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Zeitschrift für christliche Kunst — 15.1902

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347

1902. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 11.

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und zu dieser Fassung stimmt die an alte Holzschnitt-
bücher erinnernde Illustration, die in einer jede
Ueberschrift bekrönenden figuralen und ornamentalen
Vignette, wie in Initialen besteht. In stilistischer
Hinsicht herrscht die Frühgothik vor, aber an allerlei
Abschweifungen, sogar bis in die moderne Formen-
welt fehlt es nicht, und wenn der Erfindung und An-
ordnung das Wort geredet werden mufs, so darf hin-
sichtlich der Linienführung nicht verschwiegen werden,
dafs sie stellenweise etwas hart und gehackt ist, zu-
weilen vielleicht beabsichtigt zum Zwecke derberer
Wirkung. Der typographische Eindruck ist gut und
dieser Rückgriff auf die mittelalterliche Illustrations-
art sehr zu begrüfsen, zumal Wort und Bild sich hier
so trefflich ergänzen. Schnutgen.

Der Meister der Ecclesia und Synagoga am
Strafs burger Münster. Beiträge zur Ge-
schichte der Bildhauerkunst des XIII. Jahrh. in
Deutschland, mit besonderer Berücksichtigung ihres
Verhältnisses zur gleichzeitigen französischen Kunst
von Dr. Karl Fr an ck-Oberaspach. Mit 12
Tafeln und 21 Abbildungen im Text. Verlag
von Schwann, Düsseldorf 1903. (Preis 5 Mk.)
Aus einer von der Strafsburger Fakultät gestellten
Preisaufgabe ist diese Studie hervorgegangen, von der
ein Theil als Dissertation gedient hat und die Fort-
setzung bald erscheinen soll. Sie liefert einen sehr
förderlichen Beitrag zur Lösung der brennenden Frage
nach dem Einflüsse der französischen Frühgothik auf die
deutsche, zunächst auf die westdeutsche Plastik, indem
die alleredelsten Erzeugnisse derselben, die be-
rühmten Figuren der Kirche und Synagoge am Strafs-
burger Münster nebst anderen Werken desselben Meisters
an demselben Bauwerk hinsichtlich ihres Ursprungs
aufs sorgfältigste geprüft werden, mit dem Ergebnisse,
dafs ein in Chartres ausgebildeter Künstler
ihr Urheber ist (der weder in Frankreich noch in
Deutschland Schule gemacht hat). Zum Beweise dafür
liefert der Verfasser im I. Theil eine Analyse des
Styls der betr. Strafsburger Werke, besonders der
Ecclesia und Synagoga, indem er den rein künstle-
rischen Bedingungen der Darstellung (Einheit, Kon-
trast, Standsyslem, Gewandbehandlung etc.), sodann
den äufseren Bedingtheiten derselben (Verhältnifs zur
Architektur, Material etc.) auf's sorgfältigste nach-
geht. — Im II. Theil prüft er die Stellung dieses
Meisters in der französischen Bildhauerkunst des XIII.
Jahrh., und aus den genauesten allseitigsten Vergleichen
mit den Figuren der Chartreser Lokalheiligen ergiebt
sich, dafs er das Schlufsglied dieser Schule ist. —
Die gründliche, methodisch musterhafte Untersuchung,
durch Abbildungen erläutert, flöfst zu diesem Resultat
und zu den weitern Forschungen volles Vertrauen ein.

Scb nü tgen.

Die Aufnahmen mittelalterlicher Wand-
und Deckenmalereien in Deutschland,
herausgegeben von Borrmann (bei Wasmuth in
Berlin) sind seit unserer letzten Notiz (in Bd. XII,
Sp. 390) um vier Lieferungen gewachsen, welche das
ungemein verdienstliche Werk zum Abschlufs gebracht
haben (Preis 200 Mark). Die letzten Hefte enthalten

mehrere kostbare Ergänzungen zu den früheren, wie
verschiedene neuerdings erst zu Tage getretenen
Wandgemälde, so dafs für das ganze Werk eine ge-
wisse Vollständigkeit in Anspruch genommen werden
kann. Mit figürlichen Reproduktionen wechseln orna.
mentale, mit religiösen Bildern profane, mit Einzel-
heiten zusammenfassende Darstellungen ab, und in den
sie begleitenden Beschreibungen haben viele kunst-
geschichtliche, ikonographische, technische Notizen
neben den Erklärungen Platz gefunden. Der Ueber-
blick, der hier durch hinsichtlich der Zeichnungen
wie der Farben zuverlässige Wiedergaben über die
Entwicklung der Wandmalerei in ganz Deutschland,
vom höchsten Norden bis in den tiefsten Süden, vom
Anfang des XI. bis in das XVI. Jahrh. geboten ist,
übertrifft durch Reichthum wie Mannigfaltigkeit, durch
Treue wie Brauchbarkeit alle früheren Publikationen,
die französischen nicht ausgenommen. Den Malern,
namentlich denjenigen, denen die Ausstattung der
Kirchen und Paläste romanischen und gothischen Stils
! obliegt, darf daher die Anschaffung dieses Werkes,
(dessen Preis ein einziger ordentlicher Auftrag wieder
herausbringt), aufs angelegentlichste empfohlen werden,
sowie Allen, die jene zu berathen und zu kontroliren
haben. Auf ganz bescheidene Dekorationen hätte
in noch stärkerem Mafse Rücksicht genommen werden
können, wozu es an vorbildlichem Material nicht fehlt,
obwohl auf figurale Beigaben im Mittelalter nicht
leicht verzichtet wurde. — Bei der grofsen Vorliebe der
früheren Jahrhunderte für farbige Dekoration und bei
der gegenwärtigen Emsigkeit des Forschens wird es
auch in den nächsten Jahren an neuen Entdeckungen
auf diesem Gebiete sicherlich nicht fehlen, und dann
ergeben sich für dieses monumentale Werk von selbst
die Zusätze, wenn es jetzt hinreichenden Zuspruch
findet. Schnütgen.

Vorbilder-Hefte aus dem Köntgl. Kunst-
gewerbemuseum zu Berlin, herausgegeben
von Julius Lessing. Verlag von Ernst Wasmuth.
Heft 26: Geräthe aus Edelmetall, XVIII.
Jahrh. Text von Lessing; Heft 28: Mittel-
alterliches Bronzegeräth. Text von Georg
Swarzendski; Heft29: Chinesische Bronce-
gefäfse. Text von Lessing.
Jedes dieser Grofsfoliohefte umfafst 15 Tafeln;
und die auf denselben in vorzüglichen Lichtdrucken
grofs und deutlich wiedergegebenen Gegenstände,
denen kurze, aber zuverlässige Beschreibungen bei-
gegeben sind, gehören dem Berliner Kunstgewerbe-
museum , welches durch diese fortlaufenden Ver-
öffentlichungen der Wissenschaft und ganz besonders
dem kunstgewerblichen Schaffen einen grofsen Dienst
erweist. — Die Edelm et allgeräthe des XVIII.
Jahrh.: Kannen, Tischleuchter, Schüsseln etc., sind
zumeist in Paris, zum Theil in Deutschland (Augs-
burg)! vereinzelt in England und Italien entstanden
und für die moderne Industrie von vorbildlichem
Werth. — Die mittelalterlichen Broncege-
räthe, welche in gegossenen Leuchtern, Becken,
Kannen, Giefsgefäfsen bestehen und fafst sämmtlich in
Deutschland entstanden sind, zumeist im XII. und XIII.,
Vereinzelt im XIV. und Xv. Jahrh. haben theilweise
 
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