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Zeitschrift für christliche Kunst — 15.1902

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■349

1902. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 11.

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nicht nur formale, sondern auch kulturgeschichtliche
Bedeutung. — Die chinesischen Broncegefäfse:
Vasen, Kannen, Räuchergefäfse, fast sämmtlich allere
Arbeiten und vom Kaiserlichen Gesandten v. Brandt
in China für das Museum gesammelt, verdienen be-
sonderes Interesse wegen der Mannigfaltigkeit der
Formen, der stilisirten Ornamente und der technischen
Herstellung einschliefslich der künstlichen Färbung.

Seh nü tgen.

Kunst d enkmäler der Schweiz, Heft I u. II,
Verlag von Ch. Eggismann & Cie. in Genf.
Die Schweizerische Gesellschaft für Erhaltung histo-
rischer Kunstdenkmäler bietet von ihren Mitthei-
lungen, die in grofsen phototypischen oder chromo-
lithographischen Tafeln mit Text kleineren Formates
bestanden, seit 1901 eine Neue Folge, von der be-
reits zwei Hefte ä 15 Francs erschienen sind, Folio-
blätter mit Text desselben Formates. In Heft I
behandelt der Altmeister der schweizerischen Kunst-
forschuug, Professor Rahn, die merkwürdigen, gut er-
haltenen Glasgemälde aus der Mitte des XIV.
Jahrh. im Chorfenster der Kirche zu Oberkirch
bei Frauenfeld: im unteren Drittel Teppichmuster,
darüber die Verkündigung und der Patron, der Ge-
kreuzigte zwischen Maria und Johannes; und die drei
Farbendrucktafeln, in denen nur das Blau zu scharf
wiedergegeben ist, sind gute Reproduktionen, wie der
Text eine zutreffende Beschreibung liefert. — Den
Weinmarktbrunnen zu Luzern, ein interessantes
Erzeugnifs der Spätgothik, erklärt Professor Zemp
an der Hand guter Abbildungen wie des Ganzen, so
der einzelnen Gruppen, deren Ursprung, Schicksale
(unglückliche Kestaurationen) und Bedeutung, er unter-
sucht, sie als eine Art Nachbildung des „Umgangs
im Harnisch", des „Fritschizugs" vom Ende des
XV. Jahrh. nachweisend. — Indem II. Heft behandelt
Rahn zwei weltliche Bilderfolgen aus dem
XIV. und XV. Jahrh.: die Wandgemälde in dem
Schlofsthurme von Maienfeld und im Schlosse zu Sar-
gans. Jene frühgothisch, auf fünf Tatein in Umrifs-
zeichnungen und auf einer ornamentalen Farbentafel
wiedergegeben, variiren das Thema: Trinken, Spielen,
Tändeln (Samson und Delila) in höchst origineller
Weise, und wie die zum Theil sehr bewegten, den
betreffenden Wandparthien geschickt angepafsten und
eingefafsten Gruppen vortrefflich gezeichnet sind, so
lassen auch die spärlichen Reste in Sargans eine ge-
wandte Hand des XV. Jahrh. erkennen- — Wie die
Bestrebungen des Vereins, die heimischen Kunstdenk-
mäler zu sammeln, zu erhalten, zu veröffentlichen
geradezu mustergültig sind, so darf auch seinen Publi-
kationen hinsichtlich der Abbildungen wie ihrer Be-
schreibungen hohes Lob gespendet werden.

Schnütgen.

Albrecht Dürer. Sein Leben, Schaffen und Glau-
ben, geschildert von Dr. Anton Weber. Mit
vielen Abbildungen. III. verm. und verb. Auflage.
Pustet, Regensburg 1903. (Preis2,40Mk., geb.3Mk.)
Dafs dieses hier bereits zweimal (VI. 350 und VII.
159) besprochene Buch wieder in neuer Auflage er-
scheint, ist ein Beweis für seine Brauchbarkeit, aber

auch für die fortdauernde und fortschreitende Werth-
schätzung, die dem Malerfürsten als dem typischen
Vertreter der deutschen Kunst, ja deutschen Wesens
beigelegt wird. Der Verfasser hat auf Grund eigener
wie fremder Forschung und Vertiefung das Lebens-
bild Dürers noch schärfer und vollkommener heraus-
gearbeitet, und die 88 Seiten, um welche der Text
vermehrt ist, bieten manches Neue, wie die 39 Ab-
bildungen, die hinzugekommen sind, das Verständnifs
mancher Einzelheiten erleichtern. Hierbei fällt nament-
lich wiederum die Frage nach der Konfession Dürers
in's Gewicht, von der es gewifs zu wünschen wäre, dafs
sie aus der Diskussion ausgeschaltet werden könnte.
Der Verfasser durfte aber nicht darauf verzichten,
sich mit seinen, bezüglichen Widersachern, namentlich
Lange und Zucker, auseinanderzusetzen, und ihm kann
das Zeugnifs grofser Ruhe und Objektivität nicht
versagt werden. In der erweiterten Form wird das
ansehnliche Buch weitere Freunde gewinnen und die
Begeisterung des Verfassers wird auch bei den Lesern
die Begeisterung steigern für den Meister, der mehr
wie jeder andere Künstler geeignet sein dürfte, der
deutschen Kunst ein Regenerator zu werden. s.

Wandern und Reisen. Illustrirte Zeitschrift für
Touristik, Landes- und Volkskunde, Kunst und
Sport. Verlag von Schwann, Düsseldorf 1903.
Monatlich zwei Hefte a 50 Pf.
Eine neue Zeitschrift, die einem gewissermafsen
neuen Zwecke dient, nämlich der Kunst des Wan-
derns und der Technik des Reisens, also von
grofser Aktualität und schon detswegen von beson-
derem Reiz. Reise-Schilderungen und Schilderungen
des Volkslebens sollen abwechseln mit kurzen No-
vellen und Humoresken, mit Mundartlichem und Sagen-
haftem u. s. w., auch mit Vorführungen von Werken
der Monumentalkunst, denn der Illustration soll ein
weiter Raum gegönnt sein. Und was dem Reisenden
wie dem Touristen an Notizen und Winken von
Nutzen sein kann, soll ihm reichlich geboten werden,
unter besonderer Berücksichtigung des Vaterlandes,
dem in dieser Hinsicht noch immer nicht die ihm
zukommende Beachtung geschenkt wird. Also ein
ungemein mannigfaltiges, verlockendes Programm,
welches durch das Verzeichnifs von weit über Hun-
dert, zum Theil hervorragenden Mitarbeitern eine ge.
wisse Gewährleistung gewinnt.

Das I. Heft, welches durch seine brillante An-
ordnung und Ausstattung sofort kaptivirt, fesselt durch
die Beschreibung von Delhi, wie der Genofevaburg
in Mayen, und die zahlreichen weiteren Beschreibungen,
Erzählungen, Berichte, die sich anschliefsen, fast
sämmtlich durch gute Zeichnungen oder photographi-
sche Aufnahmen erläutert oder erheitert, sind aktuell
und spannend. — An das vorliegende Probeheft
knüpfen sich daher grofse Erwartungen, und die
Leistungsfähigkeit des Verlages verstärkt für sie die
Unterlage. Schnütgen.

Johannes Guthmann. Die Landschaftsmalerei der
toskanischen und umbrischen Kunst von Giotto bii
Rafael. 8°. 456 S. Leipzig, Hiersemann (1902).
Preis Mk. 22,—.
 
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