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Zerrenner, Heinrich Gottlieb
Volksbuch: Ein faßlicher Unterricht in nützlichen Erkenntnissen und Sachen mittelst einer zusammenhängenden Erzählung für Landleute um sie verständig, gut, wohlhabend, zufriedener und für die Gesellschaft brauchbarer zu machen (1. Theil, 1. Abtheilung) — [Erscheinungsort nicht ermittelbar]: [Verlag nicht ermittelbar], 1788 [VD18 90783131]

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https://doi.org/10.11588/diglit.49043#0239
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Gewöhnung zur Schamhaftigkeit. 219
warf, wandte sie selbst allemal so lange das Ge-
sicht weg, und fragte dann: nun, darf ich dich
wieder aufthen, oder ist noch etwas bloß? Auch
klagten die Aeltern im Beyseyn der Kinder niemals,
daß sie sehr viel zu thun hätten, oder daß es ihnen
sauer würde, wenn es auch die Wahrheit war; son-
dern sie stellten sich immer ungemein froh und mun-
ter zu ihrer Arbeit und sagten , daß es ihnen sehr
leicht würde, damit die Kinder, die zu einer arbeit,
samen und mühsamen Lebensart bestimmt waren,
nie die Arbeit lästig finden möchten; denn durch
alles Klagen wird ja doch nichts leichter und besser;
wohl aber schwerer, und mehr Zeit verloren. Eben
so wenig beschwerten sie sich über schlechte Witterung,
wie kalt, wie windig es wäre; denn die Kinder
sollten ja einmal viel Wind und Wetter in der Welt
aussiehen. Vielmehr erklärten sie ihnen oft, wie
gut auch solche Witterung sey, und wie einem dann
so wohl sey, wenn man sich wieder erquicken könne;
und daß man dadurch sehr vest und gesund werde.
Daher mußten die Kinder denn auch in allerlei) Wit-
terung fort. Auch klagten sie niemals, deß die Kin-
der es hörten, über schlechte Zeiten; oder stellten
ihnen gar die ,Welt als ein Iammerthal vor; son-
dern erzehlcen ihnen immer vielmehr Gutes, als
Böses, das in der Welt sei), und sagten bey aller
Gelegenheit, wie lieb doch der gute Gott die Mem
sben habe, daß er alles so zu ihrer Bequemlich-
keit und zu ihrem Vergnügen eingerichtet habe.
Auch erzehlcen sie ihnen nicht viel von den bösen
Leuten im Dorfe, noch weniger hielten sie sich über
andere
 
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