von einem trefflichen Maler, der zwar sicher später als der Herzog von Berry,
aber vielleicht früher als jener gegen 1460 thätige Künstler gearbeitet hat. Obwohl es dem mit solchen
alten Manuscripten mit Minialuren Vertrauten nicht auffällt, dass, wenn sie zur Zeit des ursprünglichen
Bestellers nicht fertig geworden (was ziemlich oft der Fall ist), bald in der Mitte, bald am Ende Bilder
von späteren Händen vorkommen, indem von Haus aus, wenn der Text fertig geschrieben war, die ein-
zelnen Lagen desselben verschiedenen Künstlern zum Ausschmücken übergeben wurden, welche dann,
wenn auch, aus irgend einer Ursache, unvollendet, oder auch gar nicht angefangen, nach Ablauf einer
gewissen Zeit zum Binden des Ganzen zurückgeliefert werden mussten, so befremdet es doch, dass hier
die Bilder von drei Monaten spätere Hände verrathen, indem der künstlerische Schmuck des Calenders
sonst fast durchgängig gleichzeitig mit dem betreffenden Manuscript ist, und man möchte fast ver-
muthen, dass die ursprünglichen drei Bilder, durch irgend einen Zufall verdorben, durch diese späteren
nur ersetzt worden sind. (Schluss folgt.)

IL Literarische Anzeige.

Viollet-le-Duc, Dictionnaire raisonne de l'Architecture francaise du XP. au XYT. siecle. Paris 1854

Tome 1. 2. '

(Schluss. - Vergl. Heft IV. S. 183.)

Giebt der bisher betrachtete Artikel: Architecture, gewissermaassen die äussere Geschichte der
französischen Baukunst, d. h. die ihres Zusammenhanges mit den politischen Verhältnissen der Nation,
so enthält der darauf folgende: Architecture religieuse, vielmehr ihre innere, rein architektonische Ge-
schichte, indem er ihre Entwickelung als das Resultat des Strebens darstellt, gewölbte, geräumige, hell-
beleuchtete Kirchen zu erhalten. Es ist eine Geschichte der Wölbung, der Ausbildung des Kapellen-
kranzes u. s. f. mit vielen sehr lehrreichen Beispielen und mit Berücksichtigung der provinziellen Eigen-
thümlichkeiten. Ich habe diesen Artikel schon in dem fünften Bande meiner Kunstgeschichte benutzt
und mehrfach angeführt, kann mich also darauf auch, wo ich dagegen controvertiren musste (z.B. S. 119.
Anm., wo jetzt das eigene Zugeständniss des Verl. im Dictionn. H. 317. nachzutragen ist) beziehen, und
will nur eine Bemerkung herausheben, weil sie Deutschland betrifft. Der Verfasser glaubt nämlich, dass
im ehemaligen Lotharingien, vom Rheine bis zur Champagne, die Bedeckung der Kirchen mit Kreuz-
gewölben sehr frühe, im Anschluss an carolingische Tradition und Benutzung der hier gebräuchlichen
Doppelapsiden, aufgekommen sei, und führt (S. 211) als Beispiel der Versuche, durch die man dahin
gelangt, eine wenig bekannte und nur theilweise erhaltene lothringische Kirche an, nämlich die Kathe-
drale von St. Die. Hier glaubt er nämlich an dem Monumente selbst erkannt zu haben, dass im
XI. Jahrh. nur das Mittelschiff und zwar mit quadraten Kreuzgewölben gewölbt gewesen, während die
Seitenschiffe das offene Sparrenwerk des Daches, jedoch mit starken, den Transversalgurten des Mittel-
schiffes entsprechenden Gurtbögen und darauf ruhenden Strebemauern gehabt hätten, welche zugleich
das Dach trugen und jenen Gewölben Stützen gaben. Im XII. Jahrhundert habe man nun aber auch
die Seitenschiffe überwölben wollen und dies, da man nur quadrate Gewölbe gekannt, dadurch bewirkt,
dass man zwischen jedem Paare der grossen Pfeiler des Schiffes einen kleineren gestellt, denselben nach
jeder Seite hin durch Scheidbögen mit jenen verbunden, das darüber gelegene Bogenfeld ausgemauert,
 
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